EGL093 Tokyo Godfathers: Satoshi Kons Weihnachtsfilm zwischen Wunder und Wirklichkeit in den Hinterhöfen von Tokio
HANA "Ich bin ein kleines Missgeschick Gottes. Ganz tief in meinem
Herzen bin ich eine Frau." GIN "Frauen können Kinder kriegen." HANA
"Ganz genau. Wunder gibt es immer wieder. Stell dir vor, so was wie
der Jungfrau Maria könnte auch mir passieren"
1 Stunde 6 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Tag
Micz und Flo haben sich zur Vorweihnachtszeit übers Wochenende zu
einem Podcast-Retreat ins Brandenburger Land nördlich von Berlin
zurückgezogen. Passend zur Weihnachtszeit schauen wir uns den Anime
„Tokyo Godfathers“ von Satoshi Kon an und besprechen ihn am
nächsten Tag auf einer Wanderung in Krummensee. „Tokyo Godfathers“
hat Flo schon vor über 20 Jahren berührt, als der Film 2003
herauskam, und ist ein perfekter Weihnachtsfilm mit allen prägenden
Merkmalen des Genres: Er spielt am Weihnachtsabend im verschneiten
Tokio, es geht um Wunder, ein verlorenes Kind und den Zusammenhalt
von Familie. Held:innen der Geschichte sind die drei Obdachlosen:
Hana, eine Transfrau, Gin, ein Alkoholiker und Miyuki, einem
Teenager-Mädchen, das von zu Hause abgehauen ist. Sie sind auf der
Suche nach der Mutter eines Babys, das sie im Müll gefunden haben,
und wachsen dabei weit über ihre Grenzen hinaus. Der Film zeigt Mut
und Barmherzigkeit im Randmilieu der Gesellschaft und benennt dabei
Themen, die nicht nur in Japan tabuisiert sind: Alkoholismus und
Spielsucht, Wochenbettdepression und Todgeburt, Gewalt an
Obdachlosen und mangelnde Akzeptanz von Transsexuellen. Er schafft
eine hohe emotionale Verbundenheit mit den Figuren, die Satoshi Kon
wie echte Darsteller:innen inszeniert. Mit wenigen Strichen und
zugleich karikaturesken Zeichnungen gelingt ihm eine starke
Identifikation mit den Hauptfiguren. Satoshi Kon ist 2010 im Alter
von 46 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Sein Œuvre ist
weit über Japan hinaus bekannt. Er inspirierte Regisseure wie
Christopher Nolan und Darren Aronofsky mit seinen Filmen. Wie auch
Akira Kurosawa greift Satoshi Kon westliche Ideen in seinen Werken
auf. Insbesondere die Psychoanalyse und Traumdeutung Sigmund Freuds
finden bei Kon künstlerischen Ausdruck. „Tokyo Godfathers“ kann
wohl von der Dramaturgie und Erzählung als der "normalste" von
Satoshi Kon gelten. Wunder spielen zwar eine Rolle, aber immer so,
dass sie auch ein Zufall sein könnte, ein ganz kleiner Zufall, der
aber in der Realität passieren kann. Auf unserer Wanderung durch
Krummensee Richtung Haussee können wir auch einen Weg nicht
passieren, eine Absperrung mit dem Hinweis "Jagd auf diesen Wegen"
veranlasst uns zum Umdrehen. Wir laufen stattdessen zum Krummer
See. Dort treffen wir zwar auf keine weiteren Absperrungen, aber
Micz bleibt für den Rest der Wanderung beunruhigt – auch wegen
eines Pick-ups, der uns entgegenkommt. Der Fahrer mit Schirmkappe
und breiten Nacken grüßt uns zwar freundlich, doch als wir dem Auto
nachschauen, sehen wir auf der Ladefläche mehrere Rehe. Am Ende der
Episode stehen wir an einem Hochsitz und scherzen darüber, ob die
Folge überhaupt noch veröffentlicht wird – und ob man im Abspann
vielleicht schon einen Schuss hört...
einem Podcast-Retreat ins Brandenburger Land nördlich von Berlin
zurückgezogen. Passend zur Weihnachtszeit schauen wir uns den Anime
„Tokyo Godfathers“ von Satoshi Kon an und besprechen ihn am
nächsten Tag auf einer Wanderung in Krummensee. „Tokyo Godfathers“
hat Flo schon vor über 20 Jahren berührt, als der Film 2003
herauskam, und ist ein perfekter Weihnachtsfilm mit allen prägenden
Merkmalen des Genres: Er spielt am Weihnachtsabend im verschneiten
Tokio, es geht um Wunder, ein verlorenes Kind und den Zusammenhalt
von Familie. Held:innen der Geschichte sind die drei Obdachlosen:
Hana, eine Transfrau, Gin, ein Alkoholiker und Miyuki, einem
Teenager-Mädchen, das von zu Hause abgehauen ist. Sie sind auf der
Suche nach der Mutter eines Babys, das sie im Müll gefunden haben,
und wachsen dabei weit über ihre Grenzen hinaus. Der Film zeigt Mut
und Barmherzigkeit im Randmilieu der Gesellschaft und benennt dabei
Themen, die nicht nur in Japan tabuisiert sind: Alkoholismus und
Spielsucht, Wochenbettdepression und Todgeburt, Gewalt an
Obdachlosen und mangelnde Akzeptanz von Transsexuellen. Er schafft
eine hohe emotionale Verbundenheit mit den Figuren, die Satoshi Kon
wie echte Darsteller:innen inszeniert. Mit wenigen Strichen und
zugleich karikaturesken Zeichnungen gelingt ihm eine starke
Identifikation mit den Hauptfiguren. Satoshi Kon ist 2010 im Alter
von 46 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Sein Œuvre ist
weit über Japan hinaus bekannt. Er inspirierte Regisseure wie
Christopher Nolan und Darren Aronofsky mit seinen Filmen. Wie auch
Akira Kurosawa greift Satoshi Kon westliche Ideen in seinen Werken
auf. Insbesondere die Psychoanalyse und Traumdeutung Sigmund Freuds
finden bei Kon künstlerischen Ausdruck. „Tokyo Godfathers“ kann
wohl von der Dramaturgie und Erzählung als der "normalste" von
Satoshi Kon gelten. Wunder spielen zwar eine Rolle, aber immer so,
dass sie auch ein Zufall sein könnte, ein ganz kleiner Zufall, der
aber in der Realität passieren kann. Auf unserer Wanderung durch
Krummensee Richtung Haussee können wir auch einen Weg nicht
passieren, eine Absperrung mit dem Hinweis "Jagd auf diesen Wegen"
veranlasst uns zum Umdrehen. Wir laufen stattdessen zum Krummer
See. Dort treffen wir zwar auf keine weiteren Absperrungen, aber
Micz bleibt für den Rest der Wanderung beunruhigt – auch wegen
eines Pick-ups, der uns entgegenkommt. Der Fahrer mit Schirmkappe
und breiten Nacken grüßt uns zwar freundlich, doch als wir dem Auto
nachschauen, sehen wir auf der Ladefläche mehrere Rehe. Am Ende der
Episode stehen wir an einem Hochsitz und scherzen darüber, ob die
Folge überhaupt noch veröffentlicht wird – und ob man im Abspann
vielleicht schon einen Schuss hört...
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