038 – Caroline Edlinger: Das Salz im Brot

038 – Caroline Edlinger: Das Salz im Brot

Caroline wollte immer raus aus ihrer Heimatgemeinde. Jetzt bäckt sie genau dort nur das, was ihr auch schmeckt, vor allem ohne Rosinen. Ihr muss es Spaß machen und sie möchte nie sagen: „Hätt ich doch“
55 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Caroline ist in Hinterstoder aufgewachsen. Sie hatte schon früh das
Gefühl „raus“ zu müssen um Erfahrungen zu sammeln. Einen Urlaub in
ihrer Heimat legt sie uns und allen Hörer:innen dennoch wärmstens
ans Herz. Nach der Hauptschule ging es also nach Linz, dort hat sie
die HAK besucht und im Internat gewohnt. Das war für sie eine tolle
Erfahrung zum selbständig werden und um neue Freundschaften
schließen. Entgegen der Mehrheit hat sie in der Schule als
Fremdsprache „russisch“ ausgewählt – eine Entscheidung, die sie bis
heute prägt. Caroline beweist immer wieder Mut und springt ins
kalte Wasser. So auch nach der HAK, als sie zur Verbesserung ihrer
Sprachkenntnisse nach Cambridge ging und anschließend als
Quereinsteigerin in der Hotellerie Erfahrungen sammelte. Als sie
das Gefühl hatte nun ausreichend Erfahrungen und Englischkenntnisse
gesammelt zu haben, kam sie zurück nach Österreich und probierte
sich für ein Jahr als Flugbegleiterin aus um anschließend wieder
zurück Richtung Heimat zu kommen und in Linz in einer
Wirtschaftsprüfungskanzlei zu arbeiten. Ihr Chef motivierte sie zu
einem Wirtschaftsstudium, das sie auch abgeschlossen hat, obwohl
sie schon davor durch ein Schlüsselerlebnis wusste, dass sie diesen
Beruf nicht ausüben wollte. Ihr Mann Engelbert hat sich damals mit
einer russischsprachigen Visitenkarte bei ihr vorgestellt und nicht
damit gerechnet, dass sie diese lesen kann. Er ist Bäckermeister
und war beruflich schon sehr lange mit Russland verbunden und die
beiden lebten deshalb eine Zeit lang eine Fernbeziehung. Er
eröffnete in Moskau eine österreichische Bäckerei in der es neben
Roggenbrot, Topfentascherl und Apfelstrudel auch Ciabatta und
Muffins gab. Als sich die Möglichkeit ergab nebenbei noch für eine
österreichische Firma eine Produktion in Russland aufzubauen ist
Caroline mitgegangen. Die Möglichkeit etwas von Null auf zu
entwickeln beschreibt sie als große Chance. Sie erzählt wie sie
sich gemeinsam mit ihrem Mann jeden Tag Schritt für Schritt
überlegt haben was als nächstes zu tun ist. So haben die beiden in
eineinhalb Jahren eine Firma mit 50 Mitarbeiter:innen aufgebaut.
Eindrücklich in Erinnerung geblieben ist ihr die Solidarität mit
der sich Frauen in Führungspositionen unterstützt haben und auch,
dass gerne Komplimente ausgetauscht wurden. Caroline berichtet uns,
dass es die russische Seele wirklich gibt und wie sehr sie die
aktuelle Kriegssituation schmerzt. Nach zwei Jahren wollte sie dann
wieder zurück in die Heimat. Der kulturelle Unterschied machte sich
für sie besonders bemerkbar, wenn sie griesgrämige unzufriedene
Mitmenschen in ihrem Arbeitsumfeld wahrnahm. So wurde ihr rasch
klar, dass sie etwas machen wollte, was ihr persönlich Spaß macht
und Kraft gibt. „Wenn mein Mann den Mitarbeitern in Russland das
Backen beibringen kann, dann werde ich das wohl auch schaffen.“
lacht sie heute, obwohl sie uns berichtet, dass dabei auch die eine
oder andere Träne geflossen ist. Mit ihrem Ersparten richtete sie
sich eine kleine Backstube ein. Die Engelbäckerei befindet sich
inmitten einer Einfamilienhaussiedlung im Erdgeschoss und Keller
ihres Hauses in dem sie beide mit ihren Eltern gemeinsam leben. Sie
hat freitags und samstags geöffnet und ist aktuell der Meinung,
dass sie das so belassen möchte, um den Spaß an der Sache nicht zu
verlieren. Sie erzählt, dass ihre Handsemmeln das beliebteste
Gebäck sind und, dass sie sich mit Youtube Videos fortgebildet hat.
Sie lässt sich gerne durch andere inspirieren und macht dann aber
doch ihre eigenen Kreationen daraus. Mittlerweils hat Caroline ihr
eigenes Gewerbe angemeldet, liebt es, dass sie ihre Engelbäckerei
so gestalten kann, wie es für sie passt und deshalb werden dort
neben rosinenlosen Mehlspeisen auch immer wieder Komplimente
ausgegeben.

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