Zugehört! Der Podcast des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft
Podcaster
Episoden
19.12.2025
1 Minute
Dr. Peter Tauber befasst sich mit der Frage, wie es um
die Sicherheit Deutschlands steht und welche politischen,
militärischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür
notwendig sind. Diese „Zugehört“-Folge wurde bei der 64.
Internationalen Tagung für Militärgeschichte (ITMG) im November
2025 im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden
aufgezeichnet.
Begriffe wie Kriegstüchtigkeit und Wehrhaftigkeit waren lange
Zeit nicht im öffentlichen Diskurs Deutschlands präsent, heute
stehen sie in dessen Fokus. Ausgehend von der Beobachtung, dass
die Geschichte der Bundesrepublik als eine fortwährende Suche
nach Sicherheit verstanden werden kann, ordnet der
Parlamentarische Staatssekretär a.D. und promovierte
Historiker Peter Tauber die aktuellen sicherheitspolitischen
Debatten ein.
Unsere Sicherheit als gemeinsame Aufgabe
Taubers Vortrag beleuchtet drei zentrale Ebenen: die Rolle der
Politik, den Zustand der Bundeswehr und die Verantwortung der
Gesellschaft. Besonders ausführlich geht Tauber auf die
gesellschaftliche Dimension von Sicherheit ein. Er verweist auf
aktuelle Studien des ZMSBw, die zeigen, dass sich das
Bedrohungsbewusstsein in der deutschen Bevölkerung seit 2022
deutlich verändert hat. Sicherheit dürfe nach Tauber nicht allein
als Frage von Zuständigkeiten verstanden werden, sondern als
gemeinsame Verantwortung. Die zentrale Frage laute daher nicht
nur, wie sicher Deutschland ist, sondern was heute getan werden
muss, um auch künftig in Frieden und Freiheit leben zu können.
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17.03.2023
52 Minuten
Am 20. März 2003 begannen die Streitkräfte der USA sowie
einiger Verbündeter einen Feldzug gegen den Irak. Wenngleich die
militärischen Operationen mit der Niederlage des irakischen
Diktators Saddam Hussein und seiner Flucht endete und die
Koalitionstruppen den Irak nahezu vollständig kontrollierten,
markierte das vermeintliche Kriegsende den Beginn einer weiteren
Gewaltspirale.
Nachdem der Zweite Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuweits und zur
militärischen Einhegung des Iraks u.a. aufgrund der Durchsetzung
von Flugverbotszonen geführt hatte, befahl Saddam Hussein
militärische Operationen gegen die eigene, vor allem kurdische
Bevölkerung. Dabei setzte er teilweise auch Giftgas ein. Dies
weckte nicht nur bei den USA den Verdacht, er würde Widerstände
gegen seine Herrschaft mit militärischen Mitteln brechen. Zudem
befürchtete man, Saddam Hussein würde ein Giftgasprogramm
betreiben, was für die stets unsichere Region des Nahen und
Mittleren Ostens eine weitere Gefahr darstellen könnte.
Ein Präventivkrieg - ohne Legitimation
Insbesondere in den USA mehrten sich Forderungen, Saddam mit
militärischen Mitteln zu stürzen. Die Regierung der USA unter
Präsident George W. Bush strebte danach, einen solchen Krieg
durch die Vereinten Nationen sanktionieren zu lassen, wozu sich
der Weltsicherheitsrat jedoch nicht bereitfand. Vor allem der
deutsche Außenminister Joschka Fischer war nicht davon überzeugt,
dass der Irak an der Entwicklung und Produktion von Giftgas
arbeiten würde. – Tatsächlich sollte sich der Vorwurf nach dem
Krieg nicht bestätigen.
Die Regierungen der USA und Großbritanniens beschlossen
ungeachtet dessen, einen Präventivkrieg gegen den Irak zu führen,
für den es jedoch keinerlei völkerrechtliche Zustimmung durch den
Weltsicherheitsrat der UN gab.
Koalition der Willigen
Während die Bundesrepublik Deutschland wie auch Frankreich nicht
dieser Koalition angehörten, suchten andere, jüngere NATO-Staaten
wie z.B. Polen oder die baltischen Staaten den engen
Schulterschluss mit den USA. Die US -Regierung konnte mehr als 40
Staaten zur Teilnahme am Krieg gewinnen, weswegen Präsident Bush
später von der „Koalition der Willigen“ („Coalition oft he
willing“) sprach. Der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld
prägte dafür den verzerrenden Begriff vom „alten“ und „neuen“
Europa. Auch deswegen kam es in der NATO zu atmosphärischen
Störungen in der transatlantischen Zusammenarbeit.
In dieser Folge von „ZUGEHÖRT! Der Podacst des ZMSBw“ spricht Uwe
Hartmann mit Dr. Hans-Peter Bartels, dem heutigen Präsidenten der
Gesellschaft für Sicherheitspolitik. Dabei geht es um die
damaligen Ereignisse, die unterschiedlichen Haltungen der
politischen Parteien im Bundestag zum Irak-Krieg sowie der Außen-
und Sicherheitspolitik der Bundesregierung.
Hans-Peter Bartels war von 1998 bis 2015 für die SPD
Bundestagsabgeordneter und dabei Mitglied des
Verteidigungsausschusses, sowie ab 2014 sein Vorsitzender.
r.
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07.02.2023
51 Minuten
In vier Podcasts hat sich „Zugehört!“ mit Krisen des
Kalten Krieges beschäftigt. Nach der Suez-Krise von 1956, der
Kuba-Krise 1962 als Höhe- und Wendepunkt des Kalten Krieges, und
dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968,
einer internen Unterdrückung von blockinterner Opposition, geht
es in der letzten Folge um das NATO-Manöver ABLE ARCHER und das
Krisenjahr 1983.
In dieser 51. Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann dazu
mit Oberst Dr. Armin Wagner.
Nach einer Phase der Entspannung zwischen Ost und West in der
ersten Hälfte der 1970er Jahre erwuchs gegen Ende des Jahrzehnts
eine neue Konfrontation. Zwei Ursachen waren wesentlich dafür:
erstens die Möglichkeit des Einsatzes von neuen sowjetischen
SS-20-Mittelstreckenraketen gegen Zeile in Westuropa und der
darauffolgende NATO-Doppelbeschluss von 1979; zweitens der
sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember des gleichen
Jahres.
Der 1981 ins Amt gekommene US-Präsident Ronald Reagan eröffnete
eine psychologische Offensive gegen die Sowjetunion. Im Frühjahr
1983 bezeichnete er die östliche Führungsmacht plakativ als „evil
empire“, als Reich des Bösen. Er kündigte zudem eine
weltraumgestützte Raketenabwehr an, die sogenannte Strategic
Defense Initiative (SDI): ein für die damalige Zeit technologisch
mehr als ambitioniertes Vorhaben, das zudem das zwischen Moskau
und Washington 1972 vereinbarte Verbot anti-ballistischer Raketen
und damit eine wesentliche Komponente gegenseitiger Abschreckung
untergrub.
Eines kam zum anderen: Im Frühjahr 1983 fand im Nordpazifik die
größte Flottenübung der U.S. Navy seit dem Zweiten Weltkrieg
statt. Anfang September 1983 schoss die sowjetische Luftwaffe ein
südkoreanisches Verkehrsflugzeug über ihrem Luftraum ab, mit fast
270 Toten als Folge. Im gleichen Monat meldete das automatisierte
System der sowjetischen Luftverteidigung fälschlich einen Anflug
amerikanischer Raketen auf das Land. Im November 1983 probte die
NATO-Stabsrahmenübung ABLE ARCHER einen Krieg zwischen NATO und
Warschauer Pakt bis zur Eskalation zum Atomkrieg.
Bis heute umstritten bleibt, inwiefern ABLE ARCHER bei
Geheimdienst und Militär in Moskau zu einer realen Kriegsfurcht
führte. Doch allein die Möglichkeit, dass die Sowjets westliches
Handeln als echte Angriffsabsicht missinterpretieren könnten,
führte bei Ronald Reagan zu einem Umdenken. Fortan verknüpfte er
außenpolitische Standfestigkeit mit diplomatischer
Verhandlungsbereitschaft und fand ab 1985 mit dem Generalsekretär
der sowjetischen Staatspartei KPdSU Michail Gorbatschow einen
kongenialen Verhandlungspartner.
Im Unterschied zur Kuba 1962 war die Zuspitzung im Jahr 1983 vor
allem eine imaginierte, eine in der Vorstellungskraft beteiligter
Akteure gedachte Krise. Eines hatten beide allerdings gemeinsam:
Die jeweiligen Erfahrungen mündeten in Phasen der Annäherung
beider Supermächte. Ein „1983“ wiederholte sich selbst dann
nicht, als zwischen 1989 und 1991 Warschauer Pakt und Sowjetunion
zerfielen.
Literatur
Mark Kramer: Die Nicht-Krise um „Able Archer 1983“:
Fürchtete die sowjetische Führung tatsächlich einen atomaren
Großangriff im Herbst 1983? In: Oliver Bange, Bernd
Lemke (Hrsg.): Wege zur Wiedervereinigung. Die beiden deutschen
Staaten in ihren Bündnissen 1970 bis 1990 (= Beiträge zur
Militärgeschichte. Band 75). Oldenbourg, München 2013
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17.01.2023
56 Minuten
Das Waffensystem Panzer ist im Verlauf von zwei
Jahrzehnten, die stark von asymmetrischen Konflikten bestimmt
waren, immer wieder totgesagt worden. Mit dem russischen Angriff
auf die Ukraine ist der konventionelle Großkrieg nach Europa
zurückgekehrt. Panzer sind wieder eine militärische Realität und
sie sind Gegenstand der öffentlichen Debatte. Das bietet
Gelegenheit, sich mit den Ursprüngen und den Zukünften des
Waffensystems zu befassen.
In Folge 50 von ZUGEHÖRT spricht Oberst Dr. Sven Lange, der
Kommandeur des ZMSBw, mit zwei ausgewiesenen Experten:
Die Vergangenheit des Panzers hat Dr. habil. Markus
Pöhlmann untersucht. Er ist Historiker und
Projektbereichsleiter „Erster Weltkrieg“ am ZMSBw. 2016 hat er
eine Geschichte des Panzers in Deutschland zwischen 1890 und 1945
vorgelegt. In diesem Zusammenhang hat sich Dr. Pöhlmann auch mit
der Frage befasst, warum eigentlich die Deutschen den Panzer
nicht erfunden haben.
Was sich in der Entwicklung tut, weiß Oberst Armin
Dirks, Dipl. Ing. Er arbeitet am Bundesamt für
Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr
(BAAINBw) in Koblenz. Oberst Dirks ist dort Head of Operations im
deutsch-französischen Projektteam für das Main Ground Combat
System. Er arbeitet also täglich am Panzer von morgen.
Literatur
Aus die vielfältigen Literatur zum Panzer, oftmals auch
umfangreich illustrierte Bücher, ragt die Studie von Markus
Pöhlmann zum Panzer und der Mechanisierung des Krieges im 20.
Jahrhundert heraus.
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05.12.2022
59 Minuten
Friedrichs II. gewagter Angriff in schiefer
Schlachtordnung bei Leuthen stellte den Höhepunkt des Machbaren
absolutistischer Manöverstrategie und Lineartaktik dar. Der
Erfolg dieser riskanten Operation beruhte gleichermaßen auf
Können und Glück. Eine Entscheidungsschlacht war es dennoch
nicht.
Am 5. Dezember 1757 traf die preußische 35.000 Mann starke
Hauptarmee unter der Führung Friedrichs II. in der Nähe Breslaus
bei der kleinen schlesischen Ortschaft Leuthen (heute Lutynia,
Polen) auf die von Karl von Lothringen und Generalfeldmarschall
von Daun befehligte österreichische Hauptarmee mit 65.000
Soldaten. Eine Niederlage hätte für Preußen das Ende des
Siebenjährigen Krieges (1756-1763) bedeutet und vermutlich seine
Aufteilung und Degradierung zur Mittelmacht zur Folge gehabt. Die
deutsche und europäische Geschichte wäre dann sicherlich ganz
anders verlaufen. Friedrich setzte alles auf eine Karte und griff
seinen Gegner in einer gewagten Operation in schiefer
Schlachtordnung an.
In Folge 49 von ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw spricht Oberst
Dr. Sven Lange mit Oberstleutnant Dr. Hans-Peter Kriemann über
die Schlacht, ihre Hintergründe, ihren Verlauf und ihre bis heute
anhaltende Rezeptionsgeschichte und natürlich auch über den
damals entstanden Mythos zum "Choral von Leuthen".
Als Ergänzung bieten wir Ihnen eine Karte und weitergehende
Erklärungen zur Schlacht auf unserer Website an.
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Über diesen Podcast
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Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft
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