Warum lassen sich Menschen tätowieren, Gabriel Wolff?
Gabriel Wolff arbeitet als Kalligraf und Tattoo-Künstler. Er
tätowiert nicht selbst, erzählt er im Arbeitspodcast, aber Menschen
aus der ganzen Welt lassen sich seine Werke stechen.
46 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Monat
"Ich bin Künstler, mich interessieren vor allem Geschichten, für
das Tätowieren selbst interessiere ich mich kaum", sagt Gabriel
Wolff im Podcast Frisch an die Arbeit. "Als Kalligraf ist alles,
was ich mache, immer Text: Das kann ein Gedicht sein, ein
Bibelzitat oder eine Stelle aus dem Talmud. Und diesen Text packe
ich dann in Kunst." Wolff, 43, ist in Dachau geboren, in München
aufgewachsen und dann mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert.
Er hat, wie er im Podcast erzählt, schon als Kind immer viel gemalt
und gezeichnet – und von Anfang an meistens Buchstaben. "Ich habe
in Jerusalem gelebt und dort gibt es sehr viel islamische
Kalligrafie, also arabische Buchstaben, die künstlerisch umgesetzt
werden. Das hat mich inspiriert", erzählt er. Je mehr er gezeichnet
habe, desto anspruchsvoller seien seine Entwürfe geworden, sagt
Wolff: "Ich habe die Buchstaben immer mehr in die Formen
reinwachsen lassen, nach einiger Zeit waren es nicht mehr Quadrate
oder Kreise, in denen ich die Buchstaben arrangierte, sondern
Bäume." Weil Wolff als Jugendlicher den obligatorischen Wehrdienst
in Israel aus Protest gegen die anhaltende Besetzung Palästinas
verweigerte, musste er mehrfach ins Militärgefängnis – und traf
ausgerechnet dort auf einen Mitgefangenen, der ihm riet, seine
Zeichnungen als Tätowierungen anzubieten. "Ich bin dann zwei
Wochen in einem Tattoostudio in Jerusalem rumgehangen, aber ganz
ehrlich: Ich habe es nicht gemocht, das war nichts für mich",
erzählt Wolff. "Ich bin dann zu meinen Leinwänden und Papieren
zurückgekehrt." Heute entwirft Wolff nur noch die Kalligrafien, die
später tätowiert werden. "Die meisten meiner Kunden leben in den
Vereinigten Staaten und Kanada", sagt Wolff. Mittlerweile
beschäftigt er eine Mitarbeiterin, die all die Vorgespräche führt
und die Geschichten der Menschen zusammenträgt. "80 Prozent unserer
gemeinsamen Arbeit ist zuzuhören, um die Geschichten der Menschen
zu verstehen, die ich später in meinen Bildern zusammenfasse." In
den 20 Jahren, in denen seine Kalligrafien tätowiert wurden,
schätzt Wolff, habe er schon für gut 3.000 Menschen gezeichnet.
Nicht nur für Wolff, sondern auch für seine Kunden war der 7.
Oktober 2023, an dem Kämpfer der Hamas Israel überfielen und viele
Menschen töteten, vergewaltigten und entführten, ein tiefer
Einschnitt. Zunächst, erzählt er, seien die Entwürfe nach dem
Massaker größer, sehr klar und bekennend gewesen: Davidsterne,
Löwen, israelische Symbole. "Aber ungefähr ein halbes Jahr später,
als die Leute den stärker werdenden Antisemitismus bemerkt haben,
hat es sich umgekehrt", sagt Wolff. "Die Tätowierungen sind jetzt
sehr viel dezenter, sehr viel zurückgezogener und überhaupt kommen
viel weniger Anfragen." Im Podcast erzählt Wolff, weshalb er fast
einmal Mitglied der kommunistischen Partei Israels geworden wäre
und warum er seine Arbeit als sinnhaft erlebt – aber nicht als
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das Tätowieren selbst interessiere ich mich kaum", sagt Gabriel
Wolff im Podcast Frisch an die Arbeit. "Als Kalligraf ist alles,
was ich mache, immer Text: Das kann ein Gedicht sein, ein
Bibelzitat oder eine Stelle aus dem Talmud. Und diesen Text packe
ich dann in Kunst." Wolff, 43, ist in Dachau geboren, in München
aufgewachsen und dann mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert.
Er hat, wie er im Podcast erzählt, schon als Kind immer viel gemalt
und gezeichnet – und von Anfang an meistens Buchstaben. "Ich habe
in Jerusalem gelebt und dort gibt es sehr viel islamische
Kalligrafie, also arabische Buchstaben, die künstlerisch umgesetzt
werden. Das hat mich inspiriert", erzählt er. Je mehr er gezeichnet
habe, desto anspruchsvoller seien seine Entwürfe geworden, sagt
Wolff: "Ich habe die Buchstaben immer mehr in die Formen
reinwachsen lassen, nach einiger Zeit waren es nicht mehr Quadrate
oder Kreise, in denen ich die Buchstaben arrangierte, sondern
Bäume." Weil Wolff als Jugendlicher den obligatorischen Wehrdienst
in Israel aus Protest gegen die anhaltende Besetzung Palästinas
verweigerte, musste er mehrfach ins Militärgefängnis – und traf
ausgerechnet dort auf einen Mitgefangenen, der ihm riet, seine
Zeichnungen als Tätowierungen anzubieten. "Ich bin dann zwei
Wochen in einem Tattoostudio in Jerusalem rumgehangen, aber ganz
ehrlich: Ich habe es nicht gemocht, das war nichts für mich",
erzählt Wolff. "Ich bin dann zu meinen Leinwänden und Papieren
zurückgekehrt." Heute entwirft Wolff nur noch die Kalligrafien, die
später tätowiert werden. "Die meisten meiner Kunden leben in den
Vereinigten Staaten und Kanada", sagt Wolff. Mittlerweile
beschäftigt er eine Mitarbeiterin, die all die Vorgespräche führt
und die Geschichten der Menschen zusammenträgt. "80 Prozent unserer
gemeinsamen Arbeit ist zuzuhören, um die Geschichten der Menschen
zu verstehen, die ich später in meinen Bildern zusammenfasse." In
den 20 Jahren, in denen seine Kalligrafien tätowiert wurden,
schätzt Wolff, habe er schon für gut 3.000 Menschen gezeichnet.
Nicht nur für Wolff, sondern auch für seine Kunden war der 7.
Oktober 2023, an dem Kämpfer der Hamas Israel überfielen und viele
Menschen töteten, vergewaltigten und entführten, ein tiefer
Einschnitt. Zunächst, erzählt er, seien die Entwürfe nach dem
Massaker größer, sehr klar und bekennend gewesen: Davidsterne,
Löwen, israelische Symbole. "Aber ungefähr ein halbes Jahr später,
als die Leute den stärker werdenden Antisemitismus bemerkt haben,
hat es sich umgekehrt", sagt Wolff. "Die Tätowierungen sind jetzt
sehr viel dezenter, sehr viel zurückgezogener und überhaupt kommen
viel weniger Anfragen." Im Podcast erzählt Wolff, weshalb er fast
einmal Mitglied der kommunistischen Partei Israels geworden wäre
und warum er seine Arbeit als sinnhaft erlebt – aber nicht als
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