Weinbau unkonventionell: Yvette Wohlfahrt über Freiheit und Leidenschaft

Weinbau unkonventionell: Yvette Wohlfahrt über Freiheit und Leidenschaft

Zwischen Wissenschaft und Weinhandwerk: Mutig, experimentierfreudig und radikal anders
1 Stunde 17 Minuten
Podcast
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Interviews mit Winzern und Menschen aus der Wein- & Food-Szene

Beschreibung

vor 9 Monaten
Für eine weitere Episode von Genuss im Bus treffe ich in Geisenheim
Dr. Yvette Wohlfahrt, eine Wissenschaftlerin, die mit ihrem Partner
Florian Franke gemeinsam das Weingut Wohlfahrt-Franke führt. Dieses
kleine, ökozertifizierte Weingut bewirtschaftet etwa 1 Hektar
Rebfläche und legt großen Wert auf naturnahe Weinproduktion. Ihre
Weine tragen kuriose Namen und werden unfiltriert und mit nur
minimalem Schwefeleinsatz abgefüllt. Neben ihrer Tätigkeit im
Weingut ist Yvette als Wissenschaftlerin und Dozentin an der
Hochschule Geisenheim tätig, während Florian Franke als
Kellermeister und Außenbetriebsleiter bei Schloss Vaux arbeitet.
Diese berufliche Vielfalt ermöglicht es den beiden, im Nebenerwerb
mit großer Leidenschaft und Hingabe ihr eigenes Ding zu machen. Was
mich an Yvette und Florian besonders fasziniert, ist ihre bewusste
Entscheidung, ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Sie haben sich
bewusst dafür entschieden, ihre Freiheit zu bewahren und ihre
Leidenschaft für Wein mit ihren Berufen zu verbinden – ohne sich
dem Druck des Vollerwerbs auszusetzen. Dadurch haben sie die
Möglichkeit gewonnen, ihren ganz eigenen Weg zu gehen – voller
Selbstbestimmung und Leidenschaft. Ich denke, die Vita der beiden
zeigt, dass es im Weinbau nicht nur den einen richtigen Weg gibt.
Bei all dem wundert es nicht, dass sie sich selbst gern als
„durchgeknalltes Önologenpärchen“ bezeichnen. Sie sagen: „Wir
scheuen uns nicht, mit Traditionen zu brechen, nicht zuletzt, weil
wir neugierig aufs Leben sind.“ Dafür sprechen selbstredend die
Namen ihrer Weine: „Orange Utan“ für einen maischevergorenen
Riesling, „Gewürz-Tapir“ für einen maischevergorenen Gewürztraminer
und „Lippen Bärti“ für einen lange im Fass ausgebauten
Spätburgunder. Im Rahmen ihrer Forschungsaktivitäten an der
Hochschule Geisenheim beschäftigt sich Yvette unter anderem mit der
Kupferreduzierung im ökologischen Weinbau. Denn einerseits ist
Kupfer bei den Ökos nach wie vor das einzige wirksame und
zugelassene Mittel gegen den Falschen Mehltau. Doch bekannt ist
auch: Kupfer belastet Boden und Wasser – und so sucht die Branche
schon lange und dringend nach Alternativen. Genau hier setzt das
Vitivit-Projekt an, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, an
dem auch Yvette beteiligt ist. Da geht es zum einen darum, die
Wirkung des Kupfers zu maximieren, um dadurch die ausgebrachte
Menge reduzieren zu können. Auch alternative Methoden werden
erforscht: gezielte Entblätterung, Bodenabdeckungen, UV-C-Strahlung
und neue Wirkstoffe. Also kein Wunder, dass ich ungemein happy bin,
heute mit Yvette eine inspirierende Persönlichkeit an Bord zu
haben. Ihre Geschichte zeigt, wie Wissenschaft, Weinhandwerk und
Freiheit zu einer leidenschaftlichen Lebensphilosophie verschmelzen
können. Perfekte Zutaten für ein spannendes Gespräch – und
vielleicht auch für neue Denkanstöße. Ich bin gespannt, was ihr
davon haltet.

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