Podcaster
Episoden
11.11.2025
29 Minuten
„Die Wachabteilung funktioniert wie eine WG – zwei Mal die Woche,
24 Stunden“ Der Dienstplan entscheidet, ob Tim Gaumann als
Feuerwehrmann oder als Notfallsanitäter in den Einsatz geht.
Entweder-oder, maximal einen Monat im Voraus, erzählt er in der
November-Folge von DienstTag – Menschen, die Staat machen. In
Nordrhein-Westfalen sind Feuerwehr und Rettungsdienst integriert.
Für den 29-jährigen Siegener hieß das: Erst eine Handwerks- und
Feuerwehrausbildung, inklusive Rettungssanitäter und dann
zusätzlich die dreijährige Ausbildung, plus Staatsexamen zum
Notfallsanitäter: „Der höchste nichtakademische medizinische
Berufsabschluss.“ Im Berufsalltag, bei der Feuerwehr in Wuppertal,
ist für Tim Gaumann nicht der Umgang mit zum Teil schweren
Verletzungen und tragischen Unfällen, zu denen sie gerufen werden,
die größte Herausforderung, sondern der jahrelange Schichtdienst:
„Anderthalb bis vier Stunden Schlaf pro Nach maximal, meist nicht
am Stück und der absolut ungeregelte Schlafrhythmus, das ist das
größte Problem. An die Dramatik der Vorfälle gewöhnt man sich,
schon aus Selbstschutz. Für mich ist das Routine, für die
Betroffenen sind das Ausnahmesituationen, oft mit starken
Schmerzen, Angst und Überforderung.“ Wenn Eindrücke einen vom
Unfallort zurück zur Feuerwache begleiten, helfen vor allem die
Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen. Tim Gaumann: „Die
Wachabteilung ist wie eine WG oder Familie. Da wird viel besprochen
und – falls nötig – nachgearbeitet, zwei Mal in der Woche, 24
Stunden. Und bei wirklich schlimmen Fällen hilf die PSU – die
Profis von der psycho-sozialen Unterstützung.“
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09.09.2025
41 Minuten
„Wir sind die Staubsaugervertreter der Bundesrepublik“ „Es
passieren regelmäßig Dinge, die man sich ein paar Tage vorher gar
nicht vorstellen konnte“, erzählt Bianca Drogosch in der aktuellen
DienstTag-Folge. Langweilig sei der Berufsalltag der Diplomatin auf
jeden Fall nicht. N’Djamena, Rangun oder Ramallah, das waren die
Top-Drei auf der Wunschliste von Bianca Drogosch für ihren nächsten
Auslandsposten. Klingt weniger nach Cocktail-Empfang und mehr nach
Herausforderung und Risiko, passt aber zu der 36-jährigen
Diplomatin. „Es ist ein ganz toller Job, wenn man die Neugierde und
Bereitschaft mitbringt, sich auf anderen Kulturen und Menschen
einzulassen. Überspitzt formuliert sind wir ja so was wie die
Staubsaugervertreter der Bundesrepublik im Ausland.“ Die kleinen
Botschaften abseits der Weltmetropolen seien dabei oft die
interessanteren Posten, weil die Arbeit vor Ort abwechslungsreicher
und konkreter sei, erzählt Drogosch. Die Vertretung in Myanmar ist
in einem schlichten 70er-Jahre Bürohaus in Rangun untergebracht.
Neben den neun Diplomaten halten dabei vor allem die angestellten
Einheimischen den Betrieb aufrecht: „Ohne die Locals könnten wir
gar nicht arbeiten. Die sprechen die Landessprache, kennen Kultur
und Gewohnheiten in Myanmar, wissen, wen man anrufen muss, wenn
Ersatzteile fehlen oder Handwerker organisiert werden müssen.“ Nach
Militärputsch, Bürgerkrieg und Überschwemmungen wurde Myanmar im
Frühjahr auch noch von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Obwohl
die Bundesrepublik mit dem Militärregime keine offiziellen
Beziehungen unterhält, war die Hilfsbereitschaft trotzdem sehr
hoch. „Das die aktuelle Regierung dann aber versucht hat, die Hilfe
aus Drittstaaten als politisches Tool einzusetzen und Menschen, die
vom Widerstand gehaltenen Gebieten leben, vorzuenthalten, war schon
sehr frustrierend“, erinnert sich Drogosch. Umso wichtiger seien
für die Hilfe deshalb die Netzwerkarbeit der Diplomaten, die
direkten Kontakte zur Bevölkerung in Myanmar und in die
Zivilgesellschaft.
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08.07.2025
36 Minuten
„Ambulante Hilfe geht vor Kindesentzug“ „Es gibt viele Vorurteile
über die Arbeit des Jugendamts“, erzählt Giannina Mohr in der
aktuellen DienstTag-Folge. Die meisten sind – wie so oft – falsch.
Die 28-jährige Sozialarbeiterin lebt und arbeitet im Rheinland,
seit drei Jahren beim Jugendamt. „Das Kindeswohl steht im
Mittelpunkt und wir versuchen immer, das mildeste Mittel
einzusetzen. Ambulante Hilfe geht nach Möglichkeit immer vor
Kindesentzug“, erklärt Mohr im dbb-Podcast. In akuten
Kinderschutzfällen wird dann immer zu zweit gearbeitet. Das schafft
Rückendeckung und Gelegenheit zu Austausch und Reflexion. Am besten
ist aber natürlich, wenn die Familien schon vor einer Eskalation
der Situation zum Jugendamt kommen und sich beraten lassen. Der
Beratungsanteil wird dabei immer wichtiger. Die Rollenverteilung
innerhalb der Familien ändert sich, externe Kinderbetreuung nimmt
größeren Raum ein und Krisen wie die Covid-Epidemie haben viel
Unsicherheit hinterlassen: „Jenseits der Kindesgefährdung können
wir Hilfe aber immer nur anbieten. Wenn die Eltern nicht wollen,
sind uns die Hände gebunden.“ Giannina Mohr wünscht sich vor allem
mehr Respekt und Wertschätzung für ihren oft schwierigen Job: „Wir
haben eine enorme Verantwortung und viele verstehen scheinbar
nicht, was für eine wichtige hoheitliche Aufgabe wir erfüllen.“ Vom
Arbeitgeber Staat wünscht sie sich vor allem eine bessere
Ausstattung und Entlastung beim Thema Arbeitszeit. Mohr: „Eine
bessere Work-Life-Balance, vielleicht durch eine Vier-Tage-Woche,
wäre super.“
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13.05.2025
36 Minuten
„Ich kann den Menschen ja nicht in den Kopf schauen“ Robin Kroll
ist Einzelentscheider beim BAMF, dem Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge. Mit seiner Entscheidung im Asylverfahren greift er
drastisch in das Schicksal der Antragsteller ein. Wie geht er mit
dieser Verantwortung um? „Ich entscheide nicht über absolute
Wahrheiten oder Charakterfragen. Ich sammele nur die nötigen
Informationen und entscheide über den Asylantrag. Das ist die
Aufgabe“, erzählt der 44-jährige Sauerländer in der aktuellen
Ausgabe vom dbb-Podcast „DienstTag - Menschen, die Staat machen“.
Die Sachverhaltsermittlung kann dabei ein sehr komplexer Vorgang
sein. Stimmen die Angaben zur Person? Wie plausibel und glaubhaft
ist die Fluchtschilderung? „Die meisten Antragsteller kommen ohne
Papiere zu uns und ich kann den Menschen ja nicht in den Kopf
schauen“, so Kroll. Glücklicherweise klappt der
Informationsaustausch mit den anderen staatlichen Dienststellen
inzwischen besser. Außerdem gibt es effektive Hilfsmittel für die
Entscheider, wie neue KI zur Dialekterkennung oder ständige
aktualisierte Länderinformationen. Auch wenn die Fluchtgründe rein
wirtschaftlicher Natur sein sollten oder die Antragssteller
offensichtlich mit dem Asylverfahren nur ein paar Montage
gesicherten Aufenthalt erreichen wollen, bemüht sich Robin Kroll um
Verständnis: „Es darf nie das Mitgefühl verloren gehen aber
Mitgefühl ist auch kein Bleibegrund. Da muss man die Balance
wahren, professionell bleiben und nach Rechtslage entscheiden.“
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11.03.2025
32 Minuten
„Kopf in den Sand stecken, hilft nicht“ Matthias Boek ist
Obergerichtsvollzieher, sieht sich aber vor allem als
Vollstreckungsmanager. Er sagt: „Jeder Fall ist anders. Wir
versuchen, mit den Menschen zu arbeiten, nicht gegen sie.“ Oft
stehe am Beginn der Überschuldung eine Lebenskrise oder
Realitätsverweigerung. „Briefe bleiben ungeöffnet, Mahnungen werden
ignoriert. Ich kann nur immer sagen: Kopf in den Sand stecken,
hilft nicht. Haltet Eure Unterlagen in Ordnung, sucht Hilfe bei der
Schuldnerberatung“, mahnt Matthias Boek. Der 53-jährige
Gerichtsvollzieher aus Berlin hat in seinem Berufsleben schon viel
erlebt und gesehen. Das Berufsbild habe sich dabei in den letzten
Jahrzehnten sehr verändert. „Der 'Kuckuckskleber' ist
anachronistisch. Unser Aufgabenspektrum ist heute viel breiter.
Jenseits der Mobiliarpfändung werden Finanzermittlungen, Gehalts-
oder Rentenabfragen immer wichtiger“, so Boek. Und es geht auch
nicht immer nur um Finanzforderungen. „Wir blicken in die Abgründe
der Gesellschaft. Emotional am schwierigsten ist dabei der Umgang
mit Kindern in prekären Lebensverhältnissen, zum Beispiel wenn vom
Gericht Kindesentzug angeordnet wurde.“ Für den Gewerkschafter Boek
ergeben sich aus dem breiten Aufgabenspektrum auch Konsequenzen für
die Gerichtsvollzieher-Ausbildung. „Früher was der Job eher
handwerklich-technisch. Heute nehmen Finanzstatusermittlungen und
Grundrechtseingriffe immer mehr zu. Das sollte in der Ausbildung
berücksichtigt werden. Wir vom Deutschen Gerichtsvollzieherbund
plädieren deshalb für eine Fachhochschulausbildung. Das würde
unseren Beruf aufwerten und auch bei der Nachwuchswerbung helfen.“
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Über diesen Podcast
Hallo und herzlichen Willkommen zu DienstTag – Menschen, die Staat
machen. Der Podcast des dbb – beamtenbund und tarifunion. Über den
öffentlichen Dienst gibt es viele Klischees. Zu langsam, zu
bürokratisch, „Schreibtischtäter“. Es wird Zeit, dass jemand mit
den Vorurteilen aufräumt! Der Öffentliche Dienst - Das sind
Lehrkräfte, Jobcenter-Mitarbeitende, Lokführer - und
Polizist:innen, Steuerfachleute, Kita-Beschäftigte und noch so
viele mehr. Der dbb setzt sich für alle diese Menschen ein und ist
als Dachverband für über 40 Gewerkschaften zuständig. Was erlebt
eine Streifenpolizistin mit Migrationshintergrund? Warum
entscheidet man sich als Berufseinsteiger für den öffentlichen
Dienst? Wie steht es um die Digitalisierung an den Schulen? Diesen
und noch mehr Fragen geht unsere Moderatorin Steffi Schaller auf
den Grund und sie werden alle bei „DienstTag“ beantwortet. Überall,
wo es Podcasts gibt.
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