Fachkräftemangel und schlechte Vergütung in der Physiotherapie | Mit Manuela Pintarelli-Rauschenbach

Fachkräftemangel und schlechte Vergütung in der Physiotherapie | Mit Manuela Pintarelli-Rauschenbach

1 Stunde 1 Minute
Podcast
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Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel

Beschreibung

vor 4 Monaten

Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der gesundheitlichen
Versorgung – so sehr, dass Dr. Laura Dalhaus in ihrer eigenen
Praxis mit einer Physiotherapeutin zusammenarbeitet. Denn
Physiotherapie ist entscheidend, um Pflegebedürftigkeit zu
vermeiden und Menschen nach Operationen, Schlaganfällen, Unfällen
oder Herzinfarkten wieder in ein aktives Leben zurückzuführen.


Deshalb hat Laura in dieser Folge Manuela Pintarelli-Rauschenbach
zu Gast – eine Physiotherapeutin mit Leidenschaft, die
gleichzeitig Bundesvorsitzende des VPT, dem Verband für
Physiotherapie, ist. In der Physiotherapie gibt es insgesamt vier
maßgebliche Verbände, die allerdings in Verhandlungen mit dem
GKV-Spitzenverband mit einer Stimme auftreten – eine wichtige
Einheit in der Interessenvertretung.


Manuela betont, wie essenziell es ist, sich nicht nur
untereinander fachlich auszutauschen, sondern sich auch
kontinuierlich fortzubilden – denn Wissen veraltet schnell, und
da ist Eigeninitiative gefragt. Die Berufsverbände spielen dabei
eine bedeutende Rolle, insbesondere wenn es um politische
Einflussnahme und berufspolitische Weiterentwicklung geht.


Besorgniserregend ist der enorme Personalmangel: Über 20.000
offene Stellen gibt es derzeit bundesweit in der Physiotherapie.
Dieser Mangel ist kein kurzfristiges Phänomen, sondern das
Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklungen – vor allem in puncto
Bezahlung. Wer große Verantwortung trägt, sollte auch
entsprechend vergütet werden. Doch wie so oft wird beim Personal
gespart, wenn es finanziell eng wird – ähnlich wie in der Pflege.


Ein weiteres Ärgernis: die Ungleichbehandlung während der
Ausbildung. Während es früher noch gang und gäbe war, dass
Physiotherapie-Auszubildende Schulgeld zahlen mussten, erhalten
sie inzwischen an einigen Schulen eine Ausbildungsvergütung – an
anderen aber immer noch nicht. Manuela plädiert deshalb für eine
einheitliche Lösung, damit alle, unabhängig vom Geldbeutel, den
Beruf ergreifen können.





Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Einführung der
Blanko-Verordnung – zunächst begrenzt auf Schulterbeschwerden.
Diese ermöglicht es Physiotherapeut:innen, eigenständig über die
Art der Therapie zu entscheiden und auch selbst Diagnosen zu
stellen. Für Laura ist das ein echter Fortschritt. Denn nicht
jede Hausärztin oder jeder Hausarzt hat in der Ausbildung
gelernt, welche physiotherapeutische Maßnahme im Einzelfall die
sinnvollste ist. Durch ihre eigene Zusatzqualifikation in
manueller Medizin hat Laura ihre diagnostischen Fähigkeiten zwar
ausgebaut – aber das ist eben nicht Standard.





Ihr Wunschbild für die Zukunft? Eine gemeinsame Versorgung im
interprofessionellen Team. Ärzt:innen sollten
Physiotherapeut:innen direkt anstellen können. So kann im engen
Austausch gearbeitet werden – ganz ohne externe Abrechnungshürden
und mit effizienterer Patientenversorgung.





Zum Abschluss nennt Manuela drei zentrale Forderungen an
Gesundheitsministerin Nina Warken:





die Umsetzung der überfälligen Berufegesetz-Reform,


den Abbau überbordender Bürokratie,


und die Einführung des Direktzugangs für Physiotherapeut:innen.


Letzteres begrüßt Laura besonders – denn so könnten
Krankschreibungen reduziert und Therapien frühzeitiger gestartet
werden.











Infos zum Blanco-Rezept und der Verband für Physiotherapie:
https://www.vpt.de








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