Parkinson

Parkinson

Arzt, Geologe, Sozialreformer, Menschenfreund
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Beschreibung

vor 8 Monaten

Arzt, Geologe, Sozialreformer, Menschenfreund


Sein Name ist untrennbar mit der Krankheit verbunden, die er als
erster beschrieben hat. Doch James Parkinson war weit mehr als
ein Arzt.


 


Es ist eine kurze Arbeit, die dem Mediziner James Parkinson
dauerhafte Bekanntheit einbrachte: „Ein Essay über die
Schüttellähmung“ aus dem Jahr 1817. Er berichtet darin lediglich
über sechs Fälle, nur drei davon hat er selbst eingehend
untersucht. Doch die Symptome beschreibt er treffend:
„Unwillkürliche, zitternde Bewegungen, verbunden mit verminderter
Muskelkraft, zeitweise selbst mit Unterstützung völlig
unbeweglich; Neigung zu vornübergebeugter Körperhaltung und zum
Übergang von einer laufenden in eine vorwärts rennende Bewegung;
die Sinne und der Intellekt bleiben unbeeinflusst.“ Heute ist die
Paralysis agitans nach ihm benannt: Parkinson-Krankheit.


 


60 Jahre nach Parkinsons Tod 1824 prägte der französische
Neurologe Jean-Marie Charcot bereits die Bezeichnung „Maladie de
Parkinson“ und empfahl seinen Studenten wärmstens die Lektüre:
„Lesen Sie das ganze Buch und es wird Ihnen Befriedigung
verschaffen und Wissen vermitteln, wie man es immer gewinnen kann
von der direkten klinischen Beschreibung bei einem ehrlichen und
sorgfältigen Beobachter.“


 


Und heute? Weder Parkinson noch Charcot konnten ahnen, dass das
Absterben der Dopamin produzierenden Nervenzellen im Hirnstamm
eine Schlüsselrolle spielt, schreibt die Medizinjournalistin
Sabine Schuchart im Deutschen Ärzteblatt: „Aber die eigentliche
Ursache der Erkrankung kennen wir auch 200 Jahre nach Parkinsons
Entdeckung nicht.“ Die Krankheit ist bis jetzt nicht heilbar.
Allein in Deutschland leiden 400.000 Menschen an Morbus
Parkinson.


 


Ein beherrschendes Lebensthema des Mediziners James Parkinson
aber war nicht die Krankheit, die er als erster beschrieb,
sondern der Einsatz für Unterprivilegierte, Arme und Schwache. Er
wurde 1755 als Sohn eines Chirurgen und Apothekers in London
geboren, übernahm dann die Praxis seines Vaters in einem Londoner
Armenviertel. Und er wurde Mitglied von politischen
Vereinigungen, die sich für eine grundlegende Reform der Steuer
und des Strafvollzugs einsetzten.


 


Es war die Zeit der Französischen Revolution. Unter dem Pseudonym
„Old Hubert“ veröffentlichte Parkinson antiroyalistische
Schriften. 1795 wurde König George III. in London von einer
aufgebrachten Menge mit dem Ruf nach Brot, Frieden und gleichem
Wahlrecht angegriffen, am Ende war ein Loch in der Fensterscheibe
der Staatskarosse. Auch der Armenarzt Parkinson war angeklagt, zu
den Aufrührern zu gehören, wurde aber freigesprochen.


 


Der vielseitige Doktor interessierte sich aber auch für Geologie
und Paläontologie und trug eine Sammlung von Fossilien zusammen,
die über England hinaus berühmt wurde. Er war Mitbegründer der
bis heute bestehenden „Geological Society of London“, der
weltweit ältesten geologischen Organisation. Als er öffentlich
erklärte, vor Tausenden von Jahren seien in England gigantische
Reptilien herumgelaufen, rieten ihm wohlmeinende Freunde, darüber
zu schweigen, um seinem wissenschaftlichen Ruf nicht zu schaden.
Von Dinosauriern hatte man damals noch nichts gehört.


 


Seine Bücher richteten sich oft an medizinische Laien, etwa mit
gesundheitlichen Ratschlägen, Grundkenntnissen der Chemie oder
der Warnung vor Unfallgefahren. Mit der damaligen Ausbildung von
Ärzten setzte er sich kritisch auseinander. Gemeinsam mit seinem
Sohn John veröffentlichte er 1812 den ersten englischen Aufsatz
über Blinddarmentzündung als Todesursache. Er schrieb außerdem
über Kindesmissbrauch und psychische Krankheiten, die er als
Mitarbeiter einer privaten psychiatrischen Klinik kennengelernt
hatte, und engagierte sich für menschenwürdige Zustände in den
sogenannten „Mad-Houses“, auf Deutsch damals „Irrenanstalten“
genannt.


 


„Parkinsons breites wissenschaftliches Interesse und sein
Engagement für soziale Gerechtigkeit sind für uns Inspiration und
Ansporn“, würdigt ihn Joseph Claßen, erster Vorsitzender der
Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen
(DPG), die die Erforschung der Krankheit fördert. Die DPG fühle
sich auch der Persönlichkeit Parkinsons verpflichtet.


 


Bei Diagnostik und Behandlung seien entscheidende Fortschritte zu
verzeichnen, vor allem in der medikamentösen Therapie, die das
fehlende Dopamin ersetze, erklärt Claßen: „Für viele Patienten
ein erheblicher Gewinn an Lebensqualität.“ Es habe zuletzt
„einige denkwürdige Veröffentlichungen von verschiedenen Ansätzen
gegeben, die darauf hindeuten, dass die Krankheit verlangsamt
werden kann oder sogar zum Stehen gebracht werden kann.“
Allerdings, betont der Direktor der Klinik für Neurologie am
Universitätsklinikum Leipzig, sei 200 Jahre nach Parkinsons Tod
trotz erheblicher Fortschritte „eine vollständige Heilung noch
nicht in greifbarer Nähe.“

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