Der Weinjahrgang 2023 - der Winzer Florian Wecker aus Kinheim an der Mittelmosel berichtet

Der Weinjahrgang 2023 - der Winzer Florian Wecker aus Kinheim an der Mittelmosel berichtet

Teil 14 der Podcast-Reihe von Genuss im Bus zum Weinjahrgang 2023
24 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews mit Winzern und Menschen aus der Wein- & Food-Szene

Beschreibung

vor 5 Monaten
In dieser Podcast-Reihe spreche ich mit Winzerinnen und Winzern aus
den verschiedenen deutschen Anbaugebieten über ihre Erfahrungen
hinsichtlich Witterungsverlauf, Reifeentwicklung und die Gefahren,
denen die Reben im Jahresverlauf 2023 ausgesetzt waren. Fast
unisono berichten die Winzer und Winzerinnen von einem ungemein
herausfordernden Jahrgang, nicht nur hierzulande, sondern auch in
unseren Nachbarländern. In den meisten deutschen Anbaugebieten
folgten auf einen entspannten und überwiegend vielversprechenden
Start Hochdruckwetterlagen, die dem Oidium, also dem Mehltau-Befall
günstige Bedingungen boten. Das waren trockene und meist sonnige
Tage, denen Nächte mit niedrigen Temperaturen folgten. Die relative
Luftfeuchtigkeit stieg. War diese Gefahr gebannt, folgte an nicht
wenigen Orten in den folgenden Wochen die nächste Herausforderung.
Warme, z.T. heiße Temperaturen mit so gut wie keinem Niederschlag
verursachte Trockenstress. Als dann die ersehnten Niederschläge
endlich in der 2. Julihälfte kamen, war die Freude groß und die
Situation in den Weinbergen entspannte sich. Aus diesem Segen wurde
jedoch mit zunehmendem Dauerregen ein Fluch. Das verfügbare Wasser
lud die Beeren einerseits ein, schnell zu wachsen, andererseits
blieb die Reifeentwicklung wegen fehlender Wärme und
Sonneneinstrahlung in dieser Phase zurück. Beeren, die schnell sehr
groß werden, neigen dazu sich gegenseitig abzudrücken und
aufzuplatzen. Der Infektionsdruck nimmt zu. Fliegen werden
angelockt. In manchen Lagen und bei manchen Rebsorten musste die
Lese früh beginnen, weil weiteres Zuwarten zu noch mehr Fäulnis
geführt hätte. Nicht überall waren die Trauben optimal reif.
Andererseits drohten Säureverluste aufgrund der warmen Herbsttage.
Es war nicht leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Spätreifende Sorten waren diesmal im Vorteil. Im Vorteil waren auch
all jene, die ihre Weinberge im Schuss hatten, über gesunde und
ältere Anlagen und ausreichend Humus verfügten und beim
Pflanzenschutz ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Aber auch sie
hatten während der Lese alle Hände voll zu tun, mussten die Zahl
der Helfer erhöhen und so penibel selektieren, dass sich der
Leseaufwand in machen Lagen und für manche Rebsorten exorbitant
erhöhte. Die Erträge gingen gegenüber den Vorjahren zurück, obwohl
die Verbände noch wenige Wochen zuvor das Gegenteil prognostiziert
hatten. Dort, wo der Zustand der Trauben ein weiteres Zuwarten mit
der Lese erlaubte, konnte man vom weitgehend stabilen und warmen
Herbstwetter profitieren. Auf jeden Fall war es eine ungemein
zügige Lese, für viele Betriebe die schnellste Lese, die sie je
erlebt haben. Nicht zuletzt, weil sowohl Guts- und Lagenweine als
auch die vielen unterschiedlichen Rebsorten praktisch gleichzeitig
reif waren. Das zusammen mit dem hohen Selektionsaufwand machte die
Weinlese 2023 zu einem echten Kraftakt, zu einer riesen
Herausforderung.

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