Von Null auf Bündnis: Die frühen Jahre der Bundeswehr mit Sönke Neitzel
51 Minuten
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Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft
Beschreibung
vor 3 Wochen
Vor 70 Jahren, am 12. November 1955: Die Bundeswehr
feiert ihren Gründungstag. Wie entstand im westlichen Teil des
zerstörten Deutschlands mit seinem diktatorischen Erbe eine neue
Armee der Demokratie? Darüber spricht Prof. Dr. Sönke Neitzel von
der Universität Potsdam mit Oberstleutnant Michael Gutzeit aus
dem ZMSBw.
Die noch junge Bundesrepublik bekommt nur zehn Jahre nach dem
Zweiten Weltkrieg wieder Streitkräfte, auch mit alten
Wehrmachtssoldaten. Die Gründung der Bundeswehr markiert für
Westdeutschland einen Wendepunkt auf dem Weg von Besatzung zu
Bündnispolitik und westdeutscher Souveränität. Doch der Weg
dorthin war hart umkämpft: Der Koreakrieg hatte den Westen unter
Führung der USA alarmiert, während in Deutschland Proteste gegen
eine Wiederbewaffnung aufflammten. Denn die Angst vor einem
„Staat im Staate“ saß nach historischen Erfahrungen tief.
Altes und Neues
Im Gespräch mit Sönke Neitzel beleuchtet die neue Zugehört-Folge
die politischen, militärischen und gesellschaftlichen Spannungen
während der Aufbauzeit der Bundeswehr. Besonders die ersten
zwanzig Jahre nach ihrem Gründungstag liegen im Fokus, denn diese
waren doch so prägend wie wenige danach. Die Entstehung der
„Himmeroder Denkschrift“ als Schlüsseldokument der westdeutschen
Wiederbewaffnung, aber auch der Personalgutachterausschuss und
seine Arbeit demonstrieren, wie stark ehemalige
Wehrmachtsangehörige am Neuaufbau der Streitkräfte beteiligt
waren. Gleichzeitig entstand mit der „Inneren Führung“ das
Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ – ein Versuch,
demokratische Verantwortung und soldatische Tradition zu
verbinden. Aber die neue Führungsphilosophie war alles andere als
unumstritten.
Licht und Schatten
Dazu sprechen wir über innere Konflikte wie die
Auseinandersetzung der „Leutnante von Hamburg“ mit den
„Hauptleuten von Unna“. Auch Skandale und Affären werden
thematisiert, wie das Iller-Unglück 1957, der Spiegel-Skandal von
1962, die Nagold-Affäre 1963, oder die von der Schnez-Studie 1969
ausgelöste Debatte. Neben allen Zweifeln der Nachkriegszeit
sprechen wir aber auch über Lichtblicke, wie die Fluthilfe der
Bundeswehr an der Elbe im Jahr 1962. Des Weiteren spannt die
Folge einen Bogen von der Einführung der Wehrpflicht und der
Atomwaffenfrage bis hin zur Ostpolitik der 1970er-Jahre, in einer
Zeit, als die Bundeswehr eine Stärke von fast einer halben
Millionen Soldaten erreicht. Am Ende zieht Prof. Neitzel eine
Bilanz, vor allem darüber, was wir aus unserer Geschichte für
unsere Gegenwart und Zukunft lernen können.
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