Krankenkassen sollen Homöopathie canceln | Von Paul Clemente

Krankenkassen sollen Homöopathie canceln | Von Paul Clemente

8 Minuten

Beschreibung

vor 6 Tagen

Grüne fordern


Ein Kommentar von Paul Clemente.


Spätestens seit Corona ist klar: Wenn Forscher ihr Wissen zum
Dogma erheben, verwandelt es sich in Ideologie. Für wahre
Wissenschaft gilt nämlich: Jegliche Erkenntnis ist Provisorium,
ein Arbeitsmodell, das regelmäßig auf den Prüfstand gehört. Das
ständiger Korrektur bedarf. Wer sich dem entzieht, ist kein
Wissenschaftler mehr.


Die Stunde solcher Ideologen schlug in der Covid-Ära. Ihr
Merkmal: Sie mieden jede Diskussion mit kritischen Kollegen.
Während Propaganda-Medien die totale Unterwerfung verlangten, den
Mythos der unfehlbaren Autorität reanimierten. Jeder Zweifel
daran wurde als „unwissenschaftlich“ gebrandmarkt. Mit an
vorderster Front: Grünen-Politiker wie Janosch Dahmen. Deren
Forderungen: Masken, Iso-Haft und Impfzwang, das ganze Paket. Wer
darüber am meisten lachte? Big Pharma natürlich. Und jetzt, drei
Jahre später, haben Pharma-Riesen neuen Grund zum Jubeln:


Denn am vergangenen Freitag, auf dem Parteitag in Hannover, haben
die Grünen beschlossen: Nie wieder Homöopathie als
Kassenleistung. Nieder mit den weißen Kügelchen. Globuli-Verbot
für alle Krankenkassen. - Das mag ältere Bürger irritieren:
Besaßen die Grünen doch in ihrer Gründungszeit, vor 45 Jahren,
ein Monopol auf alles, was irgendwie „alternativ“ klang:
Bio-Nahrung beispielsweise, inzwischen zum oralen Hipster-Fetisch
avanciert. Sogar die Taz startete 1978 als alternative
Tageszeitung. Lang ist’s her. Ja, die Grünen waren eine
Friedenspartei, die sogar Exzentriker wie Josef Beuys anzog. Von
diesem Wählerstamm samt seiner Themen hat die Partei sich restlos
befreit. Eines der letzten Fossilien fand man in der grünen
Gesundheitspolitik: Die Homöopathie. Nun kam es zur endgültigen
Liquidierung: Nie wieder Homöopathie als Kassenleistung. 


Zur Begründung wurde einmal mehr der „wissenschaftliche Konsens“
bemüht: Abgesehen vom Placebo-Effekt sei keine Wirkung
homöopathischer Medikamente nachzuweisen. Ganz neu ist dieser
Vorstoß allerdings nicht. Bereits 2020 forderte der grüne
Bundesvorstand: Gesetzliche Krankenkassen sollten Homöopathie nur
gegen Extratarife anbieten. Mit anderen Worten: Wer sich
Privatversicherung oder Extratarife leisten kann, hat das
Privileg der Wahl. Der Rest muss Big Pharma-Produkte konsumieren.
Aber selbst der Privilegien-Tarif ging manchem Grünen nicht weit
genug: Laut Antrag soll die Solidargemeinschaft
„nicht für Therapien aufkommen, deren Wirksamkeit über den
Placebo-Effekt hinaus wissenschaftlich nicht belegt ist."

Dass die vollständige Streichung der Homöopathie ausgerechnet
jetzt vollzogen wurde, ist kaum Zufall: Erst vor zwei Wochen
hatte der Virologe Hendrik Streeck vorgeschlagen: Man solle
hochbetagte Patienten nicht länger mit teuren Medikamenten
quälen. Da könnten Kassen die Erstattung gern mal weglassen…
Genau da zeigt sich eine Parallele: Ob Erstattungs-Stopp für
Homöopathie oder Behandlungs-Aus für alte Menschen – in beiden
Fällen gilt: Weg mit dem mündigen Patienten. Wir wissen doch
besser, was für Dich gut ist.


Ohnehin sei die Erstattung homöopathischer Therapie für manche
Kassen bloß ein Trick, eine Marketing-Aktion, während für
„evidenzbasierte“ Leistungen der Zaster oft fehle. Schlimmer
noch: Unwirksame Behandlungen schädigten die Patienten. Aber:
Wenn die Kassen sie erstatten, könnten Ahnungslose das als
offizielle Anerkennung missdeuten. Eine unnötige Verwirrung.


Auch der Einwand, dass Homöopathie durch Erfahrungswissen gedeckt
sei, stieß am Grünen Parteitag auf wenig Gegenliebe. Ein Berliner
Delegierter konterte: „Erfahrungswissen war auch die Basis für
Aderlass oder von Quecksilber gegen Syphilis." Selbst das
ökonomische Argument, wonach Homöopathie die Kassen nur
geringfügig belaste, verpuffte wirkungslos.


...https://apolut.net/krankenkassen-sollen-homoopathie-canceln-von-paul-clemente/


Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15