Als Ärztin in Tansania – von Krankheitsbildern, Behandlungen und Demut | Mit Andrea Morawe

Als Ärztin in Tansania – von Krankheitsbildern, Behandlungen und Demut | Mit Andrea Morawe

30 Minuten
Podcast
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Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel

Beschreibung

vor 8 Monaten

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, als Ärztin in Tansania zu
arbeiten? Und wie ist es, in einem Land, in dem es an Geld und
medizinischer Versorgung mangelt, einen Job als Ärztin zu machen?


Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um Gewalt,
Schwangerschaftsabbrüche und die schwierigen Zustände in
Tansania. Wenn du dich damit nicht wohlfühlst, empfehlen wir dir,
eine andere Folge zu hören!


Darüber fragt Dr. Laura Dalhaus in dieser Folge Andrea Morawe
aus.


Die ist Hausärztin aus Köthen und war 2019 für einige Zeit in
Tansania.


Sie wollte nämlich wissen, wie das Gesundheitssystem woanders
aussieht und ob sie im Ausland mehr tun kann als hier: Nämlich
Menschen zu helfen.


Deswegen ist sie mit Step Africa, einer Organisation, die selbst
von einer deutschen Auswanderin geleitet ist, nach Tansania
gegangen.


Die Versorgung dort ist komplett anders und vor allem nicht so
gerätelastig. Dort gibt es keine Micro-OPs und deswegen hat
Andrea vor der Reise alte OP-Lehrbücher gelesen. Auch ihr
Oberarzt hat ihr viel gezeigt.


Als Andrea ankam, war sie natürlich super aufgeregt und wurde
tatsächlich innerhalb der ersten Minuten schon von einer Hebamme
zu sich gerufen, Andrea sollte beurteilen, wann das Kind einer
Schwangeren wohl kommen würde. Die Hebamme wusste genau Bescheid,
in Tansania funktioniert viel mit Erfahrung und Hands-on-Medizin.


Die am weitesten verbreiteten Krankheitsbilder in Tansania sind
Verbrennungen und Uterusperforationen.


Die Verbrennungen kommen viel daher, dass dort über dem offenen
Feuer gekocht wird, dadurch kommt es oft zu Unfällen.


So ist Andrea auch zu ihrem Patenkind gekommen, das mit schweren
Verbrennungen im Krankenhaus eingeliefert wurde.


Das Problem: Medizin wird dort im Voraus bezahlt. Wer kein Geld
hat, kann nicht behandelt werden.


Und natürlich bestimmt auch die Menge des Geldes die Behandlung –
wie wird jemand behandelt und welche Medizin wird eingesetzt?


Auflagen würden dieses System nicht verbessern, denn die
Krankenhäuser sind natürlich davon abhängig, zu versorgen, auch
wenn es nur für wenig Geld ist.


Die Uterusperforationen kommen meistens daher, dass Abtreibungen
in Tansania illegal sind. Wenn Frauen allerdings Kinder bekommen,
wenn sie „noch nicht dran waren“, also beispielsweise nicht
verheiratet sind, dann werden sie aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen. Für Frauen, die dort nicht finanziell unabhängig
sind, ist das natürlich das Ende.


Deswegen gibt es viele Abtreibungen in Tansania, die oft von
Menschen durchgeführt werden, die gar keine Ahnung von Medizin
haben, unter wenig sterilen Bedingungen.


Die Frauen stehen unter enormem Druck und haben Angst, auf
Nebenwirkungen angesprochen zu werden. Deswegen kommen sie auch
nicht mit ein bisschen Nachblutungen ins Krankenhaus, sondern
erst, wenn sie richtig krank sind.


Als Andrea wieder in Deutschland war, war das für sie zunächst
ganz schön, doch dann merkte sie auch, in was für einer
Luxus-Situation wir überhaupt leben.


Sie ist dadurch nachdenklicher geworden und hadert noch mehr mit
dem System.


Sie hätte gerne, dass Gesundheitskompetenz in der Schule gelehrt
werden würde.





Zu Step Africa: https://step-africa.de/





Ein Artikel über Andrea:
https://www.mz.de/lokal/koethen/voller-einsatz-im-urlaub-kothener-arztin-hilft-vier-wochen-in-klinik-in-tansania-aus-1532645








Folg Laura auch hier:


LinkedIn:
https://www.linkedin.com/in/dr-laura-dalhaus-mahm-5470b597/





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