Interview Musk-Weidel: Die Logik des Jokers | Von Paul Clemente

Interview Musk-Weidel: Die Logik des Jokers | Von Paul Clemente

10 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Ein Kommentar von Paul Clemente.


Was soll das werden: Zwei Vertreter der Upper Class, in fast
allen Punkten einig, treffen sich zum ersten Gespräch im
Internet. Okay, beide gelten als Ikonen des Widerstands.
Trotzdem: Ist da nicht eine Orgie gegenseitiger Bestätigung
vorprogrammiert? Ja, doch. Und diese Befürchtung wurde Realität,
als Elon Musk und Alice Weidel gestern im X-Space debattierten.


Schon Sahra Wagenknecht hatte gewarnt, dass Weidels AfD an sozial
Schwachen kaum Interesse habe, dass sie verschärften FDP-Kurs
fährt. Und ein Kurzcheck von Weidels Lieblingsautoren belegt: Die
meint das ernst! Aber so richtig. Zu ihren Starautoren zählen
nämlich der libertäre Friedrich August von Hayek und Ayn Rand.
Auch Elon Musk ist ein Januskopf: Einerseits kämpft er für
Meinungsfreiheit, andererseits hält er den Planet Erde
langfristig für unbewohnbar, plant die Migration zum Mars. Vorab
müsse man den Menschen natürlich optimieren. Mit seinem Hirnchip
beispielsweise. Kurzum, ein Transhumanist in Reinform. Und bei
die Chip-Entwicklung wurde manchem Labor-Affen das Leben
vermiest. Lohnt sich also ein Dialog zwischen zwei
Hardcore-Kapitalisten? Kann er mehr sein als verbales Kuscheln
über Zielsetzungen, die ohnehin nur einer Elite und vielleicht
noch dem gehobenen Mittelstand zugute kommt?


Ja. Denn laut Ankündigung dreht sich das Gespräch um
Meinungsfreiheit. Das ist ein fronten- und klasssenübergreifendes
Thema. Eins, das linke wie rechte Opposition gleichermaßen
betrifft. Und dazu haben Weidel und Musk reichlich Erfahrung
gesammelt. Vor allem natürlich Musk. Seit der Twitter-Übernahme
mutierte der südafrikanische Multimilliardär in der
Mainstream-Politik zum Online-Hitler. Grund: Musk kämpft gegen
Zensur. Das sorgt regelmäßig für Aufheulen in Brüssel. Jetzt
unterstellt man ihm sogar illegale Spenden an die AfD. Folglich
provozierte die Ankündigung dieses Gespräches schon seit Tagen
für lautes Gegacker im medialen Hühnerstall. Trotzdem wurden alle
Befürchtungen wahr: Über eine Stunde erklärte Weidel dem
neugierigen Musk ihren Standpunkt und erhielt prompt Bestätigung.
Nicht einmal widersprach er ihr. Oder umgekehrt.


Zu Beginn referiert Weidel das hiesige Energiedesaster: Das
treibe die Versorgungskosten in die Höhe, gefährde den
Industriestandort Deutschland. Während des Ukrainekrieges wurde
unsere Gasversorgung einfach abgewürgt. Und was macht die Ampel
in diesem Moment? Sie stellt zusätzlich die Atomkraft ab,
lässt Kernkraftwerke runterfahren. Weidels Fazit: Wer so etwas
tut, sei entweder dumm oder hasst sein Land.


Elon Musk bestätigte diesen Eindruck, wagte jedoch einen
Mini-Einwand: Man solle niemals Böswilligkeit unterstellen,
solange Dummheit als mögliche Ursache nicht ausgeschlossen
ist. Er halte die Abschaltung einer eine CO2-freie Energiequelle
eher für eine rabenschwarze Dummheit. Bei dieser Gelegenheit
verrät Weidel, wie sie im Falle ihres Wahlsiegs die Wirtschaft
sanieren wolle. Als konservative Liberale plane sie eine
Reduktion der Bürokratie. Musk bestätigte sie auch darin, kotzte
ab über die gigantischen Regulierungsberge, die er zur Gründung
der Brandenburger Tesla-Werke beklettern musste. Da sei noch viel
Regel-Müll zu entsorgen. 


Beim Thema Steuer holt Weidel zum Rundumschlag aus: Deutschland
habe die höchste Steuerquote. Jeder arbeitende Bürger schuftet in
Deutschland ein halbes Jahr für seine dysfunktionalen Regierung.
Dysfunktional, weil sie weder Sicherheit noch brauchbare Bildung
anbiete. Stattdessen habe sie ein wokes Bildungssystem mit
Gender-Studies etabliert. Aktuelle Pisa-Studien zeigten, wie tief
wir gefallen seien. - Kleine Fußnote: Natürlich verwundert
es nicht, dass Weidel sich auf die Pisa-Studie stützt.
Schließlich besteht deren Bildungsideal in der radialen Anpassung
an die Interessen des Marktes. - Ende der Fußnote...hier
weiterlesen:
https://apolut.net/die-logik-des-jokers-von-paul-clemente/


Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...
15
15
:
: