Folge 133: Schnell und schlau

Folge 133: Schnell und schlau

51 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Heute besuchen wir eine Schwimmerin, die mit Anfang zwanzig schon
mehrfache Welt- und Europameisterin ist und diverse deutsche und
europäische Rekorde aufgestellt hat: Johanna Schikora ist
Flossenschwimmerin, eine Disziplin, die auch als Finswimming oder
Speedswimming bekannt ist. Ebenfalls beim Gespräch dabei: Ihr
Trainer Volko Kucher vom Bundestützpunkt Berlin, früher selber
Flossenschwimmer und zudem Fachhändler für Wettkampfflossen.


Johanna Schukora ist mit vielen Talenten gesegnet, sie spielt
seit dem 5. Lebensjahr Klavier und gewann mehrmals den ersten
Preis bei „Jugend musiziert“. Als Ausgleichssport begann sie im
Alter von 12 Jahren mit dem Flossenschwimmen, beim Tauchclub FEZ.
Bereits zwei Jahre später war sie Mitglied der
Jugendnationalmannschaft.


Dabei hat Johanna nie eine musikbetonte Schule oder ein
Sportgymnasium besucht. Sie ist einfach sehr begabt, schwärmt
Trainer Volko, dem man anmerkt, wie stolz er auf die Erfolge
seines Schützlings ist. Vor allem eins kam Johanna viele Jahre
zugute: Der Druck, der bei Weltklassesportler:innen immer präsent
ist, hat ihr wenig ausgemacht. Sie liebt es, mit bis zu 12
Stundenkilometern durchs Becken zu gleiten, den Blick immer fest
auf den Boden gerichtet, denn Flossenschwimmer:innen atmen durch
einen so genannten Mittelschnorchel. Die Schwimmbewegung mit der
ca.4-5 Kilo schweren Monoflosse ähnelt dem Delphinschwimmen, die
Arme werden flach nach vorn ausgestreckt.


Besonders wichtig ist deshalb bei dieser Schwimmart das Training
der Bein- und Rumpfmuskulatur. Praktisch genauso viel Zeit wie im
Wasser verbringt Johanna deshalb im Kraftraum. Diesen Wechsel
liebt sie besonders: Während sie im Wasser die Welt auch mal
draußen lassen kann, genießt sie beim Krafttraining Musik.
Ebenfalls sehr wichtig, ergänzt Volko, ist das Training der
Muskulatur rund um die Fußgelenke - denn die werden durch das auf
und ab der Flosse enorm beansprucht.


Johanna hat aber nicht nur viele Talente, sondern auch ein großes
Herz - auch wenn sie im Gespräch keine große Sache daraus macht:
Als sie erfuhr, dass ihre ukrainische Konkurrentin Anastasia
Antoniak im Frühjahr 2022 nach Berlin geflohen war, hier aber
keine Bleibe fand, nahm sie sie in ihrer
Eineinhalb-Zimmer-Wohnung auf. Auch zum Training gingen sie
fortan gemeinsam. Bei den World Games im Sommer 2022 holten sie
dann beide eine Medaille: Johanna in Gold, Anastasia in Bronze.
Wenig später wurde Johanna mit dem Silbernen Lorbeerblatt
ausgezeichnet.


Wenn man dann auch noch hört, dass Johanna gerade erfolgreich
ihren Bachelor in Psychologie bestanden hat, kann man das kaum
glauben. Die nötige Willenskraft, all das zu schaffen, hat sie
sicher auch durch den Sport mitgekriegt, sagt sie. Aber sie
erlebt - wie alle Spitzensportler - auch schlechte Phasen. In
denen der Körper nicht so mitmacht und alles zu viel zu werden
droht. Auch darüber spricht Johanna. Dass es eben nicht
selbstverständlich ist, wieder zu gewinnen, nur weil es schon mal
gelungen ist. Aber dass das dann eben jeder erwartet. Dass
vieles, was leicht und locker ausssieht, das Ergebnis sehr harter
Arbeit ist. Und dass es manchmal schon ein sehr großer Erfolg
ist, einfach nur dabei zu sein.

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