Ist Forecastgenauigkeit überbewertet? Praxistipps für Planung und Produktion in der Lieferkette

Ist Forecastgenauigkeit überbewertet? Praxistipps für Planung und Produktion in der Lieferkette

17 Minuten

Beschreibung

vor 4 Monaten
Forecast Accuracy – der gehypte KPI?Viele Unternehmen, Berater und
selbst große Research-Institute wie Gartner stellen die
Prognosegenauigkeit gerne als „heiligen Gral“ im Supply Chain
Management dar. Es klingt ja so einfach: Je besser unser Forecast,
desto besser laufen alle Prozesse weiter hinten, richtig? Boni,
Zielvereinbarungen und Beraterprojekte haben sich jahrelang darum
gedreht, die Prozentzahl bei der Forecast Accuracy nach oben zu
schrauben.Doch die Erfahrung der letzten Jahre und viele Projekte
zeigen mir: Selbst die beste Prognose bringt dich nicht weiter,
wenn die nachfolgende Planung und Umsetzung – insbesondere in der
eigenen Produktion oder bei den Lieferanten – nicht stabil
aufgestellt ist. Warum ist die Forecast Accuracy trotzdem
wichtig?Natürlich bleibt die Prognosegenauigkeit relevant, keine
Frage. Sie hilft, Bestände zu optimieren, Kapazitäten sinnvoll zu
verplanen und einen stabileren End-to-End-Prozess entlang der
gesamten Supply Chain sicherzustellen – von der Vertriebsseite bis
zur Materialbestellung bei Lieferanten. Was fehlt? Die Betrachtung
der Production Plan Conformance!Mein eigentliches Anliegen heute:
Viele fokussieren sich zu sehr auf Prognosedaten – dabei entsteht
echter Supply Chain-Erfolg oft erst im Zusammenspiel zwischen
Bedarf (Forecast) und Angebot (Produktion/Supply). Entscheidender
Hebel dafür ist die sogenannte Conformance to Plan, also wie gut du
– oder dein Partner/Lieferant – tatsächlich den (Produktions-)Plan
einhältst, der auf Basis des Forecasts entstanden ist.Das klingt
einfach, ist es aber nicht. Hier ein Praxis-Tipp: Die meisten
Unternehmen entkoppeln Bedarf und Produktion über Lagerbestände.
Die Produktion kann also – zumindest zu einem gewissen Grad und mit
funktionierenden Netzwerken/Sicherheitsbeständen – unabhängig von
kurzfristigen Forecast-Schwankungen laufen. Wenn die Produktion
aber trotzdem regelmäßig aus dem Plan fällt, hilft selbst die
punktgenaueste Prognose wenig. Produktverfügbarkeit, OTIF (On Time
in Full), Effizienz und letztlich Kundenzufriedenheit leiden massiv
darunter.Analyse: Warum werden Pläne nicht eingehalten?Die Lösung
liegt für mich im wöchentlichen Vergleich von Plan und Ist in der
Produktion. Abweichungen sollten nicht nur als Zahl betrachtet,
sondern nachverfolgt und systematisch analysiert werden (“Root
Cause” statt “oberflächlicher KPI”). Ursachen können vielschichtig
sein:• Personalausfälle (z.B. Krankheit, fehlende Qualifikation)•
Technische Probleme (Stillstände, fehlender Ramp-Up nach
Projekten)• Materialengpässe (Lieferverzögerungen, schlechte
Lieferantenabstimmung)• Prozesslücken (z.B. unklare
Changeover-Zeit, mangelhafte Flexibilität in der Schichtplanung)•
Ungeplante Kundenaufträge (z.B. dringend reingekommene
Anforderungen, die „in den Plan eingreifen“)Praxis-Tipp: Führe eine
logische Liste mit 10–20 Hauptgründen, die du regelmäßig gepflegt
und ausgewertet nutzt. Nur so kannst du gemeinsam mit deinem Team
systematische Verbesserungen anstoßen.Segmentierung: Muss jedes
Produkt gleich behandelt werden?Ein weiteres Missverständnis aus
meiner Sicht: Man behandelt oft alle Produkte gleich. In Wahrheit
unterscheidet sich aber das Absatzverhalten und die Volatilität
zwischen einzelnen Produktfamilien oft massiv. Nicht jeder Artikel
muss maximal agil und flexibel produziert werden! Manche Produkte
laufen stabil, andere benötigen hohe Flexibilität und schnelle
Anpassung. Nutze einfache und anschauliche Segmentierungskonzepte
(z.B. mit Tier-Metaphern, Volumen- und Volatilitäts-Matrizen), um
Produktions- und Lieferkonzepte daran auszurichten.So kannst du
z.B. für Produkte mit stetigem Absatz und hoher Planbarkeit
effiziente, große Losgrößen fahren und deine Kosten senken. Spar
dir Flexibilität und Agilität für die „Frösche“ im Sortiment, die
immer wieder für Überraschungen sorgen.Kartendecks & more:
https://store.deine-lieferkette.de

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