Schwarz hören: Petra Schwarz im Gespräch mit Michael Müller über Leben und Tod

Schwarz hören: Petra Schwarz im Gespräch mit Michael Müller über Leben und Tod

32 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten
Mit 17 ist er in die SPD eingetreten, weil Mutter und Vater dort
engagiert waren und was dann in seiner politischen Karriere kam,
ist für einen gelernten Bürokaufmann durchaus außergewöhnlich:
Vorsitzender der Berliner SPD, Fraktionsvorsitzender im Berliner
Abgeordnetenhaus, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt in
Berlin, Regierender Bürgermeister von Berlin und zuletzt Mitglied
des Deutschen Bundestages. „Dass die Leidenschaft für Politik zum
Beruf wurde, dafür gab es – neben Chancen, die ich ergriffen habe –
auch viele glückliche Umstände.“ resümiert der gebürtige Berliner
Michael Müller. Zuvor arbeitete er übrigens 15 Jahre lang in der
kleinen Familiendruckerei in Berlin-Tempelhof, die sein Großvater
gegründet hatte. Ja, und so scheint es nur zu logisch zu sein, dass
Michael Müller nun sein ehemaliges Wahlkreisbüro „Die Setzerei“
nennt, wo „Politik, Kultur, Gespräche“ stattfinden. Unterstützt von
Freunden, die so helfen, die repräsentativen Räumlichkeiten in
einer Seitenstraße vom Berliner Kurfürstendamm weiter nutzen zu
können. Michael Müller will – obwohl es mit seinem Wiedereinzug in
der Deutschen Bundestag nicht geklappt hat – „aktiv bleiben im
gesellschaftspolitischen Umfeld“. Dass seine Partei „rustikal mit
ihren Vorsitzenden umgeht, hat leider seit vielen Jahren
Tradition“. Lars Klingbeil, der im Juni mit gerade mal knapp 65 %
für weitere zwei Jahre gewählt wurde, muss das jetzt „wegstecken“,
betont der erfahrene SPD-Mann Müller. Anlässlich der „Rede meines
Lebens“, die Michael Müller „ein bisschen spooky“, also gruselig
findet, habe ich ihn im Sommer 2025 in der „Setzerei“ in
Berlin-Charlottenburg besucht und mit ihm übers Leben geredet. Über
die Berliner, die „direkt, aber nicht unfreundlich sind.“ und über
Besonderheiten, die das Politik-Machen im Stadtstaat Berlin mit
seiner besonderen Verfassungslage ausmachen: „In Berlin gibt es
diese merkwürdige Mischung für den Regierenden: Die Berliner
erwarten ihren Regierenden jeden zweiten Tag im Weißen Haus, also
in der großen Weltpolitik und auf der anderen Seite soll er sich
aber um die umgefallene Parkbank kümmern.“ Und natürlich ging es –
wie es sich für „Schwarz hören“ gehört – auch um den Tod. „In
unserer Familie ist der Tod kein Tabu-Thema.“ erzählt Michael
Müller. Schon in der Druckerei wurden sehr viele Traueranzeigen
gedruckt. Und jetzt setzt sich der 60-jährige Vater zweier
erwachsener Kinder – nach dem Tod seines Vaters vor knapp 10 Jahren
– auch mehr und mehr selbst damit auseinander. „Ohne Angst“, wie er
betont. Mit dem Gedanken vom selbstbestimmten Sterben kann er sich
„bisher noch nicht anfreunden“, hat sich aber als MdB ja bei den
Debatten im Sommer 2023 im Bundestag darum intensiv damit
auseinandergesetzt. Der Hintergrund: Eine Reform der Sterbehilfe
muss laut des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar
2020 her. Denn das Gericht hat das 2015 beschlossene Verbot der
geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung für nichtig erklärt und
betont, dass die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, – als Ausdruck
des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben – auch die Freiheit
umfasse, „hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und Hilfe, soweit sie
angeboten wird, in Anspruch zu nehmen“. Was seine eigene
Abschiedsfeier betrifft, so gibt es dafür eine Playlist, die seine
Tochter immer mal wieder sinngemäß die Frage stellen lässt: Dir ist
schon bewusst, dass es eine Trauerfeier und kein Rockkonzert sein
wird …? Viel Spaß mit der 135. Episode meines Podcasts „Schwarz
hören“ mit Michael Müller.

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