063 – Kathrin Lorenz: Die Kraft der Kunst

063 – Kathrin Lorenz: Die Kraft der Kunst

Kathrin Lorenz zeigt, wie Kunst entsteht, wenn man sich selbst zuhört – und warum Mut manchmal bedeutet, dorthin zurückzukehren, wo man nie sein wollte. Ein Gespräch voller Farben, Tiefe und leiser Transformation.
59 Minuten

Beschreibung

vor 5 Tagen
Die Geschichte von Kathrin Lorenz beginnt in einem kleinen Ort
namens Gillersdorf, an der Grenze zum Burgenland. „Ich bin mit
Hühnern, Hasen und Maulwürfen aufgewachsen“, erzählt sie lachend.
„Wir hatten wenig, aber unendlich viel Freiheit.“ Als sie sieben
Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter – ein Einschnitt, der vieles
verändert und sie früh selbstständig werden lässt. „Ich war eine
brave Schülerin, aber vor allem, um meinem Vater gute Noten zu
schenken“, sagt sie. Der Wunsch, hinaus in die Welt zu gehen war
trotzdem immer da und nach der Matura zieht es sie über den
Atlantik – als Au-pair in die USA. Tagsüber kümmert sie sich um
Kinder, abends besucht sie die University of Arts in Allentown. So
lebt sie schon damals zwei Themen die sie ihr Leben lang begleiten:
die Kunst und ihre soziale Ader. Zurück in Österreich folgt sie
ihrem inneren Ruf – und besteht die Aufnahmeprüfung an der
Universität für angewandte Kunst in Wien. Sie landet in der Klasse
von Christian Ludwig Attersee. „Er hat immer gesagt: Nur drei
Prozent leben später wirklich von der Kunst. Da hab ich mir gedacht
– gut, dann bin ich halt bei diesen drei Prozent.“ Die Jahre an der
Angewandten sind geprägt von Freiheit, Nachtarbeit und intensiven
Begegnungen. Kathrin reist mit ihrer Klasse nach Italien und
Belgien, trifft Hermann Nitsch und Daniel Spoerri – und lernt, dass
Leben und Kunst nicht zu trennen sind. „Er hat uns gezeigt, dass
Kunst nur funktioniert, wenn man sich selbst ins Leben wirft.“ Nach
dem Studium lebt Kathrin zehn Jahre ausschließlich von ihrer
Malerei. Sie stellt aus, verkauft ihre Werke, arbeitet nebenbei
beim Film – zuerst vor, dann hinter der Kamera – und schreibt
Artikel für eine Tageszeitung. „Ich war an einem Sonntagnachmittag
am Himmel in Wien und erzählte jemandem, dass ich Kurzgeschichten
schreibe. Eine Woche später hatte ich einen Job als Journalistin.“
Es sind diese scheinbar zufälligen Wendungen, die sich wie ein
roter Faden durch ihr Leben ziehen – immer begleitet von Offenheit
und Vertrauen. Dann kommt die Liebe – und mit ihr die Entscheidung,
Wien zu verlassen. Gemeinsam mit ihrem Mann zieht sie in die
Steiermark, auf einen alten Bauernhof, den sie renovieren – Stein
für Stein, Ziegel für Ziegel. Heute ist der ehemalige Pferdestall
ihr Atelier. Der Raum, in dem einst Tiere standen, ist jetzt
erfüllt von Licht, Leinwänden und Farben. Kathrin malt dort nicht
nur für sich, sie öffnet ihr Atelier auch für andere. „Ich male,
indem ich höre“, sagt sie über ihre Arbeit. „Ich lasse mich von
meinem Inneren führen.“ Diesen Zugang möchte sie teilen. In
Formaten wie Sunrise Painting oder Moon Painting begleitet sie
Menschen dabei, in ihre eigene Kreativität zu finden. Ihre Arbeit
verbindet Kunst, Heilung und Achtsamkeit. Neben Malabenden bietet
sie auch Sitzungen am Tonfeld an – einer Methode, bei der Menschen
mit geschlossenen Augen im Ton arbeiten und ihre inneren Bilder in
Bewegung bringen. Besonders am Herzen liegen ihr schwangere Frauen,
die sie mit Mal- und Gestaltungstherapie begleitet: „Ich durfte
erleben, wie kraftvoll es ist, in dieser Zeit über den Körper mit
dem Kind in Verbindung zu gehen.“ Kathrin ist überzeugt, dass Kunst
immer Ausdruck des Lebens ist – und dass beides nur dann gelingt,
wenn man dem eigenen Herzen folgt. Oder, wie sie es am Ende des
Gesprächs sagt: „Frauen müssen auf sich hören. Dein Herz kennt
deinen Weg.“

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