Bestimmt verpasst: Die trüben Seiten des Schwimmsports
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Diesmal sprechen wir mit einem Kollegen - einem
Investigativ-Journalisten, vor dem sich Funktionäre, Verbände
und auch Sportler in der ganzen Welt fürchten. Hajo Seppelt hat
international und national maßgeblich zur Aufdeckung von
Dopingvergehen beigetragen und dafür zahlreiche Preise bekommen.
Angefangen hat der einstige Berliner Jahrgangsmeister im
Brustschwimmen 1985 als Sportreporter beim Sender Freies Berlin,
von 1992 bis 2006 war er Live-Kommentator für das ARD-Fernsehen
bei Schwimmwettkämpfen, war unterwegs bei Olympia, Europa- und
Weltmeisterschaften.
Schon damals hat er sich mit dem Thema Doping befasst. 1997
erschien sein Film „Staatsgeheimnis Kinderdoping - Doping-Täter
und -Opfer des DDR-Schwimmsports“. Das war eigentlich eher
zufällig, erzählt er uns lachend im Gespräch, er sei damals
verliebt gewesen in eine Kollegin, die ehemalige kanadische
Leistungsschwimmerin Karin Helmstaedt, mit ihr zusammen habe er
dann diesen Film gemacht. Auch wenn aus der Beziehung nichts
geworden sei - das Thema Doping habe ihn nicht mehr losgelassen.
Gleichzeitig kommentierte er immer noch Schwimm-Wettkämpfe - und
merkte zunehmend, wie sehr ihm die reine
Ergebnis-Berichterstattung auf die Nerven ging. Aus seiner Sicht
gab es viel mehr zu erzählen über die Sportler - aber vor allem
auch über die Geschäftemacher, Ärzte und Verbände, die am Sport
verdienen. Und mitunter tatsächlich auf ALLES setzen, damit am
Ende eine Medaille, ein Sieg dabei herauskommt. Auch auf Doping.
Ein mitunter lebensgefährliches Mittel zum Zweck.
Hajo ist ein Typ, das wurde bei unserem Gespräch sehr schnell
klar - der macht, was er für richtig hält. Eine öffentlich
gewordene privaten E-Mail, in der er die unkritische Sport- und
Doping-Berichterstattung der ARD kritisierte, so erzählt es
Seppelt, führte 2006 dazu, dass er nicht mehr von Wettkämpfen
berichten durfte. Gebremst hat ihn das nicht. Beim WDR baute er
eine Doping-Redaktion auf, seitdem ist er in Sportsendungen,
Nachrichtensendungen und Magazinen sowie als Autor von
Dokumentationen zum Thema Doping zu sehen, mittlerweile hat er
auch eine eigene Produktionsfirma.
Aber kann man es einem Sportler verdenken, wenn er alles
versucht, um noch schneller, besser, toller zu werden? Anders als
früher, sagt Seppelt, kann er den einzelnen Sportler mitunter
verstehen. Der Druck sei immens, die Medien machen zusätzlich
Stimmung. Viele Leistungssportler sind noch sehr jung, glauben,
dass das schon alles richtig ist. Ihn ärgern vor allem die großen
Verbände, die mitmachen, vertuschen und mit dem Risiko der
Sportler ihr Geld verdienen. Besonders schlimm sei dies, weil
auch die WADA, die internationale Anti-Doping-Agentur häufig
nicht wirklich hinschaue. Dabei ist sie dafür da, Doping zu
verhindern.
Eigentlich, sagt Seppelt, sei Doping alles, was man dem Körper
zuführt, um bessere Leistungen zu erzielen. Offiziell - und damit
offiziell verboten - ist alles, was auf der Doping-Liste der
Anti-Doping-Agenturen stehe, sei das nun Doping mit
sauerstoffangereichertem Eigenblut, Anabolika, Hormone oder
Medikamente wie Trimetazidin.
Das war im April 2024 bei 23 chinesischen Schwimmern nachgewiesen
worden. Angeblich hatten sie im Hotel verunreinigtes Essen zu
sich genommen. Die WADA akzeptierte diese Erklärung zunächst -
und Hajo zeigte in seinem Film, dass diese Begründung sehr
unwahrscheinlich - aber vor allem nie wirklich überprüft worden
sei.
Übrigens: Wer glaubt, nur in China, Russland oder den ehemaligen
Ostblockstaaten werde gedopt, der irrt. Doping im Sport gibt es
überall. Im Herbst 2025 wird Hajo einen Film über Kinderdoping im
Sport in aller Welt veröffentlichen. "Geheimsache Doping" heißt
der Podcast, der er zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Hermes
macht. Bereits 2019 hat er das Buch „Feinde des Sports“
veröffentlicht, in dem er über die Hintergründe seiner mitunter
sogar gefährlichen Arbeit berichtet. Er selbst geht zu keinen
(Schwimm-)Wettkämpfen mehr. Den Spaß daran habe er schon lange
verloren.
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