339. Vier AfD-Kandidaten vor der Wahl gestorben: Zufall? (Wahrscheinlichkeit mittels Poisson-Verteilung) - Prof Rieck
34 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Es gibt eine auffällige Häufung von Todesfällen unter
AfD-Kandidaten vor der Kommunal-Wahl in Nordrhein-Westfalen. Wie
wahrscheinlich ist es, dass dies ein zufälliges Ereignis ist? Im
Video wird eine Abschätzung mittels Poisson-Verteilung
vorgenommen und mit einer Monte-Carlo-Simulation überprüft.
Infos zu den Todesfällen:
https://www.nzz.ch/international/sech...
WEITERE INFORMATIONEN VON TEAM RIECK:
1. Statistische Grundkonzepte &
Fallstricke
Häufungen wirken oft auffälliger, als sie statistisch sind.
Zentrales Problem: das Multiple-Testing (Look-Elsewhere-Effekt).
Ex post wirkt ein seltenes Ereignis überraschend, ex ante ist die
Wahrscheinlichkeit für irgendeine Auffälligkeit viel höher.
Beispiel: Ein beliebiges auffälliges Kfz-Kennzeichen zu sehen ist
wahrscheinlich, ein exakt vorhergesagtes extrem
unwahrscheinlich.
Die Poisson-Verteilung ist für seltene Ereignisse in großen
Populationen handlicher als die Binomialverteilung.
Ein Signifikanzniveau (z. B. 0,34%) zeigt Seltenheit, ist aber
kein Beweis für Kausalität. Es rechtfertigt nur weitere Prüfung.
2. Ereignisdefinition & Datenbasis
Die Wahrscheinlichkeit hängt stark ab von:
Zahl der Fälle (genau k vs. mindestens k).
Abgegrenzter Population (nur Partei A oder alle Kandidaten).
Zeitfenster (Monat vs. Jahr).
Seriöse Schätzungen erfordern Sterbetafeln, die Alters- und
Geschlechtsstruktur der Kandidaten und den exakten Zeitraum.
Ohne diese bleibt alles spekulativ.
3. Kontext & Vergleiche
Eine isolierte Zahl ist bedeutungslos. Notwendig ist:
Altersstruktur: Parteien mit älteren Kandidaten haben höhere
Grundsterblichkeit.
Vergleich zu anderen Parteien: Nur einseitige Häufungen sind
auffällig.
Historische Daten: Gab es ähnliche Schwankungen früher? Dies
kalibriert die Erwartung.
4. Alternative Erklärungen
Clustering: Räumliche oder zeitliche
Häufungen entstehen zufällig und sind kein Kausalbeweis.
Medienecho: Früh mediale Aufmerksamkeit
erhöht die Wahrnehmung weiterer Fälle, die sonst unbeachtet
geblieben wären. So entsteht ein scheinbarer Trend.
5. Handlungsempfehlungen
Aktuar-Gutachten: Erwartete Todesfälle
berechnen, mit Demografie und Zeitraum.
Forensik: Obduktionen klären natürliche vs.
unnatürliche Ursachen.
Transparente Schwellenwerte: Klare
Kriterien, ab wann Zufall nicht mehr plausibel ist und
Ermittlungen nötig sind.
6. Kognitive Verzerrungen
Confirmation Bias: Daten werden passend zur
eigenen Überzeugung interpretiert.
Ankerheuristik: Erste, oft falsche
Schätzwerte prägen die Debatte.
Gegenmittel: Systematische
Gedankenexperimente und kritische Reflexion.
#profrieck #afd #wahrscheinlichkeit
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