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Beschreibung
vor 2 Monaten
Die Literatur bietet Autorinnen und Autoren ein Feld für Ideen,
Vorstellungen, Phantasien, die so wild oder verrückt und
außergewöhnlich sein können, dass sie sie eben nur dort, auf
diesem Feld, artikulieren können. Gerade in jungen Jahren wird
gerne etwas ausprobiert, und das auch von Schriftstellerinnen,
von denen die Leserschaft das überhaupt nicht erwarten würde. So
hat Jane Austen in ihrem Frühwerk Texte geschrieben, die man/frau
ihr nicht zugetraut hätte. So porträtiert sie in „Henry und
Eliza“ eine Frau und beschreibt ihre Sozialisation in einer
unerhörten Geschwindigkeit. Und immer wieder geschieht Eliza
etwas Ungeheuerliches, was wohl auch mit ihr selbst
zusammenhängt. Denn Eliza ist ein wundersames Wesen. Scheinbar
ein Findelkind – das wird am Ende der Erzählung infrage gestellt
–, kann sie bereits mit gerade mal drei Monaten sprechen. Und
wird aufgenommen von englischen Adeligen – das ist ja mal ein
sozialer Aufstieg! Doch sie passt nicht so ganz in die neue
Umgebung, sie stiehlt – und wird vertrieben, und nun beginnt
Elizas eigentlicher Aufbruch in die Welt, mit märchenhaften
Zufällen und Auf- und Abstiegen, wie wir sie von
Entwicklungsromanen kennen, die Jane Austen in späteren Jahren ja
auch schrieb, mit denen sie berühmt wurde. Doch hier, in dieser
Erzählung, geht alles extrem schnell. Szene folgt auf Szene, und
manche ist deftig, derb und komisch im buchstäblichen Sinne. Etwa
wenn Eliza bemerkt, dass ihre Kinder Hunger leiden, und dies „an
dem Umstand, dass (sie) zwei ihrer Finger abbissen“! Das erinnert
aus heutiger Sicht an Splatter-Szenen in Filmen, die erst 200
Jahre später entstanden. Jedenfalls geht das Ganze gut aus, Eliza
kehrt zurück in die aristokratischen Gefilde. Und Henry, der
Vater ihrer Kinder und im Titel immerhin an erster Stelle
genannt? Ist da längst verstorben. Eliza aber, Eliza geht ihren
Weg.
Jane Austen hatte einen großen Einfluss auf die europäische
Erzählliteratur im 19. Jahrhundert, insbesondere in
Großbritannien, und schrieb diese Erzählung als junge Frau im
Jahr 1790. Die Übersetzung von Melanie Walz liest für uns Monika
Drüke, und das auf eine Weise, welche die unwahrscheinlichsten
Fügungen wie selbstverständlich wirken lassen.
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