Wirtschaftlichkeit im Gesundheitssystem – Fluch oder Segen? | Jürgen Windeler
57 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Wochen
Wieso haben wir überhaupt Wettbewerb im Gesundheitssystem? Und
welche Lösungen brauchen wir, um gut versorgen zu können?
Darüber spricht Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus –
Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Professor
Jürgen Windeler, ehemaliger Leiter des IQTIG, dem Institut für
Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen.
Die beiden haben sich bei der Eröffnung des Westdeutschen
Zentrums für Allgemeinmedizin kennengelernt, bei dem Professor
Windeler eine Rede gehalten hat.
In dieser sprach er über den Prozess der Zulassung von
Medikamenten.
Denn hier gibt es eine Besonderheit in Deutschland: Der Zeitraum
von der Zulassung der Europäischen Zulassungsbehörde bis zur
Verfügbarkeit auf dem Markt liegt hier bei durchschnittlich nur
40 Tagen, in anderen Ländern Europas bei durchschnittlich 440
Tagen.
Der deutsche Markt ist somit ganz schön attraktiv für Pharma
Firmen. Auf der anderen Seite gibt es in Deutschland wenig
Bewertung dafür, ob Medikamente gebraucht werden und bezahlt
werden können.
Für Laura stellt sich wieder die ökonomische und ethische Frage,
wie viel Medikamentenkosten wir als Gesellschaft tragen können.
Das Gesundheitssystem ist ein Wirtschaftsfaktor, in dem viele
Akteure eine Möglichkeit sehen, um viel Geld zu verdienen. Doch
eigentlich ist dieses System nicht dafür da, um die
Gesundheitswirtschaft zu unterhalten.
Kann es sein, dass wir hier zu viel Marktwirtschaft ermöglichen?
Das ist besonders bei Krankenhäusern der Fall. Man ist davon
ausgegangen, dass ein Wettbewerb hier gut tun würde, mittlerweile
sterben mit den Krankenhäusern aber auch Menschen,
Windeler möchte insgesamt in Frage stellen, ob Krankenhäuser
überhaupt im Wettbewerb stehen sollten.
Wäre eine Verstaatlichung des Systems eine Lösung? Doch auch hier
entstehen viele Fragen: Würde das System dann über Steuern
finanziert werden? Was passiert mit den Privatpraxen?
Im Voraus hierzu steht die Frage, was genau die Aufgabe der
gesetzlichen Krankenversicherung ist. Laura erklärt das anhand
des Beispiels von Spanien, bei dem es ein staatliches System für
Notfälle gibt und ein System, das über dringende Fälle
hinausgeht.
Obwohl wir ein so teures Gesundheitssystem haben, werden wir im
Schnitt nicht älter als andere Europäer: innen. Das Geld scheint
kein Qualitätskriterium zu sein.
Das liegt aber auch daran, dass unser System ineffizient
aufgebaut ist.
Die beiden diskutieren auch noch über das Primärarztsystem, das
in Professor Windelers Augen eher Primärversorgungssystem heißen
sollte.
Auch Laura ist der Meinung, dass Berufsgruppen wie Physician
Assistants und Primary Care Manager viel mehr Aufgaben übernehmen
könnten, die aktuell Ärzt:innen vorenthalten sind.
Windeler und Dalhaus sind sich einig: Wir haben keine Zeit mehr,
um ewig zu warten!
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