Der deutsche Todestrieb? | Von Rainer Rupp
13 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 4 Monaten
Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Was ist los mit Deutschland? Diese Frage stellt sich, wer genauer
hinsieht auf eine Gesellschaft, die antriebslos, gespalten und
kulturell entkernt wirkt. Die Deutschen scheinen müde – ja,
regelrecht lebensmüde. Roland Rottenfußer beschreibt in seinem
sehr langen, auf der Internet-Plattform „manova“ veröffentlichten
(1) Essay eine Nation, die historisch gewachsen einen Hang zur
Selbstzerstörung kultiviert hat und diesen heute in
modernisierter Form fortsetzt. Nachfolgend habe ich seine
wichtigsten Thesen und Beobachtungen zusammengefasst und mit
einigen Bemerkungen ergänzt.
Er beginnt beim berühmten Nibelungenlied. Darin weigern sich die
Burgunder, den Mörder Hagen auszuliefern, obwohl sie wissen, dass
sie damit ihr eigenes Ende besiegeln. Sie ziehen es vor,
„Nibelungentreue“ zu halten – ein Ehrbegriff, der absolute
Loyalität auch um den Preis des Untergangs fordert. Dieses Motiv
wurde später politisch instrumentalisiert und 1909 erstmals von
Reichskanzler von Bülow politisch eingesetzt, um die unbedingte
Waffenbrüderschaft mit Österreich-Ungarn zu rechtfertigen. Das
Ergebnis war der Erste Weltkrieg – über zwei Millionen Deutsche
verloren ihr Leben.
Noch drastischer bedienten sich die Nationalsozialisten dieses
Mythos. Hitler forderte noch in den letzten Kriegstagen 1945 in
einem „Führerbefehl“ von jedem Deutschen „Pflichterfüllung bis
zum Äußersten“. Als klar war, dass der Krieg verloren war, ließ
er eine Politik der verbrannten Erde umsetzen. Nichts sollte dem
Feind in die Hände fallen – lieber sollte alles zerstört werden.
Damit wurde das Land in Schutt und Asche gelegt und Millionen in
den Tod geschickt. Der Mythos vom heroischen Opfer ging in einem
Alptraum aus Bomben, Massengräbern und moralischem Bankrott
unter.
Rottenfußer verweist darauf, dass diese historischen Extreme zwar
auf den ersten Blick fern erscheinen mögen – schließlich ist das
heutige Deutschland ein Land von Smartphone-Nutzern und
Netflix-Konsumenten. Doch die Tendenz zur Selbstaufgabe, die Lust
am Untergang, wie sie der Philosoph Jochen Kirchhoff nennt, sei
nicht verschwunden. Kirchhoff beschreibt eine
„lichtferne Schicht des deutschen Geistes“,
aus der eine zerstörerische Todessehnsucht hervorbreche – eine
Bereitschaft, den eigenen Untergang nicht nur in Kauf zu nehmen,
sondern geradezu zu wollen.
Diese These wirkt zunächst pathetisch. Aber Rottenfußer findet im
heutigen Deutschland viele Indizien, die darauf hindeuten. Ein
Beispiel: Die Politik folgt in vielen Fragen weitgehend
willfährig den Interessen der USA. Deutschland übernimmt massive
Rüstungsverpflichtungen, die vor allem der NATO-Logik dienen. Es
liefert immer schwerere Waffen in die Ukraine, auch wenn dies die
Spannungen mit Russland gefährlich zuspitzt. Rottenfußer erkennt
darin keine selbstbewusste Friedenspolitik, sondern eine
gefährliche Hörigkeit – die Bereitschaft, für fremde Interessen
das eigene Land erneut in einen Krieg hineinzuziehen.
Als aktuelles Beispiel zur Untermauerung dieser These von
Rottenfußer könnte man das Verhalten von Bundeskanzler Friedrich
- "Dreckarbeit“-Merz anführen. Als Vorbild für das Deutsche Volk
hat er öffentlich bekannt, keine Angst vor einem Atomkrieg gegen
Russland zu haben. Allerdings hat er – zumindest pro forma -
Verständnis für die Weicheier, die anderer Meinung sind und nicht
mit dem deutschen Volk auf dem von Merz vorgezeichneten Weg wie
Lemminge in den atomaren Abgrund stürzen wollen, während Merz
sich mit seinem Privatflugzeug längst aus dem Staub gemacht hat.
Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.
Weitere Episoden
14 Minuten
vor 3 Tagen
17 Minuten
vor 4 Tagen
15 Minuten
vor 5 Tagen
8 Minuten
vor 6 Tagen
8 Minuten
vor 1 Woche
In Podcasts werben
Abonnenten
göhrde
Göppingen
Würzburg
Rostock
Vlotho
Buxtehude
Wehr
R_M: Bisch
Kommentare (0)