Ära der Sprachlosigkeit
30 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Liebe Leserinnen und Leser,
wir sprechen und schreiben viel darüber, dass aus Worten Taten
folgen können. Stimmt. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.
Vielmehr fällt mir auf, dass wir es zunehmend verlernen,
miteinander zu sprechen und zu diskutieren. Zu oft werden
Diskussionen abgebrochen, weil eine Seite zu emotional wird und
dann grundsätzlichere Dinge in Frage gestellt werden
(Freundschaft, Moral).
Das ist mir auch während meiner Zeit in den USA (Washington D.C.)
an der Universität aufgefallen. Manchmal habe ich den Satz
gehört: „Wenn du bei diesem Thema nicht die gleiche Meinung hast
wie ich, dann kann ich nicht mit dir befreundet sein.“
Welche Konsequenzen hat das?
Wenn ein Gespräch nicht mehr möglich ist und trotzdem ein Punkt
gemacht werden soll, dann bedeutet das - im besten Fall - ein
kurzer Boxkampf mit Handschlag danach.
Aber natürlich ist auch das eine naive Vorstellung wenn wir auf
die Dynamik der heutigen Zeit schauen. Im schlimmsten Fall
passiert nämlich das, was wir gerade in den USA sehen. Ein
Aktivist wird auf offener Bühne erschossen. Jemand, der das
Gespräch gesucht hat (und dabei ist letztlich egal, welche
fragwürdigen Thesen er verbreitet hat), verstummt für immer.
Es sind nämlich nicht unbedingt die Worte, die zu Taten führen.
Vielmehr ist es doch die Sprachlosigkeit, die aus einer
Hilflosigkeit heraus entsteht, die zu schlimmen Taten führt.
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