"Der Strick" (Charles Baudelaire)

"Der Strick" (Charles Baudelaire)

Eine Erzählung, etwa aus dem Jahr 1860
10 Minuten
Podcast
Podcaster
Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 2 Monaten

Schön ist es nicht, was in „Der Strick“ erzählt wird. Vieles
wirkt hier widernatürlich, unangenehm, teilweise auch
schockierend. Nun ja, der Schriftsteller Charles Baudelaire
wollte nie nur Schönes erzählen. Im Jahr 1857 wurde er mit einem
Schlag bekannt, als der Gedichtband „Les Fleurs du Mal“ (dt.:
„Die Blumen des Bösen“) erschien. Er und sein Verleger wurden
wegen angeblicher Obszönitäten und Blasphemie in Frankreich zu
Geldstrafen verurteilt, das Werk durfte nur gekürzt herausgegeben
werden. Dieses Buch, das zunächst einen echten Skandal ausgelöst
hatte, entwickelte sich in späteren Jahren zu einem wegweisenden
Werk der modernen Poesie. Etliche nachgeborene Dichter beriefen
sich auf diesen Band, sein Autor wurde erst postum berühmt.


Auch in seinen Erzählungen geht Baudelaire tief hinein in alles
Menschliche, Kreatürliche, und so scheut er sich nicht, in „Der
Strick“ von einer Mutter zu erzählen, die vom Tod ihres Sohnes
offenbar nicht besonders getroffen wird. (Mehr sei hier nicht
verraten.) Man könne sich „eine Mutter ohne Mutterliebe“ gar
nicht vorstellen, erzählt der Rahmenerzähler. Doch was dann in
der Binnenerzählung folgt, ist wahrlich unerhört. Etwas so
emotional Schauderhaftes und Abstoßendes ist selten in der
Weltliteratur zu lesen. Die Binnengeschichte wird von einem Maler
erzählt, und Baudelaire widmete den gesamten Text seinem Freund,
dem Maler Édouard Manet. Dieser hatte einen Ateliergehilfen
verloren, was offenbar zur realen Vorlage des Textes wurde.
Baudelaire schrieb die Erzählung um 1860, sie erschien erst nach
seinem Tod und wurde von Walther Küchler ins Deutsche übersetzt.
Es liest Volker Drüke.


Noch eine Anmerkung in eigener Sache: Im März beginnen in diesem
Podcast die Kafka-Wochen. In jedem Monat wird eine Geschichte des
berühmten Autors, der vor etwa 100 Jahren verstarb, vorgestellt.
Zwei Wochen später ein Werk eines anderen Autors. Aus diesem
Anlass und aus produktionstechnischen Gründen gehen wir hier auch
grundsätzlich in einen 14-Tage-Modus über. So können wir
weiterhin eine hohe Qualität der Texte und der Lesungen
garantieren, was bereits die nächsten Wochen zeigen werden.

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