Medizin zwischen Bürokratie und Verwaltungswahnsinn | Mit Enno Richter
58 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Wo liegt eigentlich der Fokus der Medizin? Auf dem Menschen oder
dem Gewinn? Wieso ist das Ehrenamt so ein wichtiger Faktor in
unserer Gesellschaft? Und wie führt man ein Medizinisches
Versorgungszentrum gewinnbringend, legt den Fokus aber auf die
Menschen?
Darüber diskutiert Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5
Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Enno
Richter.
Der ist Geschäftsführer eines MVZs (Medizinisches
Versorgungszentrum) und ehemaliger kaufmännischer Leiter eines
Krankenhauses.
Neben seiner Tätigkeit im MVZ ist er außerdem Geschäftsführer
einer gemeinnützigen Palliativ-Einrichtung.
Und hier funktioniert nichts ohne Ehrenamt!
Außerhalb des Jobs sind sowohl Laura als auch Enno ehrenamtlich
tätig. Für Laura ist das etwas Unabdingbares für unsere gesamte
Gesellschaft.
Enno hat einen ehrenamtlichen Verein, in dem Menschen aktiv sind,
die Familien, in denen eine Person stirbt, betreuen. Das ist eine
Randmedizin, die oft übersehen wird.
Laura erzählt von ihrem Ehrenamt, denn sie engagiert sich in
einem Handballverein. Kinder sind die Zukunft und sie findet es
so wichtig, diese zu fördern und zu unterstützen, damit sie
gesund groß werden. Leider fehlt Kindern aber auch die Lobby
dafür.
Doch wie führt man überhaupt ein MVZ?
Ein MVZ muss von einem Arzt oder Krankenhaus gegründet werden.
Enno selbst hat 5 MFAs, der Fokus der Einrichtung liebt auf
Diabetes. Zusätzlich sind aber auch Hautärzte und Kinderärzte
dort angesiedelt.
Dabei ist das MVZ eine GmbH – das Wort impliziert eine
beschränkte Haftung, so einfach ist das aber gar nicht. Enno hat
persönlich noch eine halbe Millionen an Schulden, denn am Anfang
muss man einfach in Vorleistung gehen. Keine Bank gibt einen
Kredit für 25 Tausend Euro an Eigenkapital, da muss man schon
selbst in die Haftung gehen.
Mit dem MVZ hat Enno mehr Freiheiten als ein Krankenhaus.
Trotzdem leidet auch er sehr unter Bürokratie und dem
Verwaltungswahn.
Denn Gesundheit ist kein freier Markt, auch wenn alle Ärzt:innen
wie Unternehmer:innen behandelt werden!
In der Medizin wird alles kontrolliert, gleichzeitig können diese
Kontrollen im Alltag gar nicht so geleistet werden. Zudem ist man
abhängig vom System. Eine gesundheitspolitische Entscheidung, die
für ein halbes Jahr irgendwelche Honorare einbehält, kann zum
Untergang führen.
Die Medizin ist damit aus dem Fokus gerutscht. Damit sind wir
auch weit weg von bedarfsorientierter Versorgung. MFAs sind super
getriggert durch die Verwaltung und es liegt dadurch nah,
Menschen schnell zu Chronikern zu machen, damit sie jedes Quartal
die Praxis besuchen.
Denn der Fokus muss auf der Abrechnung liegen, damit MVZs und
Praxen überhaupt überleben.
Enno erzählt dabei das Beispiel der Diabetiker – die müssen
teilweise gar nicht jedes Quartal kommen, für die Abrechnung ist
das aber genau gut.
Krankenhäuser sind mittlerweile aufgebaut wie Unternehmen. Sie
müssen Geld verdienen und der Überschuss geht nicht wieder ins
Krankenhaus, sondern zahlt Gesellschafter aus.
Trotzdem sind Laura Dalhaus und Enno Richter dagegen, dass das
Gesundheitssystem zur Staatsmedizin wird. Viele könnten ihnen das
jetzt vorhalten, England ist hierfür kein gutes Beispiel.
Doch Laura ist überzeugt: Es gibt einen Mittelweg, bei dem nicht
die Gewinnmaximierung, sondern ehrliche Preise und vernünftige
Kostenstrukturen im Mittelpunkt stehen.
Enno’s Unternehmen sind beispielsweise gemeinnützig, was
betriebswirtschaftlich vielleicht nicht die beste Entscheidung
ist. Andere Menschen eröffnen MVZs, um von diesen zu leben, ohne
in diesen zu arbeiten.
Medizinische Versorgung gehört zur Gesellschaft, genauso wie
Polizei, Schulen oder die Feuerwehr.
Doch welche Themen jetzt auf der politischen Agenda stehen?
Wir driften gesundheitspolitisch und in der Realität immer
weiter...
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