Beschreibung

vor 2 Monaten

In dieser Folge des Erzähl mal Podcasts setzen wir die
Auseinandersetzung mit den Symptomen der
Borderline-Persönlichkeitsstörung fort und widmen uns einem
besonders schwierigen, aber zentralen Themenfeld: den sogenannten
primitiven Abwehrmechanismen. Diese Mechanismen sind keine
bewussten Strategien, sondern unbewusste Schutzfunktionen, die
dann zum Einsatz kommen, wenn eine stabile psychische Struktur im
Laufe der frühen Entwicklung nicht entstehen konnte.


Im Mittelpunkt stehen drei Phänomene:


Spaltung: Gefühle und Wahrnehmungen, die
eigentlich nebeneinander bestehen könnten, werden als unvereinbar
erlebt. Eine Person ist entweder „ganz gut“ oder „ganz schlecht“
– ein differenziertes, ambivalentes Bild ist kaum möglich. Das
kann nicht nur das Selbstbild der Betroffenen destabilisieren,
sondern auch Beziehungen und sogar ganze Teams spalten. Von außen
wirkt das oft wie eine bewusste Manipulation, tatsächlich handelt
es sich jedoch um ein unwillkürliches, tief verankertes Muster.


Projektion: Innere Zustände wie Angst oder Wut
lassen sich nicht halten und werden anderen zugeschrieben. „Der
andere ist wütend auf mich“ – obwohl es die eigene, nicht
regulierte Wut ist. Dieses Phänomen kann so stark sein, dass die
angesprochene Person selbst in den Sog gerät und tatsächlich
wütend reagiert. Projektion schafft damit kurzfristig Entlastung,
destabilisiert aber langfristig Beziehungen.


Verleugnung: Eine Realität, die zu schmerzhaft
oder bedrohlich wäre, wird innerlich „weggeschoben“. Gefühle oder
Tatsachen, die schwer auszuhalten sind, existieren im Erleben
nicht. Das kann kurzfristig schützen, führt aber dazu, dass
notwendige Auseinandersetzungen und Verarbeitung blockiert
werden.


Therapeutisch ist wichtig: Diese Mechanismen sind nicht „falsch“,
sondern Überlebensstrategien. Sie zeigen an, wo das Nervensystem
überfordert ist und wo differenzierende Fähigkeiten erst Schritt
für Schritt erarbeitet werden müssen. Psychoedukation, klare
Strukturen, sichere Bindungserfahrungen und die Möglichkeit,
Gefühle zu benennen und zu halten, bilden hier zentrale
Bausteine.


Unser Anliegen bleibt: Verständnis fördern statt zu verurteilen.
Was von außen widersprüchlich oder „irrational“ erscheint, ist im
Erleben der Betroffenen ein ernsthafter Versuch, mit
überwältigenden inneren Zuständen umzugehen.


Wir laden euch ein, mitzudenken und mitzuteilen: Welche
Beschreibungen passen, wo braucht es Ergänzungen oder
Korrekturen? Schreibt uns gerne eure Gedanken – denn bevor jemand
„Erzähl mal“ sagt, braucht es ein aufmerksames „Ich hör mal“.

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