Steuern direkt vom Lohn abziehen: Wirksamer Schutz vor Schulden?

Steuern direkt vom Lohn abziehen: Wirksamer Schutz vor Schulden?

Basel-Stadt will zehn Prozent vom Einkommen automatisch dem Steueramt überweisen. Damit könnten Steuerschulden vermieden werden. Eine Lösung für die ganze Schweiz?
57 Minuten

Beschreibung

vor 1 Tag
Basel-Stadt will zehn Prozent vom Einkommen automatisch dem
Steueramt überweisen. Damit könnten Steuerschulden vermieden
werden. Eine Lösung für die ganze Schweiz? Gemäss einer Erhebung
des Bundes, waren 2020 fast zehn Prozent der Bevölkerung bei den
Steuern in Verzug. Über 80% der Personen, welche sich 2024 bei der
Schuldenberatung Schweiz gemeldet haben, hatten Steuerschulden.
Allein die Basler Steuerverwaltung muss jährlich über 5000
Betreibungen einleiten. Damit soll nun Schluss sein. Der Grosse Rat
des Kantons Basel-Stadt hat kürzlich einem Gegenvorschlag zu einer
SP-Initiative zugestimmt. Vorgesehen ist ein pauschaler Lohnabzug
von 10% (bzw. 5% in Riehen und Bettingen), der direkt dem Steueramt
überwiesen wird. Der Lohnabzug ist für Unternehmen ab 50
Mitarbeitenden verpflichtend. Kleinere Unternehmen können
freiwillig mitmachen. Mitarbeitende die den Direktabzug nicht
wollen, müssen sich aktiv dagegen aussprechen (Opt-out-Lösung).
Eine Steuererklärung muss weiterhin ausgefüllt werden. Der
Arbeitgeberverband Region Basel, der Gewerbeverband Basel-Stadt und
die Handelskammer beider Basel haben das Referendum ergriffen. Die
Vorlage kommt damit voraussichtlich vors Volk. Bei einer Annahme
könnte Basel-Stadt zum Vorbild für andere Kantone werden. Argumente
der Gegner Der direkte Lohnabzug wird als Entmündigung der Bürger
kritisiert, die für ihre Finanzen selbst verantwortlich sein
sollten. Befürchtet wird zudem eine Schuldenverlagerung, da das
Geld besonders bei knappen Budgets an anderer Stelle fehlen könnte.
Da weiterhin eine Steuererklärung nötig ist, entfällt eine
Entlastung für Steuerpflichtige. Für Unternehmen bedeutet der
Direktabzug hingegen einen grossen bürokratischen Aufwand, obwohl
nur rund ein Drittel der Arbeitnehmenden - die auch im Kanton
wohnen - überhaupt betroffen wären. Argumente der Befürworter Die
jährliche Steuerrechnung als hohe Einmalzahlung stellt für viele
eine finanzielle Herausforderung dar und kann zu Verschuldung
führen. Ein automatischer Direktabzug vom Lohn soll dieses Risiko
senken. Eine Reduktion der Betreibungen ist auch im Interesse des
Kantons, da sie hohen Aufwand und Steuerausfälle verursachen. Wie
sinnvoll ist ein Lohnabzug für Steuern? Wer profitiert davon? Löst
er das Schuldenproblem oder schafft er neue Probleme? Im FORUM
diskutieren Gäste mit Hörerinnen und Hörern: · Ja zum Direktabzug:
Pascal Pfister, Geschäftsleiter Schuldenberatung Schweiz / Grossrat
SP/Basel-Stadt · Nein zum Direktabzug: Dominik Marbet, Direktor
Arbeitgeberverband Region Basel Redaktion/Moderation: Stefan Flury
Onlineredaktion: Angela Wagner
15
15