Wohnungslosigkeit und medizinische Versorgung | Richard Rosenberger
1 Stunde 1 Minute
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Wie werden eigentlich Wohnungslose und Menschen, die auf der
Straße leben, medizinisch betreut? Warum fallen sie politisch so
durchs Raster?
Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus
– Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Richard
Rosenberger aus Berlin, der als Sozialarbeiter beim Arztmobil
arbeitet.
Mit diesem fährt er und sein Team, das teilweise auch aus
ehrenamtlichen Ärzt:innen besteht, zu Einrichtungen der
Wohnungslosenhilfe und versorgen dort die Menschen, die auf der
Straße leben und keine Krankenversicherung oder aus anderen
Gründen keinen Zugang zum regulären Gesundheitssystem haben.
Diese Menschen leiden oft unter schweren psychischen Erkrankungen
und vielen Schicksalsschlägen, woraus eine Abwärtsspirale
entsteht. Oder sie haben (bisher noch) keine regulären Anspruch
auf eine Krankenversicherung in Deutschland, sind noch nicht
lange oder illegal hier.
Die medizinische Unterversorgung ist heftig, dazu gehören viele
Wunderkrankungen, besonders an den Beinen. Die Wundheilung auf
der Straße funktioniert halt nicht so gut wie in einer Wohnung.
Dazu ist die Ernährung sehr schlecht.
Außerdem ist es schwierig, die Menschen kontinuierlich zu
behandeln. Dadurch wird auch die Chronifizierung höher und dann
gibt es noch Probleme wie die Lagerung von Medikamenten.
Die Bürokratie ist für wohnungslose Menschen oft besonders
problematisch. Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen und
Sprachbarrieren sorgen auch dafür, dass diese Menschen als „nicht
wartezimmerfähig“ eingestuft werden. Sie werden in Arztpraxen
abgelehnt, weil sie innere Erregung haben, Wundentzündungen so
stark fortgeschritten sind, dass eine Geruchsentwicklung entsteht
oder weil sie auch einfach Probleme damit haben, Termine
einzuhalten.
Zudem ist das Leben auf der Straße ein „Full-Time-Job“ – die
Menschen sind den ganzen Tag damit beschäftigt, sich Schlafplätze
und Essen zu organisieren.
Mit dem Artikel 1 im Grundgesetz hat dies wenig gemein. Dazu ist
die Sensibilisierung der Gesellschaft sehr gering, viele werten
Wohnungslose ab.
Richard wünscht sich, dass diese Menschen in das
Krankenversicherungssystem integriert werden und keine
Parallelwelt entsteht.
Das System dürfte nicht darauf ausgelegt sein, Geld zu verdienen.
Laura ist der festen Überzeugung, dass das Geld im System reicht,
um alle zu versorgen.
Richard blickt teilweise hoffnungsvoll in die Zukunft, denn er
hat das Gefühl, dass in bestimmten Gesellschaftsgruppen ein
höheres Verständnis für Wohnungslose entsteht.
Auf der anderen Seite hat er aber auch Angst vor den Kräften im
politischen System, die wollen, dass die Diskriminierung genau
dieser Menschen größer wird.
Berlin sucht übrigens noch ehrenamtliche Ärzt:innen für das
Arztmobil und die Praxis am Bahnhof Zoo. Meldet euch gerne direkt
bei Richard oder bei Laura!
2. Gesundheitsbericht zur medizinischen und zahnmedizinischen
Versorgung obdachloser und/oder nicht krankenversicherter
Menschen in Berlin (2025)
https://www.obdachlosigkeit-macht-krank.de/media/attachments/2025/04/30/cv-gesundheitsbericht-2025-web.pdf
Empfehlung der BAG Wohnungslosenhilfe:
Niedrigschwellige medizinische Versorgungsangebote für
wohnungslose Menschen im Gesundheitssystem etablieren und
finanzieren (04/2025)
https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/POS/POS_25_BAGW_Gesundheit_Niedrigschwellige_medizinische_Versorgungsangebote.pdf
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