"Die Fermate" (E.T.A. Hoffmann)

"Die Fermate" (E.T.A. Hoffmann)

Eine Erzählung aus dem Jahr 1815
52 Minuten
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 3 Monaten

Was für eine Kunstnovelle! Malerei, Tanz und ganz viel Musik
enthält sie. Und wie kunstvoll sie selbst gestaltet ist! Schon zu
Beginn: Der erzählerische Ebenenwechsel von der fiktiven
Realität, die ihrerseits von einem Gemälde geprägt ist, zu der
erzählten Erzählung des Theodor, die wiederum vom Gemälde ihren
Ausgang nimmt, ist nicht weniger als genial herbeigeführt.
Hoffmann leitet den Leser und die Hörerin elegant von einer Ebene
zur nächsten und lässt den Protagonisten dann, im Laufe der
erzählten Geschichte, zu einer Erkenntnis gelangen: Beim
Verlieben sollte man darauf achten, worauf sich die geweckten
Emotionen eigentlich richten. Im Fall des noch jugendlichen
Theodor war es mal die üppige Lauretta mit ihrem Gesang, ihrer
Stimme, ihrem Ausdruck und ihren Reizen, die seine „innere Musik
entzündete“, später aber die schlanke Teresina samt ihrer Grazie
und Kunstfertigkeit. Die eine war für ihn eine „Göttin“, eine
„Feenkönigin“, wie er erzählt, die andere sei „wie ein höheres
Wesen“ gewesen. Und diese Bezeichnungen treffen es: Beide
Künstlerinnen waren eher Figuren als Menschen: unnahbar,
unerreichbar.


E.T.A. Hoffmann war nicht nur Schriftsteller, Zeichner und
Jurist, nein: Er war auch Musiker und Komponist. Daher die vielen
fachmusikalischen Bezeichnungen in der Geschichte. Man/frau muss
nicht wissen, was all die Begriffe bedeuten. Doch der
titelgebende verweist deutlich auf den entscheidenden Moment in
der Geschichte: Bei einem Konzert hatte Theodor die Sängerin
Lauretta auf dem Klavier begleitet und bei der letzten Fermate
des Stücks, einer Pause also, zu früh wieder eingesetzt und ihr
ihren Einsatz gründlich vermasselt. Spätestens als er daraufhin
hört, wie die beiden italienischen Schwestern über den „deutschen
Esel“ herziehen, wird ihm der große Unterschied von Kunst und
Realität klar. Theodor liebte die beiden Frauen nicht – er liebte
die Kunstfiguren.


Hoffmann schrieb „Die Fermate“ im Jahr 1815. Es ist eine der
schönsten Geschichten dieses Autors und wird hier einfühlsam und
ausdrucksstark von Heide Bertram gelesen.

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