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Episoden
24.12.2025
3 Minuten
Immer wieder werde ich gefragt, was wir Schwestern denn so am
Heiligen Abend machen. Also, wir werden nach den Laudes
nachher noch ein paar kleine Vorbereitungen machen und die Kapelle
im Haus und in der Pfarrkirche weihnachtlich gestalten. Dann den
normalen Haushalt und die Habite und Schleier festtäglich parat
machen, Tischdecken nochmal kurz überbügeln und alle Zimmer, die in
den nächsten Tagen für Gäste gebraucht werden noch schön
dekorieren. Und heute Abend werden wir ins Nachbarstädtchen
fahren und mit unseren älteren und alten Schwestern im Altenheim
den Heiligen Abend feiern. Wir werden das wunderbare Evangelium
lesen, das davon berichtet, dass Kaiser Augustus den ganzen
Erdkreis in Steuerlisten eintragen zu lassen befohlen hat und
deshalb auch Josef mit Maria nach Bethlehem ziehen musste, weil er
aus dem Geschlecht und Haus Davids stammte. Und das mit den
Hirten und den Engeln mit der Botschaft vom Frieden auf Erden. Und
wir werden zusammen singen, Musik machen, plaudern und ausdeutenden
Gedichten und Geschichten lauschen. Dann fahren wir zurück in
unseren Konvent, werden ein bisschen zu Abend essen und dann zur
Christmette um 22.00 Uhr in ein Nachbardorf fahren. Und wenn
wir davon nachhause kommen, dann gibt es bei uns seit vielen Jahren
mein Lieblingsritual. Wir gehen in unsere Hauskapelle und singen
„zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein“ und legen das hölzerne
Christkind in die Krippe. Soweit das äußere, sichtbare Geschehen.
Aber die Dinge, die dazwischen geschehen, die man nicht machen,
nicht planen, nicht vorbesprechen kann, auf diese Dinge bin ich
gespannt. Wird mein Herz angerührt werden, oder absolviere ich
nur, wie immer, wird der göttliche Funke überspringen oder bleibt
es eine schöne Feier, wie immer, wird das Kind in der Krippe in mir
lebendig oder bleibt es aus schön geschnitztem Holz, wie
immer? Ich denke, auch Dir und vielen anderen von uns geht es
so. Und so bitte ich mit Dir und euch diesen, zu uns
heruntergekommenen Gott, um seine Nähe und seinen Weg mit uns durch
diese besonderen Tage und Nächte.
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23.12.2025
3 Minuten
Der Glaube der Menschen an den menschgewordenen Sohn Gottes war
immer mehr zurückgegangen und wurde von vielen gläubigen Christen
und hochgelehrten Theologen vehement abgelehnt. Und genau in
dieser Zeit will Franziskus von Assisi das Weihnachtsgeschehen so
feiern, dass man es fühlen, spüren und neu glauben kann. Johannes
von Greccio berichtet aus dem Winter 1223: Franziskus habe den
Wunsch gehabt, das Gedächtnis an jenes Kind [...], das in Bethlehem
geboren wurde, und [...] die bittere Not, die es schon als kleines
Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und
Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als
möglich darstellen zu lassen. Und so haben die Leute ringsum alles
dahingebracht: Ochs und Esel, Schafe und Heu und Stroh. Und die
Brüder der umliegenden Klöster und die Menschen der umliegenden
Dörfer sind gekommen, um mit Fackeln und Kerzen zu sehen, zu singen
und zu beten. Und später wird berichtet: während der Predigt des
Franziskus, der unentwegt davon gesprochen hat: „Das das heiligste
und geliebte Kind uns geschenkt, für uns geboren am Weg und in eine
Krippe gelegt worden ist, weil in der Herberge kein Platz gewesen
ist“ da habe man gesehen, dass das leblos daliegende Kind in der
Krippe lebendig wurde. Soll heißen: dass das
Krippenspiel die Herzen der Menschen [...], die im Glauben an
Christus erkaltet waren, wieder aufgeweckt hat. Nach der
Prozession, der Lesung des Evangeliums und der Predigt wurde das
Krippenspiel beendet und die Menschen kehrten in seliger Freude
nach Hause zurück. In vielen Gemeinden werden in diesen Tagen
Krippenspiele gespielt. Manchmal von Kindern, oft auch von
Erwachsenen. Und wir, sonst so nüchterne Verstandesmenschen, fühlen
uns im Inneren angerührt wegen der Geschichte der Geburt dieses
Gotteskindes in Armut und Not. Wenn dieses Weihnachtsgeschehen
mit seinen Krippenspielen, den alten, oft so romantischen Liedern
und dem so bekannten Evangelium es schaffen kann, den Glauben an
diesen menschgewordenen Sohn Gottes in uns wieder ein bisschen
lebendiger zu machen, dann gibt es kein schöneres Geschenk in den
nächsten Tagen für jeden von uns.
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22.12.2025
3 Minuten
Schon am Freitag hat unser Hausmeister den Baum gebracht und in
unser Wohnzimmer gestellt. Anders wäre es nicht zu schaffen gewesen
in den letzten arbeitsreichen Tagen vor dem Fest. Jetzt steht er
also da, wunderbar dunkelgrün und tatsächlich duftend nach Wald und
Harz und Kühle. Und wir haben die Heizung ein bisschen
runtergedreht und ihm Wasser in den Christbaumständer gegeben, dass
er lange durchhält und uns Freude macht. Und morgen werden wir ihn
schmücken, mit Strohsternen und Holzfiguren und kleinen geschenkten
Dingen, die ihn dann so wunderschön machen. Und mit elektrischen
Kerzen und mit echten Wachskerzen. Mir gefällt die
Lichtersymbolik der Adventszeit auf Weihnachten hin so gut. Jeden
Adventssonntag eine Kerze mehr am Kranz. Ein kleines Licht mehr,
dass das Ankommen Gottes ankündigt und die Sehnsucht danach heller
erscheinen lässt. Und dann am Weihnachtsfest der hell erleuchtete
Baum mit ganz vielen Lichtern, der zeigt: Gott ist im Kommen. In
einer der vielen Geschichten im Advent hatte ich gelesen, dass in
vorigen Jahrhunderten der Christbaum tatsächlich unter die Decke
gehängt worden ist, mit dem Stamm nach oben und der Spitze nach
unten. Und die Deutung dazu war, dass den Leuten deutlich wurde,
dass der Baum wie ein Pfeil die Richtung zeigt, weil Gott
herunterkommt und unter uns in unserem Alltag und Kleinkram und
Sorge und Leid bleiben will. Und dann könnte ja der Baum, wie wir
ihn heute sehen, eher unsere Richtung zeigen: den Pfeil nach oben,
dorthin wo wir, da wir es weder zeitlich noch räumlich anders
denken können, Gottes Gegenwart verorten, in seinem
Himmel. Und das ist nicht nur ein frommes Gedanken- und
Deutungsspiel. In der heutigen Lesung aus dem Buch Jesaja heißt es
unmissverständlich: Ich der Herr will es vollbringen. Und das war
viele Jahrhunderte vor Christus. Und im Jakobusbrief, aus dem
ersten Jahrhundert nach Christus heißt es: „Brüder und Schwestern,
haltet geduldig aus, bis zur Ankunft des Herrn!“ Allein diese
Zeitdimension macht uns Heutigen zu schaffen, denen Geduld nicht
die bevorzugte Tugend ist. Der leuchtende Baum ist vielleicht eine
Gedanken- und Hoffnungsstütze.
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19.12.2025
3 Minuten
Es gibt einen wunderbaren neuen Liturgietrend: Im Jahr 2003 fing
alles an. 89 Verrückte trafen sich "halblegal" mit Glühwein und
Gebäck auf Höhe der Mittellinie im Stadion An der Alten Försterei
in Berlin zum Weihnachtsliedersingen.Von Jahr zu Jahr wuchs die
Schar der Sänger. Seit Weihnachten 2015 erfüllen die Stimmen von
über 28.000 Menschen das "eiserne Wohnzimmer“, das Stadion von
Union Berlin. Das Weihnachtssingen ist inzwischen ein
generations- und vereinsübergreifendes Ereignis. Pfarrer Kastner
trägt die Weihnachtsgeschichte vor, der Chor des Gymnasiums gibt
Tonart und Takt vor und eine kleine Bläsergruppe sorgt für
festlich-fröhliche Klänge. Liederbuch und Kerze gibt es gratis -
eine kleine Spende für die Nachwuchsarbeit des Vereins ist jedoch
immer willkommen. Und das Ganze hat Schule gemacht.
Weihnachtssingen im Stadion gibt es mittlerweile in vielen Städten:
in Dortmund mit mehr als 70 000 Menschen, in Köln, erstmals in
Paderborn und in Leverkusen und noch mehr. Wenn die Menschen
nicht mehr in die Kirche kommen, dann finden sich andere
Möglichkeiten, die wundervolle Botschaft von der Geburt des
Gotteskindes in die Welt, an den Mann, an die Frau und zu den
Kindern zu bringen. Dass Menschen in den Stadien bei den
Fußballspielen singen, ist ja nichts Neues und dass dort beim
Zusammensingen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht, dass man
sonst nicht mehr findet, ist auch nichts Neues. Aber wenn im
Stadion zehntausende Menschen die Christliche Botschaft mit ihren
Liedern verkünden, das ist wunderbar und einmalig. Auch wenn es
vielen Menschen gar nicht bewusst ist: die alten und neuen Lieder
verkünden auf ihre Weise, dass Gott die Menschen liebt und Ihnen
nahe sein will. Keine Sorge: Ich will die festlichen
Weihnachtsgottesdienste in den geschmückten Kirchen und Kapellen,
mit mehrstimmigen Chorgesängen und Trompetenklang nicht abschaffen
und schön gefeierte Liturgien in ihren strengen, festen Formen
nicht missen. Aber so ein Gesang von „Alle Jahre wieder kommt das
Christuskind“ aus zehntausenden Kehlen geht mir mehr unter die Haut
und ins Herz.
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18.12.2025
3 Minuten
In meiner Kinderzeit im real existierenden Sozialismus gab es
natürlich auch Winter-, Advents- und Weihnachtslieder, die nach
1949 entstanden sind und einen tollen Spagat hinbekommen
haben. Da wurden also der Advent und die Weihnachtszeit
besungen mit wirklich schönen Melodien und Texten, die ich bis
heute kann. Aber nirgendwo in den ganzen Texten kommt auch nur
andeutungsweise vor, worum es im Advent und an Weihnachten wirklich
geht – um die Vorfreude auf das Geburtstagsfest Jesu Christi und
auf das Kommen Christi am Ende der Zeit. Kein Wunder, da sich die
DDR ja als sozialistisches und atheistisches Land verstanden hat.
Worauf also "Vorfreude, schönste Freude, Freude im Advent?“ Es geht
um die schöne Stimmung beim Kerzenschein, um schöne kleine
Heimlichkeiten beim Basteln und Handarbeiten, es geht um schöne
Düfte beim Backen und Kochen und um schöne Lieder und Melodien und
Stimmen, die gerade in dieser Zeit erklingen. Und das kam allen
entgegen, die nicht an Gott glaubten und ja trotzdem Advent und
Weihnachten feiern wollten. Wenn heute "Last Christmas" und "I
am dreaming of a white Christmas" so populär sind und seit November
rauf und runtergespielt werden, ist das so ähnlich, nur ohne
staatliche Verordnung. Und dann bin ich trotzdem sehr guter
Hoffnung auf ein Weihnachtsfest, an dem Menschen zusammen feiern
und vielleicht an irgendeinem Punkt spüren, dass an diesem Fest
doch mehr dran sein muss: mehr als Geschenke und festliches Essen,
mehr als einmal im Jahr Familie aushalten, mehr als freie Tage und
schöne Stimmung. Und ich bin so hoffnungsvoll, weil ich
glaube, dass Gott da ist und er diese Sehnsucht nach mehr als alles
in uns Menschen hineingelegt hat. Und selbst Christen, die an
diesen Gott glauben und sich trotzdem mit vielem an seiner
Botschaft schwertun, selbst wir leben in dieser Hoffnung und
Vorfreude des Advents, auch wenn es scheinbar immer weniger sind,
die das spüren und wirklich ersehnen. Die Botschaft bleibt immer
die gleiche und wird verkündet, ob in "Last Christmas“ oder im
strengen "Herr send herab uns Deinen Sohn, die Völker warten lange
schon".
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Über diesen Podcast
Gedanken zu Gott und der Welt, Erlebnisse aus dem Alltag einer
Ordensfrau - die Olper Franziskanerin Schwester Katharina startet
mit Gebeten und Texten um 6 Uhr in den Morgen.
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