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Beschreibung
vor 2 Wochen
Eine Gesellschaft, ein Empfang. Offiziere, ein General, auch
Frauen sind da. Eine Fliederfarbene, eine Blonde ... Es wird
getanzt, Kognak wird gereicht. Und offenbar fühlen sich all die
zunächst als müde beschriebenen Gäste in dem aristokratischen
Herrenhaus wohl, angeregt. Der schüchterne Rjabowitsch jedoch,
der mit dem „Luchsbackenbart“ (schon früh spielen Bärte in dieser
Erzählung eine Rolle), wirkt wie überfordert von all dem. Und
verlässt den erotisierten Ort, schaut anderen beim Billard zu,
fühlt sich dann aber auch dort deplatziert, verirrt sich in all
den Gemächern und landet in einem dunklen Raum. „Na endlich ...“,
hört er eine Frauenstimme sagen, begleitet von Duft, schlanken
Armen, die sich aus dem raschelnden Kleid um ihn schlingen, und
zarter, warmer Haut. Alle Sinne werden aktiviert, nur das Sehen
fehlt. Und dann ... der titelgebende Kuss! Anschließend ein
Schrei der Dame, zu ihrem Entsetzen wurde ihr die Fehlhandlung
klar – spätestens wohl, als sie den Luchsbackenbart spürte. Von
wem auch immer der Kuss stammte, er bezaubert Rjabowitsch, der –
wie es heißt – noch nie eine anständige Frau um die Taille
gefasst hatte. Möglicherweise unanständige. Das wissen wir nicht.
Doch eins ist klar: Die Küsserin war nicht nur anständig, sie war
natürlich auch hinreißend. War es etwa das „fliederfarbene
Fräulein“, das ihm so gefiel? Oder doch die Blonde? Rjabowitsch
macht Zukunftspläne, die eine Frau einschließen, die er nicht
kennt. Dass all seine Wunschideen unrealistisch bleiben, lässt
Tschechow ihn einige Zeit später am Flussufer spüren, und er
stellt dies auf symbolische Weise dar. „Hier“, schreibt der
Germanist Peter von Matt, „haben die jungen Frauen gebadet,
wahrscheinlich auch die eine, die ihn im Dunkeln küsste.“ Und das
raue, kalte Badetuch, das er am Steg berührt? „Dies ist das
genaue Gegenteil zu den weichen, warmen Armen, die sich ihm an
jenem Abend um den Hals legten. So wie damals Haut und Nerven
früher auf das Ereignis reagierten als sein langsames Gehirn, ist
es auch jetzt die fühlende Hand, die ihm die Botschaft sendet:
Mit dem Glück ist es nichts, und alles ist aus! Die Literatur
denkt in Szenen.“ Und in Symbolen. – Anton Tschechows berühmte
Erzählung rund um das Spüren erschien 1887 und wird hier gelesen
von Thomas Gehringer.
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