Was bedeutet es, ein guter Arzt zu sein? | Mit Nickolas Miemietz

Was bedeutet es, ein guter Arzt zu sein? | Mit Nickolas Miemietz

1 Stunde 4 Minuten
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Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel

Beschreibung

vor 7 Monaten

Wie möchten wir eigentlich sterben? Was hilft uns, lange gesund
zu bleiben? Und was läuft schief bei der ärztlichen
Weiterbildung?


Darüber spricht Dr. Laura Dahlhaus in der neuen Folge von „5
Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit
Nickolas Miemietz, der aktuell im vierten Jahr seiner
Facharztausbildung steckt – Zielrichtung: Innere Medizin.


Neben seiner Weiterbildung arbeitet Nickolas auch regelmäßig als
Notarzt und berichtet von der Realität der 24-Stunden-Dienste im
Krankenhaus. Schlaf ist dabei meist Mangelware, denn auf den
Stationen ist oft rund um die Uhr etwas zu tun. Inzwischen haben
manche Kliniken Schichtsysteme eingeführt, doch das bedeutet
meist: mehr Planbarkeit, aber weniger Lebensqualität.


Ein großes Thema ist auch die Situation in den Notaufnahmen.
Viele Patient:innen kommen mit Beschwerden, die eigentlich kein
medizinischer Notfall sind. Nickolas sieht hier ein deutliches
Informationsdefizit – es fehlt an Gesundheitsbildung.


Sein Vorschlag: Warum nicht auch mal in der Halbzeitpause eines
Fußballspiels bei den Öffentlich-Rechtlichen kurze Clips zeigen,
in denen erklärt wird, wann man wirklich in die Notaufnahme muss
– und wann nicht. Das würde Patient:innen helfen, selbst
Verantwortung zu übernehmen – und entlastet gleichzeitig das
medizinische Personal.


Was ihn zusätzlich belastet, ist die zunehmende
Konsumentenhaltung vieler Patient:innen. Ärzt:innen sollen
schnell, rund um die Uhr und möglichst nach Wunsch „liefern“ –
wie bei einem Dienstleistungsunternehmen. Doch so funktioniert
Medizin nicht.


Und was macht eigentlich eine gute Ausbildung aus?


Ein Medizinstudium allein reicht nicht, um ein guter Arzt oder
eine gute Ärztin zu werden. Nach dem Examen beginnt erst die
richtige Lernphase – durch Mitlaufen, Beobachten und praktische
Erfahrung. Doch im Alltag bleibt dafür oft kaum Raum.





Junge Ärzt:innen müssen direkt „funktionieren“, obwohl sie oft
noch ganz am Anfang stehen. Und hier geht es nicht um
hypothetische Tabellen oder Meetings, sondern um echte Menschen
mit echten Risiken. Fehler sind menschlich – aber in der Medizin
können sie gravierende Folgen haben.





Das wirtschaftliche Denken durchzieht auch die Weiterbildung.
Zeit für Erklärungen ist knapp, Ressourcen fehlen, und viele
Aufgaben müssen unter hohem Zeitdruck erledigt werden. Für
Nachfragen oder ein sauberes „Learning by Doing“ bleibt kaum
Spielraum.





Ein weiteres zentrales Thema dieser Folge: Palliativmedizin und
der Umgang mit dem Lebensende.


Die meisten Menschen wünschen sich, nicht im Krankenhaus zu
sterben, sondern in Würde und in vertrauter Umgebung. Trotzdem
wird das Thema Tod in unserer Gesellschaft oft verdrängt –
Patientenverfügungen werden nicht ausgefüllt, wichtige Gespräche
mit Angehörigen bleiben aus.





Die Folge: In der Notaufnahme stehen Ärzt:innen nachts vor
schwierigen Entscheidungen – ohne zu wissen, was die
Patient:innen sich wirklich gewünscht hätten. Oft wird dann alles
medizinisch Mögliche unternommen, um Leben zu verlängern – aus
Unsicherheit, aus Angst vor juristischen Konsequenzen.





Hier kommt das Konzept des „Second Victim“ ins Spiel: Das erste
Opfer ist die Patientin oder der Patient – das zweite ist die
behandelnde Ärztin oder der Arzt, die mit der Last ihrer
Entscheidung weiterleben müssen.





Was fehlt, ist eine ehrliche, ethische Debatte über das
Lebensende – nicht nur im medizinischen Kontext, sondern auch
politisch und gesellschaftlich. Das gilt genauso für die
Diskussion rund um Organspenden.





Zum Ende sprechen Laura und Nickolas noch über ein weiteres
Versorgungsproblem: Die Lücke zwischen Klinik und Hausarztpraxis.


Bessere Kommunikation und Kooperation könnten vielen
Patient:innen lange Wege, doppelte Untersuchungen und unnötige
Krankenhausaufenthalte ersparen. Gleichzeitig übernehmen immer
weniger junge Ärzt:innen...

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