Im Herbst nach Moskau | Von Tilo Gräser

Im Herbst nach Moskau | Von Tilo Gräser

15 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Impressionen von der Reise in die russische
Hauptstadt


Ein Kommentar von Tilo Gräser.


Nun bin ich zum zweiten Mal in diesem Jahr für etwa zwei Wochen
in Moskau, nachdem ich im Mai aus Anlass des 80. Jubiläums des
Tages des Sieges hier war. Die Rückkehr nach nicht ganz sechs
Monaten war ursprünglich so nicht geplant. Aber zum einen dachte
ich, dass ich ein privates Jubiläum in der russischen Hauptstadt
begehen kann. Und zum anderen hatte ich das Bedürfnis, angesichts
der russophoben deutschen Politik zu zeigen, dass nicht alle
Deutschen so feindlich sind wie die derzeitige Bundesregierung.
Besser noch: Überhaupt nicht feindlich gegenüber dem großen Land
und seinen Menschen. Das nicht uns in Deutschland bedroht,
sondern von einer deutschen Politik auf Kriegskurs bedroht wird,
die alle geschichtlichen Erkenntnisse über Bord geworfen hat.


Was aber Folgen hat auch für die Menschen, die sich weiterhin
begegnen wollen oder die wie meine Kollegin und ich weiter über
und aus Russland berichten wollen. So stand ein Interviewwunsch
von ihr mit jemand aus einer russischen Universität auf der
Kippe. Die Leitung der Bildungseinrichtung hatte Bedenken, ob das
so gut ist, weil wir ja aus einem nunmehr „feindlichen“ Land
kommen. Aber inzwischen hat sich das geklärt und das Interview
ist genehmigt.


Wir haben uns wie im Mai zu zweit auf den Weg gemacht, via
Kaliningrad. Dorthin brachte uns ein Kleinbus des Leipziger
Unternehmens Top Transfer von Konstantin Ermisch, das an der
Stelle unbedingt erwähnt werden muss. Es hilft Menschen, nach
Russland zu kommen, die aus verschiedenen Gründen dorthin wollen
oder müssen und das nicht per teurem Flug via Istanbul oder
anderswo machen wollen oder können. In Zeiten wie diesen sind
solche Möglichkeiten und Angebote nicht hoch genug zu schätzen.
Für uns war bisher auch jedes der drei Male, die wir auf diese
Weise mit einem Kleinbus nach Russland kamen, eine Chance, andere
Menschen kennenzulernen und zu erfahren, was sie in das große
Land führt.


Angesichts der zunehmenden Konfrontation zwischen dem sogenannten
Westen, dem sich auch ost- und mitteleuropäische Länder wie Polen
angeschlossen haben, und Russland waren wir gespannt, ob sich
beispielsweise beim Grenzübertritt von Polen nach Russland
irgendetwas negativ verändert hat. Die kürzliche Drohnen-Hysterie
mit kurzzeitigen Grenzschließungen hatte auch uns Sorgen gemacht.
Im Mai 2024 und ein Jahr später dauerte der Übertritt von Polen
nach Russland für uns jeweils nie länger als zwei bis drei
Stunden. Da hatten wir von anderen, die ebenfalls auf der Straße
den Weg nach Kaliningrad nahmen – ob mit eigenem Auto oder Bus –,
von deutlich längeren Wartezeiten gehört. Dieses Mal mussten wir
und die sechs anderen im Kleinbus, einschließlich dem Fahrer, zum
Glück auch nicht länger warten. Und am schnellsten ging es auf
der polnischen Seite, während die russischen Zöllner unser
Fahrzeug und unser Gepäck wie das derjenigen vor uns etwas
gründlicher kontrollierten. Etwas kritisch wurden die Exemplare
des Magazins Hintergrund und die Bücher begutachtet, die ich im
Koffer hatte. Aber am Ende war alles gut und auch der
schnüffelnde Spürhund des russischen Zolls hatte bei uns nichts
zu beanstanden.


...https://apolut.net/im-herbst-nach-moskau-von-tilo-graser/


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