August 1914: Der verzerrte Ursprung unserer Gegenwart - Teil 4 | Von Wolfgang Effenberger
46 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Monaten
Den Siegern gelingt die Verankerung des Narrativs vom
imperialen Deutschland
Ein Standpunkt von Wolfgang
Effenberger.
"Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben" – ein häufig
zitierter Satz, der sich in Deutschland mächtig und nachhaltig
entfaltet hat. Insbesondere wurde die Darstellung Deutschlands
als imperialistische Großmacht nach beiden Weltkriegen maßgeblich
von den Siegermächten geprägt und tief im kollektiven Gedächtnis
Europas und der Welt verankert. Dieses Narrativ hat nicht nur die
Wahrnehmung deutscher Geschichte und Identität beeinflusst,
sondern auch politisch und gesellschaftlich tiefe Auswirkungen
auf Deutschland selbst gehabt. Vor allem den Briten gelang es,
das Bild vom „imperialen Deutschland“ zu etablieren, und es gilt,
aufzuzeigen, welche Funktion diese Narration erfüllt hat und
welche Folgen dies für Deutschland und seine Erinnerungskultur
hat.
Maßgeblich an diesem "Erfolg" beteiligt war der heute noch von
Vielen als Pazifist und Anhänger der sozialistischen
Fabian-Society gefeierte britische Propagandist und politische
Intellektuelle H.G. Wells (1866–1946).
Die wirkmächtige Propagandaarbeit des Briten H.G.
Wells
H.G. Wells war vor allem für seine Science-Fiction-Romane wie
„Die Zeitmaschine“ und „Krieg der Welten“ bekannt. Weniger
bekannt, aber von großer Bedeutung für die geistige
Neuausrichtung Deutschlands nach 1945, ist Wells’ Rolle als
Propagandist und Popularisierer von Weltgeschichte. Seine Werke
zielten darauf ab, Nationalismus, Militarismus und die überholten
politische Ordnungen der Gegner des Empire zu überwinden und
stattdessen ein universales Geschichtsverständnis im Sinn eines
anglo-amerikanischen Imperiums, wie es Cecil Rhodes vorschwebte,
zu fördern. (1)
So wie Rhodes oder Bertrand Russell (1872–1970) träumte H. G.
Wells (1866–1946), von einem perfekten Weltstaat mit einem
»ethischen System«, welches »die Fortpflanzung dessen
begünstigt, was in der Menschheit fein, wirksam und schön ist –
schöne und starke Körper, einen klaren und mächtigen Geist und
einen wachsenden Wissenskörper – und ... die Fortpflanzung von
niederen und unterwürfigen Typen, von angstgetriebenen und feigen
Seelen, von allem, was in den Seelen, Körpern oder Gewohnheiten der
Menschen gemein, hässlich und bestialisch ist,
kontrolliert“ (2)
Der irische Dramatiker George Bernard Shaw (1856–1950) nahm
offenbar für die eugenische Verbesserung der Menschheit sogar
Gaskammern in Kauf:
»Wir sollten uns verpflichtet fühlen, sehr viele Menschen zu
töten, die wir jetzt am Leben lassen, und sehr viele Menschen am
Leben zu lassen, die wir gegenwärtig töten. Wir sollten alle Ideen
über die Todesstrafe loswerden müssen ... Ein Teil der eugenischen
Politik würde uns schließlich zu einer umfassenden Nutzung der
Totenkammer verhelfen. Sehr viele Menschen müssten aus dem Leben
gerissen werden, nur weil es die Zeit anderer Menschen
verschwendet, sich um sie zu kümmern.« (3)
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