#15 Die grüne Charta der CDU

#15 Die grüne Charta der CDU

3 Minuten

Beschreibung

vor 1 Tag

Nicht oder jedenfalls nicht nur der Zeitgeist beförderte das
ökologische Bewusstsein in den Achtziger Jahren, auch jenes des
neuaufgenommenen Grünen Cem Özdemir. Denn in der SPD warb Erhard
Eppler, keineswegs mit durchschlagendem Erfolg, aber über Jahre
hartnäckig dafür, den Schutz der Umwelt ernst zu nehmen. Und
sogar in Lothar Späths CDU formierte sich zehn Jahre nach dem
erfolgreichen Kampf gegen das Atomkraftwerk in Wyhl in Südbaden
eine Gruppe von Politikern, um eine „Grüne Charta“ zu erarbeiten.
1984 wurde sie vorgelegt mit dem – nie erreichten – Ziel, die
Programmatik der Union bundesweit grundsätzlich zu verändern.
Unter anderem mit einem längst vergessenen Bekenntnis zum Tempo
100 und zur regenerativen Energieerzeugung als „besonders
förderungswürdig“.


Späth, der Ministerpräsident mit dem treffsicheren Spitznamen
„Cleverle“, wettete und verwettete schließlich sogar ein ganzes
Monatsgehalt, weil er mit seiner Absicht scheiterte, durch eine
ökologisch angehauchte Politik die parlamentarische Ära der
Grünen nach acht Jahren wieder zu beenden. Seine Beschreibung des
Landesverbands zu dessen zehntem Geburtstag klang prophetisch und
könnte heute von einem wohlwollenden Unionspolitiker ganz ähnlich
zu Papier gebracht werden, um Erfolge zu erklären: „Die Grünen im
Südwesten sind, vom Habitus bis zum politischen Gebaren, um
vieles ‚bürgerlicher‘ als ihre Parteifreunde in anderen
Bundesländern.“

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