342. Meinungsfreiheit einschränken, um sie zu stärken? - Prof Rieck
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vor 2 Monaten
Eigentlich sollte Meinungsfreiheit in einer freiheitlichen
Gesellschaft selbstverständlich sein. Doch was, wenn eine Gruppe
die Regeln bricht? Soll man Gleiches mit Gleichem vergelten?
Radikalenerlass: https://de.wikipedia.org/wiki/Radikal...
Die 36 Strategeme:
Print: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASI...
Als Hörbuch: https://payhip.com/b/4nBZl
WEITERE INFORMATIONEN VON TEAM RIECK
Spieltheorie: Vom Gefangenendilemma (GD) zur Kooperation
Das GD zeigt den Konflikt zwischen individueller und kollektiver
Rationalität: Defektion ist für den Einzelnen vorteilhaft, führt
aber gemeinsam zum schlechteren Ergebnis (Nash-Gleichgewicht 1/1
statt 3/3). In wiederholten Spielen ermöglicht Tit-for-Tat (TfT)
Kooperation: startend kooperativ, anschließend Spiegelung des
letzten Zugs. Vorteile: nicht ausbeutbar (sofortige Sanktion),
versöhnlich (sofortige Rückkehr), einfach. Risiko: Eskalation
durch Fehlwahrnehmungen.
Übertragen auf gesellschaftliche Konflikte: Polarisierung und
„Cancel Culture“ funktionieren wie ein iteriertes GD. „Defektion“
ist der Versuch, die Gegenseite mundtot zu machen – kurzfristig
bringt das Deutungshoheit, langfristig schadet es dem Diskurs.
Gleiches gilt in der Außenpolitik: Reziprozität fördert
Vertrauen.
Cancel Culture: spieltheoretisch-historisch
„Cancel Culture“ entstand um 2010 im afroamerikanischen
Aktivismus als Entzug von Unterstützung bei problematischem
Verhalten. Heute ist der Begriff politisiert und bezeichnet die
strategische Anwendung sozialer oder beruflicher Sanktionen gegen
unliebsame Meinungen.
Historische Vorläufer zeigen: Der Mechanismus ist nicht neu. In
der McCarthy-Ära (USA, 1950er) führten Verdächtigungen
(„Blacklisting“) zu sozialer und beruflicher Ächtung. Der
deutsche Radikalenerlass (1972) zielte auf „Verfassungsfeinde“ im
öffentlichen Dienst („Berufsverbote“). Gemeinsam ist die
Verschiebung vom Argument zur Existenzebene.
Abgrenzung zu legitimer Kritik: Kritik greift Argumente an und
bleibt im Diskurs. Systematisches „Canceln“ zielt auf Status,
Beruf und soziale Integration – also auf Ausschluss aus dem
Diskursraum. Es ist die strategische Defektion im
gesellschaftlichen GD.
Lösungsansätze: Von Defektion zu Kooperation
Ziel ist ein stabiles, Pareto-superiores Gleichgewicht:
Meinungsfreiheit + Respekt.
• Dialog & Mediation: Formate des konstruktiven Journalismus
verbinden Probleme mit Lösungen und wirken wie Moderation.
• Digitale Diskurskultur: Plattform-Design und Moderation sollten
Anreize verschieben. Nicht bloß Engagement belohnen (Empörung),
sondern sachlichen Austausch.
• Internationale Beispiele: Skandinavische Länder setzen auf
starke, unabhängige ÖRR als vertrauenswürdige Instanzen – eine
„übergeordnete Autorität“, die GD-Dynamiken zähmt. Kanada betont
Medienkompetenz und Normen des respektvollen Diskurses – eine
Verpflichtung zu wechselseitiger Kooperation.
Fazit
Freie Rede braucht Regeln der Reziprozität. Wer Defektion mit
Defektion beantwortet, stabilisiert Polarisierung. Besser sind
transparente Regeln, schnelle, proportionale Sanktionen bei
Regelbruch und die Bereitschaft zur Rückkehr in die Kooperation.
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#profrieck #cancelculture #politik
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