Folge 135: Arschbomben verboten

Folge 135: Arschbomben verboten

47 Minuten

Beschreibung

vor 2 Wochen

Diesmal geht es über den Teich - und ein lang gehegter Wunsch von
uns geht endlich in Erfüllung: Wir sprechen mit einer
Wasserspringerin, und zwar nicht mit irgendeiner! Lena Hentschel
ist eine der erfolgreichsten Synchronspringerinnen Deutschlands.
Gerade erst hat sie bei den World University Games zusammen mit
Luis Avila Sanchez Gold gewonnen, sie war bei der WM 2025 und bei
Olympia 2024. Ihr Verein ist der Berliner TSC und sie ist in
diesem Jahr als Berlins Sportlerin des Jahres nominiert.


Zurzeit studiert sie an der Ohio State University, wo sie
Training und Studium optimal verbinden kann. Ihre Haare sind noch
nass, sie kommt gerade vom Training, als es mit unserer Schalte
losgeht. Lena ist ausgesprochen gut gelaunt, die 24jährige, die
seit 20 Jahren als Wasserspringerin aktiv ist, liebt ihren Sport,
das merkt man, von Anstrengung ist bei ihr nichts zu spüren.


Dabei ist ihre Disziplin alles andere als eine leichte Sache.
Turnen, Akrobatik, Körperbeherrschung - da sind sechs Stunden
Training täglich (!) keine Seltenheit. Alles muss perfekt sein,
für jede Ungenauigkeit gibt es im Wettkampf Punktabzüge. Und das
dann auch noch synchron mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin
auf dem Nebenbrett. Trainiert wird viel auch an Land, mit
Trampolin und Sprunggrube. Dass Lena nur 1,57 m groß ist, ist ihr
großer Vorteil, sagt sie - „da ist man einfach noch beweglicher!“


Ein spezielles Outfit haben Wasserspringerinnen nicht, „man nimmt
den Badeanzug, in dem man sich wohlfühlt“. Wichtig allerdings ist
das Tuch, das sie immer dabei hat, wenn sie springt, „der
Lappen“, wie sie selber sagt. Denn Wasserspringer müssen trocken
sein, bevor sie springen, zu groß ist die Gefahr, dass sie sonst
beim Salto, einer Drehung oder Schraube von ihrem eigenen Körper
abrutschen. Ebenfalls wichtig: Das Wasser, in das sie springen,
muss immer leicht in Bewegung sein - „sonst können wir die
Oberfläche nicht erkennen“. Denn das ist das i-Tüpfelchen am Ende
jedes Sprungs: Eintauchen, ohne dass es spritzt.


Lena ist ein sehr offener Mensch - und deshalb spricht sie auch
über etwas, was alle Schwimmerinnen umtreibt, auch wenn die
wenigsten darüber reden - die Menstruation. In keinem anderen
Sport ist die Sorge so groß, dass jemand etwas davon mitbekommt.
Sie erinnert sich noch sehr gut, wie sie als 13jährige das erste
Mal ihre Periode hatte und sofort Tampons benutzen musste -
Binden im Training sind im Wassersport natürlich undenkbar. „Das
war furchtbar und ich war erstmal eine Woche krank“, erzählt sie
rückblickend. Aber auch Tampons sind im Schwimm- und
Wasserspringtraining nicht immer angenehm, saugen sich mit Wasser
voll und drücken.


Mittlerweile hat sich Lena allerdings längst daran gewöhnt, eine
Menstruationstasse käme weder für sie noch für ihre
Trainingskolleginnen in Frage - zu groß die Gefahr, dass die
verrutscht oder nicht dicht hält. Was sie aber im letzten Sommer
für sich entdeckt hat: Ihr Menstruationszyklus kann ihr beim
Training durchaus nützlich sein. „Ich bin wahnsinnig
leistiungsfähig kurz vorm Eisprung“, sagt sie. „Und die Zeit
danach kann ich sinnvoll zur Regeneration nutzen“.


Wettkämpfe allerdings halten sich nicht an den Zyklus der
Athletinnen. Und auch zyklusbasiertes Training im Leistungssport,
wie es in anderen Sportarten hier und da mittlerweile probiert
wird, ist für ihren Trainer kein Thema. Dabei liege darin
durchaus eine Chance, findet Lena. „Ich sehe den Zyklus als
Ressource, nicht als Problem.“ Durchgesetzt hat sich diese
Einstellung bislang aber noch nicht - die Forschung über
zyklusbasiertes Training steckt nach wie vor in den
Kinderschuhen.

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