Folge 129: Blind Vertrauen

Folge 129: Blind Vertrauen

32 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Diesmal geht es um Menschen, für die es sehr schwer ist,
schwimmen zu lernen. Und denen es zusätzlich auch noch schwer
gemacht wird: Menschen, die blind sond oder eine starke
Sehbeeinträchtigung haben. Zu Gast ist Julie Rühberg, die als
Sportlehrerin im Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in
Hamburg arbeitet. Und dort blinden und sehbeeinträchtigten
Kindern das Schwimmen beibringt.


Keine leichte Aufgabe - denn vor allem von Geburt an Blinde haben
überhaupt keine Vorstellung davon, wie schwimmen überhaupt
funktioniert. Sie sehen keinen Beckenboden, haben keine
Vorstellung von Tiefe und wissen nicht, wo das Becken zuende ist.
Wasser in den Augen macht es zusätzlich schwierig, denn gerade
weil die Kinder nicht sehen können, ist das für die meisten sehr
unangenehm. Hinzu kommt, dass es in Schwimmbädern oft sehr laut
ist und es in der Regel sehr hallt. Blinde und sehbeinträchtigte
Menschen hören diese Geräusche noch viel stärker als Sehende und
können sie viel schlechter filtern.


All das macht es für sie schwerer, das Schwimmen zu lernen - aber
eben überhaupt nicht unmöglich, sagt Julie. Im Gegenteil - jeder
und jede solle diese Chance bekommen, findet sie. Denn nur wer
schwimmen kann und mindestens das Bronze-Abzeichen hat, darf dann
auch allein ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Allerdings -
öffentliche Schwimmkurse für Blinde und Sehbehinderte gibt es
praktisch nicht. Das Problem: Es gibt viel zu wenig
Schwimmlehrer:innen, die darin ausgebildet sind und sich das
zutrauen. Und wer einen Verein für blinde und sehbehinderte
Schwimmer:innen besuchen will, muss in der Regel vorher schwimmen
können.


Im Hamburger Bildungszentrum hat man sich deshalb zum Ziel
gesetzt, allen Kindern verbindlich Kurse zur Wassergewöhnung und
Schwimmvermittlung anzubieten. Das Ziel: Wenigstens das
Seepferdchen, wenn möglich aber noch mehr. Hilfreich ist, dass
die Schule ein eigenes Therapieschwimmbecken auf dem Gelände hat,
man buche aber auch Wasserzeiten bei den öffentlich Bädern,
erzählt Julie. Zunächst gehe es darum, sich nicht nur an das
Wasser zu gewöhnen, sondern auch die Umgebung abzutasten, um ein
Gefühl dafür zu bekommen, wo man sich eigentlich bewegt. Das
Schwimmenlernen selbst finde in lauter kleinen Abschnitten statt,
mit geführten Bewegungen und ganz viel Halt. Nicht nur die Kinder
genießen das - auch die Eltern sind oft erstaunt, weil sie das
ihren Kindern oft gar nicht zugetraut haben.


Julie ist mit großem Engagement bei der Sache. Nicht nur im
Schwimmbecken - sie hofft, dass ihre Schule auch Vorbild für
andere sein kann. Und dass die Bäderbetriebe und andere
Organisationen merken, wie wichtig es ist, dass wirklich alle
Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, schwimmen lernen können.
Und entsprechende Schwimmlehrer:innen ausbildung. Ein gutes
Beispiel ist für sie die Stiftung „Deutschland schwimmt“ - denn
die bildet bereits deutschlandweit Inkusionsschwimmlehrer:innen
aus.

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