Ulrich Gutmair über Uneindeutigkeit

Ulrich Gutmair über Uneindeutigkeit

58 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Ulrich Gutmair ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Er schreibt
seit 30 Jahren für Tageszeitungen und Magazine über Pop und
Geschichte und ist Redakteur bei der taz. Schon mit seinem
Sachbuch-Debüt „Die ersten Tage von Berlin. Der Sound der Wende“
ist ihm eine Kultur- und Musikgeschichte gelungen, die weder
nostalgisch noch abgeschlossen klang. Auch in seinem Buch „„Wir
sind die Türken von morgen.“ Neue Welle, Neues Deutschland“ wieder
im Tropen-Verlag veröffentlicht, lässt Gutmair sein Material, er
hat sich jahrelang durch Fanzines, Lyrics und Diskurse der frühen
80er-Jahre gegraben und selbst viele Interviews gemacht, oft für
sich sprechen. Klar wird, viele Themen, die uns heute beschäftigen,
trieben auch schon vor 40 Jahren vor allem die Jugendlichen um.
Dass unter ihnen viele Menschen mit Migrationsgeschichte waren, ist
vielleicht auch deshalb kaum in die Popgeschichte eingegangen, weil
die Jugendlichen es vorzogen, sich selbst neu zu erfinden, ihnen
zugeschriebene Identitäten zurückwiesen oder mit ihnen spielten.
„Das Modell dafür war Punk, und was dabei herauskam, war die Neue
Welle, die bald zur Neuen Deutschen Welle wurde“, schreibt Gutmair.
In den Songtexten, die in seinem Buch ausführlich zitiert werden,
wurden keine Geschichten mehr erzählt, sie waren eher einer
Schlagzeilenrhetorik verpflichtet, wirkten künstlich, lakonisch,
roh und provokant; sie zeichneten sich durch ihren radikalen
Gegenwartsbezug und Humor aus. Vor allem aber spielten sie mit
Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten. Mascha Jacobs und Ulrich
Gutmair sprechen über diesen Zugang zur Welt, über unauflösbare
Widersprüche, Attitüden der Härte, strategische Affirmation und
produktive Formen der Negation. Über DAF, die Querness des Punks,
Fanzines, Collagen und feministische Punkbands. Darüber, wie sich
die durch Punk inspirierte kurze Neue Welle gegen die „Verdrängung
und Verkitschung der gewalttätigen Geschichte Deutschlands“ wandte
und sich satirisch auf die xenophoben Ängste bezog. Mitgebracht hat
Ulrich Gutmair einen Text von Klaus Abelmann „Alles, was Sie schon
immer über Punk wissen wollten (But were Afraid to Ask)", der 1980
in dem Fanzine Neon erschien (http://www.highdive.de/over/neon.htm)
und in „Wir waren Helden für einen Tag. Aus deutschsprachigen
Punk-Fanzines 1977-1981“ abgedruckt wurde, das 1983 bei Rowohlt von
Hollow Skai und Paul Ott herausgegeben wurde. Der zweite
mitgebrachte Text ist „Der destruktive Charakter“ von Walter
Benjamin, den man in dessen bei Suhrkamp erschienen Gesammelten
Schriften, Band IV, herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann
Schweppenhäuser S. 396-398 oder bei textlog.de
(https://www.textlog.de/benjamin/kleine-prosa/denkbilder/destruktive-charakter#:~:text=Der%20destruktive%20Charakter%20ist%20der,sogar%20die%20Spuren%20der%20Zerstörung)
findet. Links Wer Lust bekommt auf die Musik und Texte der Neuen
Welle, dem sei die Playlist zum Buch auf Spoitify empfohlen:
https://open.spotify.com/playlist/1SkNFVyLvG6OISDKygiZ9q Klaus
Abelmann "Alles, was Sie schon immer über Punk wissen wollten (But
were Afraid to Ask)": http://www.highdive.de/over/neon.htm

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