Experte: Afrika zeigt, wie schnell E-Mobilität wachsen kann

Experte: Afrika zeigt, wie schnell E-Mobilität wachsen kann

Im Gespräch mit Stefan Heimlich, Experte für E-Mobilität
26 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 1 Woche
In der neuen Podcast-Folge spreche ich mit Stefan Heimlich, einem
profunden Kenner der Elektromobilität. Stefan bringt nicht nur
jahrzehntelange Branchenerfahrung mit, sondern war zuletzt in
mehreren afrikanischen Ländern unterwegs und hat dort Entwicklungen
gesehen, die in Deutschland viele überraschen dürften. Zu Beginn
steigen wir direkt in das Thema Technologieoffenheit ein – ein
Begriff, der in Deutschland gerne als Lösung für alle Probleme
genutzt wird. Stefan ordnet das differenziert ein und macht
deutlich, dass es stark auf das Segment ankommt. Besonders klar
wird es im Kleinwagensegment: Hyundai verabschiedet 2026 den i10
und ersetzt ihn durch den rein elektrischen Inster. Für Stefan ist
das ein Beispiel dafür, dass „Technologieoffenheit im
Kleinwagensegment überhaupt keinen Sinn macht“, weil parallele
Antriebsentwicklungen wirtschaftlich schlicht nicht tragbar sind.
Premiumsegmente könnten das eventuell noch eine Zeit lang leisten,
aber dort endet es für ihn auch schon. Spannend wird es, als Stefan
seine Eindrücke aus Afrika teilt. Ein Kontinent, der oft
unterschätzt wird, aber enorme Dynamik entwickelt. Von Marokko über
Ägypten bis Kenia und Südafrika zeichnet er ein Bild von Ländern,
die sich längst auf den Weg zur Elektromobilität gemacht haben –
aus ökonomischen Gründen, aus industriepolitischen Motiven und aus
gesellschaftlichem Druck einer jungen, gut ausgebildeten
Bevölkerung. Marokko baut bereits Batteriefertigung und
Ladeinfrastruktur auf, Ägypten hat klare Elektrifizierungsziele für
2040, und Äthiopien hat den Import von Verbrennern bereits seit
2024 verboten. Viele asiatische Player sind dort aktiv, Stellantis
ebenso. Deutsche Hersteller spielen preislich kaum eine Rolle.
Dabei kommt ein entscheidender Vorteil ins Spiel: erneuerbare
Energien. Stefan beschreibt, wie Solar, Wind und vor allem
Geothermie den Strom in vielen Ländern unschlagbar günstig machen.
In Kenia stammen schon rund 90 Prozent der Energie aus diesen
Quellen. Elektrische Motorräder – sogenannte Boda Bodas –
dominieren dort inzwischen das Straßenbild, weil sie deutlich
günstiger im Betrieb sind. Stefan berichtet: „Die kriegen das
Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, weil sie schlicht mehr
verdienen.“ Dass Elektromobilität dort funktioniert, liegt aber
auch an der Infrastruktur. Nairobi, Mombasa oder Addis Abeba bauen
Ladepunkte kontinuierlich aus – und das oft pragmatischer als wir
es aus Europa kennen. In ländlichen Regionen lösen Solar-Kits teure
Netzanschlüsse ab. Motorräder und Tuk-Tuks werden schnell
elektrifiziert, Matatus – die typischen Shuttlebusse – folgen
bereits, unterstützt durch neue Fertigungsstätten vor Ort.
Mindestens genauso beeindruckend ist, wie weit viele afrikanische
Länder bei digitalen Services sind. Stefan erklärt, dass man dort
seit 20 Jahren mit M-Pesa bezahlt – lange bevor Smartphones
überhaupt verfügbar waren. Bargeld ist kaum noch relevant,
Behördengänge laufen digital und deutlich effizienter als
hierzulande. Für ihn ist das dritte große Momentum der
Mobilitätswende: Energie, elektrische Antriebe und Digitalisierung
greifen ineinander. Nigeria, eigentlich bekannt als Erdölnation,
schlägt inzwischen eine ähnliche Richtung ein. Die Regierung will
elektrische Antriebe fördern, um Luftqualität zu verbessern und
lokale Produktion aufzubauen. Hersteller wie Gogo Electric aus
Uganda expandieren dorthin und eröffnen neue Werke. Dass E-Autos
auch im Alltag funktionieren, zeigt Stefans Beispiel eines
Uber-Fahrers in Nairobi im MG4, der ihm sagte: „Der fährt einfach,
ist günstiger im Unterhalt – und im städtischen Sprint bin ich
immer vorne.“ Am Ende bleibt eine klare Botschaft: Während in
Europa oft noch diskutiert wird, entscheiden sich andere Regionen
längst praktisch. Märkte für Verbrenner schrumpfen weltweit, und
der Preisvorteil elektrischer Modelle wird immer deutlicher. Stefan
bringt es mit seinem Appell zum Schluss auf den Punkt: „Diesen
Pragmatismus täte uns in Deutschland auch gut.“ Nun aber genug de

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