Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 5 Monaten
Etliche Kafka-Werke spielen in Grenz- oder Schwellengebieten. Die
Figuren bleiben dort stecken, hängen fest im Zwischenreich. Es
geht einfach nicht weiter. Wir erinnern uns an den Landarzt oder
an den Mann vom Lande in „Vor dem Gesetz“, auch an den eigentlich
toten, aber dann doch auch lebendigen Mann aus „Der Jäger
Gracchus“, an das Zwirnspulen-Wesen Odradek, das sich in „Die
Sorge des Hausvaters“ unentwegt in Häusern, aber eben nie in
einer Wohnung, sondern stets in Fluren, Kellern, auf Dachböden
herumtreibt. Heimatlos wirken diese Figuren, manche suchend,
andere scheinen ganz zufrieden mit ihrer Existenz.
In der 1917 erschienenen Erzählung „Eine kaiserliche Botschaft“
verharrt ein Bote in einem solchen Zwischenraum – und somit auch
die Botschaft selbst. Die Nachricht des sterbenden Kaisers, der
sich diese noch einmal ins Ohr sagen ließ, damit auch ja nichts
Falsches übermittelt wird, kann ihren Adressaten nicht erreichen.
Der Bote kommt zunächst „leicht vorwärts“, doch er scheitert
mitten auf dem Weg. Die Botschaft bleibt auf der Strecke. „Du
aber sitzt an Deinem Fenster und erträumst sie Dir, wenn der
Abend kommt.“ So lautet der Schlusssatz.
Es bleibt unklar, wer hier mit „Du“ angesprochen wird. Auch,
warum dieser sich die Botschaft erträumt. Hat sich der Typ am
Fenster etwa die ganze Geschichte erträumt, ausgedacht? Und was
ist das überhaupt für eine Botschaft? Wer ist der Bote? Musste er
scheitern? Er hat ja offenbar den falschen Weg genommen. Oder gab
es gar keinen anderen? Fragen über Fragen. Alle unbeantwortbar.
Doch das ist gleichgültig für all jene Hörerinnen und Hörer, die
in der Lage sind, die Atmosphäre dieses Textes zu erspüren, diese
faszinierende Kunst-Stimmung, die durch Franz Kafkas einzigartige
literarische Sprache entsteht. – Es liest Günther Rohkemper, und
das sehr klar und eindrücklich.
Weitere Episoden
vor 4 Tagen
44 Minuten
vor 2 Wochen
7 Minuten
vor 1 Monat
41 Minuten
vor 1 Monat
7 Minuten
vor 2 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)