Harnwegsinfektionen verstehen: Ursache, Symptome und Behandlung | Andrea Morawe erklärt
27 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Tag
Junge Frauen kennen das leidige Thema: Harnwegsinfektionen,
umgangssprachlich auch Blasenentzündungen genannt. Darüber
spricht Dr. Andrea Morawe in ihrer neuen Folge von „LandMEDchen“.
Das Thema landet schnell beim Urologen oder beim Gynäkologen –
muss es aber gar nicht.
Eine Harnwegsinfektion bedeutet, dass Bakterien in die Harnwege
gelangen und sich dort vermehren. Sie wird aufgeteilt in die
Zystitis, bei der die Entzündung auf die Harnblase beschränkt
ist, die Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) und die
Urethritis (Harnröhreninfektion). In über 80% der Fälle sind
diese Entzündungen durch E.Coli ausgelöst, also die Keime, die
auch im Darm zu finden sind.
Frauen haben anatomisch bedingt ein höheres Risiko, einen
Harnwegsinfekt zu erleiden, weil ihre Harnröhre kürzer ist.
Ursachen können der Einsatz des Diaphragmas sein, sexuelle
Aktivität, Östrogenmangel in der Menopause oder eine
Schwangerschaft.
Bei Männern liegen die Gründe oft in Abflussstörungen oder einer
Vorhautverengung, welche die Intimhygiene schwieriger macht.
Die männliche Harnröhre ist länger, deshalb sind Infekte seltener
– aber wenn sie auftreten, dann sind sie oft schon eine
Folgeerkrankung.
Eine erhöhte Gefahr für Harnwegsinfektionen besteht auch bei
Immunsuppression (beispielsweise Chemotherapie oder
Rheumatherapie), Dehydratation und Adipositas.
Diabetes Mellitus stellt auch eine erhöhte Gefahr dar. Denn dann
scheidet man im Urin Zuckermoleküle aus, wodurch das
Bakterienwachstum begünstigt wird. SGLT2-Hemmer machen die
Therapie nicht einfacher, das Risiko für Pilzinfektionen wächst.
Intimhygiene ist dabei besonders wichtig.
Woran erkennt man denn einen Harnwegsinfekt?
Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang,
Unterbauchschmerzen und übelriechender Urin können Symptome sein.
Einen Arzt sollte man konsultieren, wenn man Fieber,
Schüttelfrost, blutigen Urin oder Flankenschmerz hat, denn dies
ist ein Hinweis auf eine Nierenbeckenentzündung.
Auch Übelkeit, Erbrechen oder wenn der Urin nachlässt (vermehrter
Drang, aber keine Entleerung der Blase) sind Symptome für einen
Arzt. Bei älteren Menschen kommt hinzu, wenn sie unter
Verwirrtheit leiden.
Männer, Schwangere, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen wie
Diabetes sollten IMMER zum Arzt gehen.
Bei den meisten jungen Frauen helfen zunächst Hausmittelchen:
2-3 Liter am Tag trinken
Wärme (Wärmflasche, warme Sitzbäder)
D-Mannose, das bindet an die E.Coli und verhindert das Anhaften
an die Blasenschleimhaut
Cranberries, diese haben vor allem einen Vorbeugungseffekt
Blasen- und Nierentee, wirkt harntreibend und spült den Urin aus
Probiotika, vor allem wenn die Vaginalflora nicht ganz intakt ist
Bärentraubenblätter (nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit)
wirken kurzzeitig antibakteriell
Ibuprofen
Bei Risikogruppen oder wenn die Symptome nach 48 bis 72 Stunden
nicht verschwunden sind, dann ist ein Antibiotikum sinnvoll.
Hier gibt es Einmalantibiotikum wie Pivmecillinam oder
Fosfomycin, Amoxicillin mit Clavulansäure und Cephalosporine, bei
rezidivierenden Harnwegsinfekten wird gerne Demanose gegeben.
Wichtig ist es, nicht standardisiert ein Antibiotikum zu geben.
In den meisten Fällen reicht es, mit einer Harnwegsinfektion zum
Hausarzt zu gehen. Die Urolog:innen und Gynäkolog:innen machen
einen tollen Job, doch wir haben einen Fachärztemangel – deswegen
empfiehlt Andrea, dass die Spezialisten die komplexen Fälle
behandeln sollten und die Hausärzt:innen die normalen Fälle.
Folg Andrea auf LinkedIn: www.linkedin.com/in/andrea-morawe
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