Die NATO, der Frieden und ein gefährlicher Mythos

Die NATO, der Frieden und ein gefährlicher Mythos

19 Minuten
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Analysis on politics, society and our changing world. In German and English.

Beschreibung

vor 3 Monaten

Liebe Leserinnen und Leser,


Heute treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische
Präsident Wladimir Putin in Alaska. Es ist der vorläufige
Höhepunkt und zugleich ein Tiefpunkt von Donald Trumps
Außenpolitik, die insbesondere beim Thema Ukrainekrieg – gelinde
gesagt – hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben ist.


Dass Trump den Krieg zwischen Russland und der Ukraine binnen 24
Stunden hätte beenden können, das glaubte wohl niemand. 24
Stunden in Trump-World kann man in der echten Welt umrechnen in
100 Tage oder ein halbes Jahr. Doch auch nach diesem großzügigen
Umtauschkurs muss man festhalten: Trump ist von Wladimir Putin
regelrecht vorgeführt worden.


Und während vor ein paar Tagen noch davon die Rede war, dass
Trump beim Treffen mit Putin einen Friedensdeal aus dem Hut
zaubern könne, so ruderte das Weiße Haus am Mittwoch gehörig
zurück und sprach nur noch von einer „listening exercise“.


Die Washington Post schreibt:


„Ein Einzelgespräch mit Trump ist aus Putins Sicht bereits ein
Sieg, da er seit langem danach strebt, die Ära
wiederherzustellen, in der Washington und Moskau die beiden
dominierenden Hauptstädte der Welt waren. Seit er 2014 die
ukrainische Halbinsel Krim mit Gewalt annektiert hat, betont er,
dass der Weg zur Lösung des Konflikts über Gespräche mit einem
US-amerikanischen Staatschef und nicht mit einem ukrainischen
Staatschef führt. Abgesehen von einem Besuch bei den Vereinten
Nationen im Jahr 2015 hat der russische Staatschef seit 2007, dem
Jahr vor seiner Invasion in Georgien, einem weiteren Nachbarland
Russlands, keinen Fuß mehr auf US-amerikanischen Boden gesetzt.“


Ähnlich sieht es der Generalleutnant a.D. Ben Hodges,
ehemals Commanding General der US Army Europe, der mir dieses
Zitat per E-Mail zukommen ließ:


„Ich habe sehr geringe Erwartungen an dieses Gipfeltreffen
zwischen Präsident Trump und Präsident Putin, und es scheint,
dass auch die Trump-Regierung damit beschäftigt ist, die
Erwartungen zu dämpfen.


Die Drohungen mit ‚schwerwiegenden Konsequenzen‘ für Russland,
sollte es zu keiner Einigung über einen Waffenstillstand kommen,
klingen hohl, da der Präsident dies bereits fünf oder sechs Mal
getan hat, ohne dass es tatsächliche Konsequenzen für Russland
gab, und Putin weiß das.


Die Trump-Regierung hat von Anfang an einen zum Scheitern
verurteilten Ansatz verfolgt, weil sie nie ein klares
strategisches Ziel für den Ausgang des russischen Krieges gegen
die Ukraine definiert hat (derselbe Fehler wie die
Biden-Regierung), weil sie die Geografie, Geschichte und Kultur
dieses Krieges nie verstanden oder sich darum gekümmert hat und
weil sie nicht einmal versucht hat, den verfügbaren und enormen
wirtschaftlichen Hebel einzusetzen, um Russland zur Beendigung
seiner Aggression zu zwingen.


Der Ansatz von Präsident Trump entspricht dem eines
Geschäftsmannes aus den späten 1990er Jahren, der ein
Immobiliengeschäft in Manhattan abwickelt.“


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