040 – Ursula Spannberger: Morgen ist heute schon gestern

040 – Ursula Spannberger: Morgen ist heute schon gestern

Ursula ist eine vielseitige Pionierin, die ständig neue Wege geht. Der Wert von Räumen spielt eine wichtige Rolle für sie. Für ihren kommenden Lebensabschnitt bringt sie ihre Erfahrungen ins gemeinschaftliche Wohnprojekt „Silberstreif“ ein.
58 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten
Wir sind in Salzburg und zu Gast bei Ursula Spannberger, die in
dieser Stadt aufgewachsen ist und sich hier verwurzelt fühlt,
obwohl sie in Dänemark geboren wurde. Bei ihrem Gegenüber fällt ihr
zuerst die Aura auf und diese verändert sich abhängig von der
Lebenssituation. Generell hat das Leben viel damit zu tun, was
einem wie mitgegeben wird. Ihre eigenen ersten Jahre beschreibt sie
als mühsam, es gab viele Veränderungen. Ursula war ein uneheliches
Kind und ihre Mutter beschloss die erste Zeit in Dänemark zu
verbringen. Dort haben die beiden bei unterschiedlichen Familien
gewohnt, bevor sie wieder zurück nach Salzburg kam. Ihre Mutter hat
geheiratet und die Familie wuchs mit zwei Halbbrüdern für Ursula.
Diese Zeit war sehr herausfordernd und beängstigend für Ursula, da
es oft Streit gab. Mit zehn Jahren erfuhr sie, dass ihr Vater nicht
ihr leiblicher Vater ist. Darüber gesprochen hat sie mit ihm nie.
Es gab viele Themen und Probleme über die nie gesprochen wurde in
der Familie. Deshalb nahm sicher auch das Singen für Ursula eine
zentrale Rolle ein. Je mehr in der Familie geschwiegen wurde, desto
kräftiger wurde ihre Stimme. Ursprünglich wollte sie sogar
Opernsängerin werden. Da sie einerseits ein ausgeprägtes räumliches
Vorstellungsvermögen hatte und es für sie wichtig war die Familie
und somit Salzburg für die Ausbildung zu verlassen, entschied sie
sich für ein Architekturstudium in Innsbruck. Diesen Schritt
beschreibt sie sowohl als Glücksfall als auch emanzipatorischen
Akt. Während des Studiums schloss sie sich der Frauenbewegung an
und das veränderte neben ihrem Selbstbewusstsein auch ihren
Kleidungsstil. Während ihres Studiums hat sie gearbeitet, unter
anderem in einem Nachtclub. Diese Zeit hat ihr großen Spaß gemacht,
sie hat gut verdient und hätte sicherlich noch lange so
weitermachen können, dann wurde sie aber mit 23 Jahren Mutter. In
dieser Lebensphase hat sie intensiv weiterstudiert und sich den
Alltag sowie die Kindesbetreuung gleichberechtigt geteilt und sogar
eine selbstorganisierte Krabbelstube mit Mitstudierenden gegründet.
Noch während des Studiums kehrte Ursula mit ihrer Familie zurück
nach Salzburg und hat sich nach unterschiedlichen Tätigkeiten als
Architektin selbständig gemacht. Sie hat mit Mitstreitern die
Initiative Salzburg gegründet und war erste Präsidentin der
Architekturstiftung Österreich. In dieser Rolle musste sie eine
Rede im Parlament halten, wofür sie sich das erste Mal ein
Redecoaching genommen hat. Von den Ratschlägen damals profitiert
sie bis heute und hat selbst gleich einen wichtigen Tipp für alle
Frauen da draußen: „Wir alle stehen dauernd vor neuen und
unbekannten Herausforderungen: „Fake it till you make it“.“ Im
Laufe der Zeit, durch Zusatzausbildungen und Kooperationen mit
Kolleg:innen, wurde das Thema Beteiligung für ihre Planungsprozesse
immer wichtiger. „Leute, die bauen wissen meist nicht, was sie
wirklich wollen“, meint Ursula. Das hat sie dazu veranlasst die
„RAUM.WERT.methodik“ zu entwickeln, ein Buch zu schreiben und
aktuell gründet sie das RAUM.WERT.institut. Thematische
Schwerpunkte von ihr sind darüber hinaus das Thema Schulbau sowie
Wohnen im Alter. Seit Kurzen ist sie sogar selbst Teil der
Baugruppe „Silberstreif - Gemeinsam Wohnen 50+“ in Salzburg. Bei
diesem Projekt geht es um gemeinschaftliches und auch
selbstbestimmtes Wohnen im Alter. Auch wenn Ursula ihre geliebte
Altbauwohnung im Zentrum von Salzburg aufgeben wird, so freut sie
sich riesig auf die kommende Veränderung in ihrem Leben. Sie lebt
ganz nach ihrem Lebensmotto: Morgen ist heute schon gestern!

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: