Frau Seeger, sind die Feiertage für Frauenhäuser besonders belastend?
Seit 30 Jahren leitet Catrin Seeger ein Frauenhaus. Im Podcast
erzählt sie, wie sie damit umgeht, immer wieder von Gewalt bedrohte
Frauen wegschicken zu müssen.
37 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 11 Monaten
"Wir haben alle Schichten bei uns im Frauenhaus, alle kulturellen
Hintergründe und Altersgruppen, von der Analphabetin bis zur
Professorin", sagt Catrin Seeger, die seit 30 Jahren das
unabhängige Frauenhaus in Rathenow in Brandenburg leitet, im
Podcast "Frisch an die Arbeit". "Meine jüngste Bewohnerin war 18,
meine älteste 90 Jahre alt." Seeger, 65, hat das Frauenhaus in
Rathenow nach der Wiedervereinigung selbst gegründet. Zum einen,
weil es in ihrer Familie früher selbst Gewalt gegeben habe, wie sie
im Podcast erzählt. Und weil Gewalt in Beziehungen und gegen Frauen
in der DDR nicht öffentlich diskutiert worden sei: "In der DDR war
das überhaupt kein Thema. Uns wurde erst über die Jahre das ganze
Ausmaß bewusst." Auch heute sei vielen Betroffenen unklar, wann sie
sich bei einem Frauenhaus oder der Polizei melden können – nämlich
schon dann, wenn sie bedroht oder in ihrer Freiheit beschränkt
werden. "Viele Frauen haben das Gefühl, sie müssen erst verprügelt
werden, um unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagt Seeger. "Die
Frauen, die uns anrufen, wissen meistens noch gar nicht richtig,
was ihnen passiert ist. Die Gewalt ist für sie noch gar nicht
richtig greifbar und sie denken oft: So schlimm war es doch nicht!"
Das Belastendste bei ihrer Arbeit aber sei, dass sie oft Anrufe
bekäme – von Frauen in Not, der Polizei – und absagen müsse, wenn
die eine sichere Bleibe suchen. Denn häufig seien alle Plätze bei
ihr belegt. Zwar versucht Seeger dann, die Personen in andere
Frauenhäuser in Brandenburg zu vermitteln. Doch das helfe vielen
nicht, sie bräuchten eine Unterkunft in der Nähe ihres
Alltags. "Manchmal, wenn ich in der Zeitung lese oder in den
Medien höre, dass in Berlin wieder eine Frau umgebracht wurde,
vielleicht sogar mit Kindern, dann denke ich schon: War sie schon
mal bei uns? Und ist sie wieder zurückgegangen?", sagt
Seeger. Im Podcast erzählt sie außerdem, wie psychischer
Missbrauch in Beziehungen aussehen kann, was sich beim Schutz der
Frauen schon verbessert hat und warum die Prävention gegen Gewalt
schon im Kindergarten beginnen muss. [ANZEIGE] Mehr über die
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Hintergründe und Altersgruppen, von der Analphabetin bis zur
Professorin", sagt Catrin Seeger, die seit 30 Jahren das
unabhängige Frauenhaus in Rathenow in Brandenburg leitet, im
Podcast "Frisch an die Arbeit". "Meine jüngste Bewohnerin war 18,
meine älteste 90 Jahre alt." Seeger, 65, hat das Frauenhaus in
Rathenow nach der Wiedervereinigung selbst gegründet. Zum einen,
weil es in ihrer Familie früher selbst Gewalt gegeben habe, wie sie
im Podcast erzählt. Und weil Gewalt in Beziehungen und gegen Frauen
in der DDR nicht öffentlich diskutiert worden sei: "In der DDR war
das überhaupt kein Thema. Uns wurde erst über die Jahre das ganze
Ausmaß bewusst." Auch heute sei vielen Betroffenen unklar, wann sie
sich bei einem Frauenhaus oder der Polizei melden können – nämlich
schon dann, wenn sie bedroht oder in ihrer Freiheit beschränkt
werden. "Viele Frauen haben das Gefühl, sie müssen erst verprügelt
werden, um unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagt Seeger. "Die
Frauen, die uns anrufen, wissen meistens noch gar nicht richtig,
was ihnen passiert ist. Die Gewalt ist für sie noch gar nicht
richtig greifbar und sie denken oft: So schlimm war es doch nicht!"
Das Belastendste bei ihrer Arbeit aber sei, dass sie oft Anrufe
bekäme – von Frauen in Not, der Polizei – und absagen müsse, wenn
die eine sichere Bleibe suchen. Denn häufig seien alle Plätze bei
ihr belegt. Zwar versucht Seeger dann, die Personen in andere
Frauenhäuser in Brandenburg zu vermitteln. Doch das helfe vielen
nicht, sie bräuchten eine Unterkunft in der Nähe ihres
Alltags. "Manchmal, wenn ich in der Zeitung lese oder in den
Medien höre, dass in Berlin wieder eine Frau umgebracht wurde,
vielleicht sogar mit Kindern, dann denke ich schon: War sie schon
mal bei uns? Und ist sie wieder zurückgegangen?", sagt
Seeger. Im Podcast erzählt sie außerdem, wie psychischer
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