Warum sollte auf einer guten Trauerfeier auch gelacht werden, Julian Heigl?

Warum sollte auf einer guten Trauerfeier auch gelacht werden, Julian Heigl?

"An den ersten Toten, den ich aufgebettet habe, erinnere ich mich bis heute gut", sagt der Berliner Bestatter Julian Heigl. "Ich hatte Tote bis dahin ja auch weder gesehen noch angefasst." An dem Tag habe er gemerkt, dass von den Toten eine große Ruhe aus
47 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
"An den ersten Toten, den ich aufgebettet habe, erinnere ich mich
bis heute gut", sagt der Berliner Bestatter Julian Heigl. "Ich
hatte Tote bis dahin ja auch weder gesehen noch angefasst." An dem
Tag habe er gemerkt, dass von den Toten eine große Ruhe ausgehe –
eine Ruhe, die auch auf ihn übergehe. Der 39-Jährige versteht sich
als alternativer Bestatter. Die Trauerfeiern, die er ausrichtet,
orientieren sich an keinem festen Rahmen oder Ritus, sondern an den
Bedürfnissen der Trauernden, erklärt Heigl im ZEIT-ONLINE-Podcast
Frisch an die Arbeit. "Auf einer guten Bestattung wird geweint und
gelacht“, sagt er. Für Heigl selbst war lange nicht absehbar, dass
er beruflich mit Toten und Trauernden zu tun haben würde. Er
studierte Musikwissenschaft, promovierte über Barockmusik und
machte sich danach auf die Suche nach einem Beruf, der zu ihm
passte. Dabei stolperte er über die Homepage eines alternativen
Bestatters: "Ich hatte das Gefühl: Das ist es. Das mache ich
jetzt." In einem Praktikum erlernte Heigl die handwerklichen und
bürokratischen Aspekte des Berufs, die Fristen, die einzuhalten
sind, und wie man einen toten Körper wäscht, anzieht und bettet.
Mit seinem Bestattungsunternehmen Thanatos bekomme er heute mehr
Anfragen, als er zusagen könne. Auch wenn es immer schwer sei,
Trauernden abzusagen, sei es auch wichtig, dass er auf seine
eigenen Grenzen achte: "Es tut mir nicht gut, wenn ich 15
Sterbefälle im Kopf habe und sie einfach abarbeite", sagt Heigl.
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