Podcaster
Episoden
02.12.2025
44 Minuten
"Viele zeigen sich nicht mehr gerne ihrem Partner, weil sie sich
schämen, wie sie aussehen. Und da kann man helfen", sagt Olaf
Kauder im Podcast Frisch an die Arbeit. Als Facharzt für plastische
und ästhetische Chirurgie mit eigener Praxis in Berlin strafft er
Gesichtshaut, verkleinert Brüste und saugt Fett ab. Viele seiner
Patientinnen und Patienten würden sich wünschen, wieder wie früher
auszusehen, sagt er. Er wäge dann immer ab, ob sie wirklich durch
diesen Eingriff profitieren würden. Olaf Kauder hat Medizin an
der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster studiert und,
nach seiner Ausbildung zum Facharzt, vor mehr als 20 Jahren seine
Praxis in Berlin gegründet. In Vorgesprächen versucht Kauder
herauszufinden, warum seine Patienten und Patientinnen sich
behandeln und operieren lassen wollen. Dabei sei auch entscheidend,
wer sie begleitet. Ist der Partner dabei? Die Mutter? "Ich muss die
Motivation verstehen. Ob er oder sie das für sich macht oder durch
andere motiviert wird", sagt Kauder. Manchmal rät er nach dem
Vorgespräch von einer Behandlung ab. "Ich glaube, dass
viele ihren Körper falsch wahrnehmen, weil sie einem enormen
Druck von außen unterlegen sind", sagt Kauder. Einmal sei
beispielsweise ein junger Mann zu ihm gekommen, der seine
Brustwarze operieren wollte, weil sie ihm zu groß
erschien. "Das war ein Normalbefund, er war ein Opfer von
Social Media und überhaupt dem Schönheitswahn." Er sehe es deswegen
als seine Verantwortung, gerade jungen Menschen zu sagen, wenn sie
eine Operation nicht benötigen. Im Podcast erzählt er, wie er es
schafft, sich stundenlang während einer Operation zu konzentrieren,
welche Behandlungen am meisten Spaß machen und warum er in seiner
Freizeit nicht über seinen Beruf sprechen will. "Frisch an
die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise
Landschek. Das Team erreichen Sie unter
frischandiearbeit@zeit.de. [ANZEIGE] Mehr über die
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18.11.2025
48 Minuten
"Ich laufe mir den Stress ab", sagt Ines Schwerdtner, Vorsitzende
der Linkspartei und Abgeordnete im Bundestag im Podcast "Frisch an
die Arbeit". Wenn sie jogge, gehe sie jedes Mal die gleiche Route
und höre dieselbe Musik, weil sie über solche Dinge nachdenken
wolle. "Ich glaube, dass mich die Aufregung im Plenum immer ein
paar Kalorien kostet", sagt sie. Schwerdtner, 1989 in Werdau
in Sachsen geboren und in Hamburg aufgewachsen, hat Englisch und
Politik auf Lehramt studiert, dann einige Jahre als Journalistin
gearbeitet – unter anderem für die deutsche Ausgabe des aus den USA
stammenden linken Magazins "Jacobin", die sie selbst
gründete. Seit Oktober 2024 ist Schwerdtner – gemeinsam mit
Jan van Aken – Vorsitzende der Partei Die Linke. Im Frühjahr 2025
gewann sie das Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg für
ihre Partei, unter anderem gegen Beatrix von Storch von der in
Teilen rechtsextremen AfD. Ihre Arbeitstage seien häufig sehr lang,
sagt Schwerdtner. "Ich zähle die Stunden ehrlich gesagt nicht, weil
mich das in eine Depression stürzen würde." Gerade in
Sitzungswochen kämen schnell "12, 14 oder auch mal 16 Stunden" am
Tag zusammen. Dass die Linke in Deutschland seit Schwerdtners
Amtsantritt fast 70.000 neue Mitglieder gewinnen konnte, liegt ihr
zufolge auch daran, dass sich die Partei auf einige grundlegende
Themen und Strategien fokussiert hat. "Das Erfolgsrezept ist, an
den Alltagssorgen der Menschen zu sein und zuzuhören." Wichtig
seien dabei vor allem die Themen Lebenshaltungskosten und Mieten.
"Wenn man einen Begriff wie Mietendeckel selber nicht mehr hören
kann, ist das der Moment, wo die Strategie funktioniert", sagt sie.
Gleichzeitig betont sie, dass sich ihre Partei strukturell
modernisieren müsse. Kinderbetreuung während Sitzungen, flexiblere
Arbeitszeiten und weniger Abendveranstaltungen seien wichtige
Schritte, um mehr Menschen und vor allem Frauen mit Kindern auch
aus der Arbeiterschicht für politisches Engagement zu gewinnen.
"Wir brauchen Menschen, die aus der Pflege kommen, aus der
Industrie, Friseurinnen und nicht nur solche mit klassischen
Politkarrieren." Als Parteivorsitzende hat Schwerdtner gemeinsam
mit ihrem Co-Vorsitzenden Jan van Aken ihr eigenes Einkommen auf
2.850 Euro netto pro Monat gedeckelt: ein Wert, der sich am
durchschnittlichen Gehalt in Deutschland orientiert. Auch wenn sie
selbst sehr viel arbeite, sei sie absolut überzeugt von dem
Prinzip. Die Selbstbegrenzung erde sie: "Ich weiß, wie die
Supermarktpreise sind, weil ich selbst jede Woche einkaufen gehe."
Für die Zeit nach der Parteiführung hat sie viele Ideen.
Schwerdtner sagt: "Ich finde die Perspektive schön, noch einmal
etwas anderes machen zu können." Sie könne sich vieles vorstellen –
Drehbücher schreiben zum Beispiel, oder doch noch als Lehrerin
arbeiten. Aber noch sei das alles für sie sehr weit weg: "Im Moment
ist die Aufgabe, die ich habe, groß genug." Im Podcast erzählt Ines
Schwerdtner außerdem, welche Lehren sie aus den linken Erfolgen in
New York zieht und wie ihre Partei mit den Themen Gaza und
Antisemitismus weiter umgehen will. [ANZEIGE] Mehr über die
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04.11.2025
46 Minuten
"Ich bin Künstler, mich interessieren vor allem Geschichten, für
das Tätowieren selbst interessiere ich mich kaum", sagt Gabriel
Wolff im Podcast Frisch an die Arbeit. "Als Kalligraf ist alles,
was ich mache, immer Text: Das kann ein Gedicht sein, ein
Bibelzitat oder eine Stelle aus dem Talmud. Und diesen Text packe
ich dann in Kunst." Wolff, 43, ist in Dachau geboren, in München
aufgewachsen und dann mit seiner Mutter nach Israel ausgewandert.
Er hat, wie er im Podcast erzählt, schon als Kind immer viel gemalt
und gezeichnet – und von Anfang an meistens Buchstaben. "Ich habe
in Jerusalem gelebt und dort gibt es sehr viel islamische
Kalligrafie, also arabische Buchstaben, die künstlerisch umgesetzt
werden. Das hat mich inspiriert", erzählt er. Je mehr er gezeichnet
habe, desto anspruchsvoller seien seine Entwürfe geworden, sagt
Wolff: "Ich habe die Buchstaben immer mehr in die Formen
reinwachsen lassen, nach einiger Zeit waren es nicht mehr Quadrate
oder Kreise, in denen ich die Buchstaben arrangierte, sondern
Bäume." Weil Wolff als Jugendlicher den obligatorischen Wehrdienst
in Israel aus Protest gegen die anhaltende Besetzung Palästinas
verweigerte, musste er mehrfach ins Militärgefängnis – und traf
ausgerechnet dort auf einen Mitgefangenen, der ihm riet, seine
Zeichnungen als Tätowierungen anzubieten. "Ich bin dann zwei
Wochen in einem Tattoostudio in Jerusalem rumgehangen, aber ganz
ehrlich: Ich habe es nicht gemocht, das war nichts für mich",
erzählt Wolff. "Ich bin dann zu meinen Leinwänden und Papieren
zurückgekehrt." Heute entwirft Wolff nur noch die Kalligrafien, die
später tätowiert werden. "Die meisten meiner Kunden leben in den
Vereinigten Staaten und Kanada", sagt Wolff. Mittlerweile
beschäftigt er eine Mitarbeiterin, die all die Vorgespräche führt
und die Geschichten der Menschen zusammenträgt. "80 Prozent unserer
gemeinsamen Arbeit ist zuzuhören, um die Geschichten der Menschen
zu verstehen, die ich später in meinen Bildern zusammenfasse." In
den 20 Jahren, in denen seine Kalligrafien tätowiert wurden,
schätzt Wolff, habe er schon für gut 3.000 Menschen gezeichnet.
Nicht nur für Wolff, sondern auch für seine Kunden war der 7.
Oktober 2023, an dem Kämpfer der Hamas Israel überfielen und viele
Menschen töteten, vergewaltigten und entführten, ein tiefer
Einschnitt. Zunächst, erzählt er, seien die Entwürfe nach dem
Massaker größer, sehr klar und bekennend gewesen: Davidsterne,
Löwen, israelische Symbole. "Aber ungefähr ein halbes Jahr später,
als die Leute den stärker werdenden Antisemitismus bemerkt haben,
hat es sich umgekehrt", sagt Wolff. "Die Tätowierungen sind jetzt
sehr viel dezenter, sehr viel zurückgezogener und überhaupt kommen
viel weniger Anfragen." Im Podcast erzählt Wolff, weshalb er fast
einmal Mitglied der kommunistischen Partei Israels geworden wäre
und warum er seine Arbeit als sinnhaft erlebt – aber nicht als
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21.10.2025
48 Minuten
"Einen guten Musikgeschmack haben viele, aber das reicht nicht. Ich
muss mich einlassen auf den Film, einlassen auf die Szene", sagt
Martin Hossbach im Podcast "Frisch an die Arbeit". Hossbach
arbeitet als Music Supervisor und hat schon für Filme wie
"Toni Erdmann" und "Sound of Falling" die Musik ausgesucht.
Seit 2004 stellt Hossbach passende Lieder für Filme zusammen,
beauftragt Komponistinnen und Komponisten, einen sogenannten Score
zu entwickeln, also eigens komponierte, meist atmosphärische
Stücke. Er verhandelt auch mit Plattenfirmen und Verlagen über die
Rechte an Kompositionen und Aufnahmen – und sucht nach
Alternativen, wenn Stücke entweder gar nicht oder nur zu horrenden
Preisen freigegeben werden. "Ich bin oft der Kummerkasten für die
Produktion, wenn sich herausstellt, dass ein Song zu teuer ist und
man eine Alternative finden muss", erzählt Hossbach. Ursprünglich
machte er eine Ausbildung als Industriekaufmann bei einem Vorgänger
der Plattenfirma Universal Music und studierte an einer
Berufsakademie BWL. Später war er Redakteur beim Musikmagazin
"Spex", veranstaltete Konzerte unter anderem im Berghain und
entwickelte das Berliner Musikfestival Pop-Kultur mit Durch seine
Ausbildung und sein gutes Netzwerk, erzählt er im Podcast, habe er
viele Leute in der Musikbranche kennengelernt und erfahren, wie man
Rechte an Liedern einholt. "Und: Ich kann gute E-Mails schreiben,
das ist vielleicht meine wichtigste Fähigkeit", sagt er. Nach
seinem ersten Film sei er dann "von Regisseurin zu Regisseurin"
weitergereicht worden, seit gut fünf Jahren arbeitet er nun
ausschließlich als "Music Supervisor", wie der Beruf in der
Filmbranche offiziell heißt. "Ich wusste nicht, dass es diesen
Beruf gibt, als ich ihn ergriffen habe." Einer seiner kniffligsten
Fälle, erzählt Hossbach, sei der Kinofilm "Sehnsucht" gewesen. Ein
Film mit sich selbst spielenden Laiendarstellern in einem Dorf in
Brandenburg. Dabei habe der Hauptdarsteller für eine Szene bei
einer Dorfdisco das Lied "Feel" von Robbie Williams ausgesucht
– und zu einem relativ späten Zeitpunkt musste Hossbach noch
eilig die Rechte an Komposition und Aufnahme einholen. "Die
Plattenfirma und der Verlag hatten schon abgesagt", erzählt er.
Aber aus seiner Zeit als Musikjournalist hatte er einen Kontakt zum
Management der Pet Shop Boys. "Der hat mich direkt mit dem Manager
von Williams verbunden – und der hat das mit einer dreizeiligen
Mail einfach erlaubt." Im Podcast erzählt Hossbach außerdem, wie er
sich in finnischen Tango und französischen Banlieue-Rap
einarbeitet, warum ihm die besten Ideen manchmal in der U-Bahn
kommen und welche Soundtracks er selbst richtig gut findet.
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08.10.2025
34 Minuten
"Straßenbahnfahrer bin ich eher aus Zufall geworden", sagt Michael
Haase im Podcast "Frisch an die Arbeit". 20 Jahre lang habe er als
freischaffender Fotodesigner gearbeitet, bis er kurz vor seinem 50.
Geburtstag spürte, dass er lieber einen sicheren Job haben will.
"Ein Freund hat mir dann eine Stellenausschreibung der Berliner
Verkehrsbetriebe gezeigt, gesucht wurden Straßenbahnfahrer, auch
Quereinsteiger." Die Umschulung dauerte nur wenige Monate, seit
fünf Jahren fährt Haase nun auf verschiedenen Straßenbahnlinien im
Berliner Norden. Er liebe seinen neuen Beruf, sagt er, denn
er fühle sich nun wie "ein kleines Teil eines großen Getriebes".
Von der Fahrerkabine habe er einen freien Blick auf die Stadt, vor
allem in den Morgenstunden sei das ein schönes Gefühl. Auf der
anderen Seite sei Straßenbahnfahren auch sehr anstrengend,
"besonders für den Kopf", wie er sagt. Seine Umgebung müsse er
ständig im Blick behalten. Unaufmerksame Autofahrer oder Passanten
seien eine große Gefahr, vor allem für sich selbst. "So eine 50
Tonnen schwere Straßenbahn hat einen sehr langen Bremsweg, vor
allem bei Nässe", erzählt er. Und sie könne nicht einfach
ausweichen. "Einmal ist ein Passant, ohne aufzuschauen, bei
Rot knapp vor mir über eine Fußgängerampel gegangen, ich musste
eine Gefahrenbremsung machen." Ausnahmsweise sei er damals
ausgestiegen und habe den Passanten angebrüllt, ob er denn
lebensmüde sei, sagt Haase. Im Podcast erzählt er, wie er mit
schwierigen Fahrgästen umgeht, warum ihm beim Fahren der immer
gleichen Strecken nie langweilig wird und welche Geräusche einer
Straßenbahn er am liebsten mag. [ANZEIGE] Mehr über die Angebote
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Tipp der Redaktion
'Frisch an die Arbeit' von Zeit Online ist ein interessanter Podcast, weil er Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen zu Wort kommen lässt. Tätowierer, Bombenentschärfer und Beziehungsretter kommen da zu Wort. Offen sprechen sie über ihre Motivation, Zweifel und Erfahrungen. Statt Karrieren nur zu feiern, zeigt der Podcast, wie Arbeit das Leben prägt – manchmal erfüllt, manchmal erschöpft.
Über diesen Podcast
Alle 14 Tage stellen Hannah Scherkamp, Elise Landschek und Daniel
Erk spannenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Gesellschaft
und Wirtschaft Fragen über ihr persönliches Verhältnis zu ihrer
Arbeit. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten,
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