# 56 Wieviel Körpernähe ist gesund?
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vor 16 Stunden
Körperliche Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis. Dennoch
fragen wir uns – besonders in der westlichen Welt – immer wieder:
Wie viel Nähe ist gesund? Was bedeutet Verwöhnen? Wo beginnt
gesunde, wo überfordernde Körpernähe? Spätestens während der
Coronapandemie, in der Körperkontakt plötzlich als Gefahr galt,
wurde deutlich, wie sehr uns Berührung fehlt. Zugleich zeigen
zahlreiche Studien klar, dass körperliche Nähe weitreichende
Auswirkungen auf unsere soziale, kognitive, emotionale und
körperliche Entwicklung hat.
Schon Babys und kleine Kinder senden deutliche Signale, wenn sie
Körperkontakt wünschen. Besonders in den ersten drei Lebensjahren
ist dieses Bedürfnis stark ausgeprägt. Mit zunehmendem Alter wird
Nähe nicht weniger wichtig, aber sie braucht bewusster gestaltete
Momente.
Körpernähe ist dann gesund, wenn beide Beteiligten sich dabei
wohlfühlen. Wir spüren sehr schnell, wenn Zuwendung nur
halbherzig geschieht. Deshalb ist es wichtig, gut auf das eigene
Körpersystem zu hören. Das Bild einer Ampel kann dabei helfen:
Sind wir auf Grün? Passt es gerade für uns? Manchmal braucht es
eine Phase der Annäherung, bevor echter Körperkontakt möglich ist
– besonders wenn Kinder gerade starke Gefühle ausdrücken: Wut,
Traurigkeit, Anspannung. Manche schlagen, beißen, drücken weg
oder „zwirbeln“ mit den Fingern in die Haut der Bezugsperson.
Dahinter steht meist ein Zeichen von innerer Not.
Wichtig ist, in solchen Momenten präsent zu bleiben und
gleichzeitig die eigenen körperlichen Grenzen zu schützen.
Schmerz durch einen Schlag oder Biss ist real. Die erste Reaktion
ist oft Flucht oder Abwehr – das ist normal. Entscheidend ist,
den Schmerz klar zu benennen und danach wieder ein authentisches
Angebot für Nähe zu machen, damit man gemeinsam in ein wohliges
Miteinander finden kann. Dieser Prozess dient dem Spannungsabbau
des Kindes – gut für das Kind, aber manchmal herausfordernd für
den Körper der Bezugsperson.
Was aber, wenn es den Eltern selbst zu viel wird? Viele geraten
unter Druck durch den „Muttermythos“: Ich muss das alles leisten,
besonders beim Stillen und Tragen. Doch es ist ein Geschenk, wenn
Kinder ein Netzwerk an vertrauten Menschen oder auch Tieren
haben, bei denen sie sich geborgen fühlen. Kinder spüren
deutlich, wer gerade im „grünen Bereich“ ist. Gleichzeitig lernen
sie an unserem Modell, wie wichtig es ist, eigene Grenzen zu
achten. Wenn ein Kind jedoch ständig erlebt, dass die
Bezugsperson über ihre Grenzen geht, übernimmt es dieses
Verhalten später oft selbst.
Es braucht immer wieder eine achtsame Abstimmung – denn jeder Tag
ist anders. Wenn wir uns erlauben, für unsere Bedürfnisse
einzustehen, finden wir auch immer wieder neu in eine gemeinsame
Balance. Genau das stärkt Bindung.
Mit zunehmendem Alter kann Körpernähe in vielfältiger Form gelebt
werden: über Körperpflege, spielerische Momente, Sport oder
gemeinsame Aktivitäten. Körperkontakt bleibt ein lebenslanges
Bedürfnis – von der Wiege bis zur Bahre. Denn über Berührung
findet eine wesentliche Form unserer Kommunikation statt.
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