Frühe Resonanz und das Risiko einer Borderline-Störung

Frühe Resonanz und das Risiko einer Borderline-Störung

6 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Wie entsteht eine Borderline-Störung – und warum spielen die
ersten 20 bis 24 Lebensmonate eine so
entscheidende Rolle?
In dieser Episode von Erzähl mal geht Dr. Murafi auf einen
besonders sensiblen Bereich der frühen Entwicklung ein: die
Bedeutung von emotionaler Resonanz zwischen
Eltern und Kind – und was passiert, wenn sie ausbleibt.


Kinder kommen physiologisch betrachtet als „Frühgeburten“ zur
Welt und sind in den ersten Lebensmonaten vollständig darauf
angewiesen, dass ihre Bezugspersonen ihre Signale wahrnehmen,
deuten und in eine emotionale Sprache übersetzen. Diese Resonanz
hilft dem Kind zu verstehen: Was fühle ich? Wer bin ich? Wie kann
ich mich beruhigen?
Doch was geschieht, wenn diese Resonanz nicht in ausreichendem
Maß entsteht?


Dr. Murafi zeigt auf, dass es nicht um Schuld geht, sondern um
äußere und innere Umstände, die Eltern daran
hindern können, auf ihr Kind einzugehen – zum Beispiel:




eine postpartale Depression, die die
Feinfühligkeit und Zuwendung einschränkt,




schwere psychiatrische Erkrankungen wie
Schizophrenie, Suchterkrankungen oder
Persönlichkeitsstörungen,




frühe körperliche Erkrankungen des Kindes
selbst, die lange Krankenhausaufenthalte oder
Intensivpflichtigkeit erfordern und dadurch Resonanzphasen
verhindern,




oder auch medizinische Komplikationen wie
unerkannte Hirnblutungen, die das Kind in einen reduzierten
Reaktionszustand versetzen.




Bleibt in dieser Zeit die notwendige Resonanz aus, kann das
Gehirn – insbesondere der Hippocampus, eine
zentrale Struktur für Emotions- und Impulsregulation – nicht
ausreichend reifen. Die Folge: ein erhöhtes Risiko, dass sich
eine Borderline-Störung entwickelt.


Besonders tragisch: Diese fehlende Resonanz lässt sich später
nicht nachholen. Auch gut gemeinte Versuche, „Liebe heilt alles“,
können überfordernd wirken – sogar positive Zuwendung kann als
Überstimulation erlebt werden und dieselben
Reaktionen hervorrufen wie negative Erfahrungen:
Selbstverletzung, Suizidalität oder massive emotionale Krisen.


In dieser Episode lernst du:




warum frühe Resonanz so grundlegend für die
psychische Stabilität ist,




welche Risikofaktoren die Entwicklung einer
Borderline-Störung begünstigen,




und warum Betroffene auf Beziehungsangebote oft so
ambivalent reagieren.




️ Dr. Murafi erklärt, warum es so wichtig ist, diese
Zusammenhänge ohne Schuldzuschreibung zu verstehen – um
Betroffene nicht falsch einzuordnen, sondern fachlich
fundiert und langfristig stabil begleiten zu können.

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