Nach dem Krieg ist vor dem Krieg | Von Hermann Ploppa
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Beschreibung
vor 5 Monaten
Der Zwölftagekrieg ist vorbei. Zeit, um Fehler zu
analysieren und Korrekturen vorzunehmen. Um dann erneut
gegeneinander anzutreten?
Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.
Die Internationale der Rüstungsindustrie bastelt ständig an
technischen Innovationen. Und alle Jahre wieder muss es zeitlich
und regional begrenzte Kriege geben, um die Qualität der eigenen
Produkte im Ernstfall erproben zu können. Bei erfolgreichem
Einsatz steigert das den Marktwert der eigenen Mordware. Auf der
nächsten Waffenmesse kann man dann mit dem Prädikat „combat
proven“, also: kampferprobt, die potenziellen Käufer überzeugen.
Dabei ging es bei dem nun beendeten „Zwölftagekrieg“ zwischen
Israel, USA und Iran durchaus auch um ganz handfeste
Interessengegensätze. Der Ausgang dieses von Israel alleine
provozierten Waffengangs überraschte die westliche
Wertegemeinschaft beträchtlich. Denn der Iran erwies sich als
harte Nuss, an denen sich USA und Israel einige Zähne ausgebissen
haben. Bevor der Iran diesen Krieg gewinnen konnte, wechselten
die USA kurzfristig aus der Rolle des Verbündeten Israels in die
Rolle des Schiedsrichters, um das Spiel vorzeitig abzupfeifen und
eine Erholungspause für Israel herauszuholen. Doch das blutige
Spiel ist keineswegs zu Ende. Die gegnerischen Mannschaften
nutzen jetzt die von Trump erzwungene Spielpause, um Kräfte zu
sammeln für die nächste Runde. Derweil sind die Analysten auf
beiden Seiten dabei, die eigenen Fehler aufzuspüren und neue
Strategien zu entwickeln. Wir schauen den Analysten dabei über
die Schulter. Wo wurde gepatzt, und wo ist noch mehr drin?
Das Scheitern der Schock-Strategie
Wie bereits an dieser Stelle beschrieben, resultierten die
Anfangserfolge Israels aus extremer Perfidie im Umgang mit dem
Gegner . Es gibt nämlich immer informelle Kanäle, über
die sich potenzielle Kriegsgegner verständigen. Und über diese
Kanäle sicherten Israel und die USA dem Iran zu, in der Woche vor
der nächsten Verhandlungsrunde über Nukleare Aufbereitung am
Sonntag, dem 15. Juni, keinesfalls Angriffe zu starten .
Solche Verabredungen sind das A und O, um überhaupt Gespräche
zwischen Kombattanten möglich zu machen. Ein elementares
Grundvertrauen. Und dieses Grundvertrauen wurde von Israel und
den USA sträflich verletzt. Während sich die Unterhändler Irans
sowie die Generäle und Nuklearexperten sicher fühlten, wurden sie
in ihren Betten mitsamt Familie verbrannt. Dieser Bruch des
Ehrenwortes sollte im Schockverfahren den Iran enthaupten. Die
Kalkulation war, dass ein enthaupteter Iran sich im Sturmlauf,
vielleicht noch flankiert von israelischen Bodentruppen, ganz
schnell und schmerzlos erobern lässt. Die Blaupause dafür war die
Eroberung des Irak im Jahre 2003. Die Shock and Awe-Methode hatte
damals einwandfrei funktioniert.
Im Falle des Iran jedoch ging die Rechnung nicht auf. Anscheinend
hatte die iranische Führung den schnellen Ersatz des verlorenen
Generalstabs zuvor geübt. Der personelle Wechsel führte zu keiner
Irritation, die der Feind hätte ausschlachten können. Und damit
war der Überraschungseffekt von sehr kurzer Dauer. Die neue
militärische Führung leitete eine sehr kluge Gegenoffensive ein.
Die Iraner schossen in der ersten Gegenoffensive mit
Marschflugkörpern zunächst ihre ältesten Ladenhüter auf Israel.
Der viel gepriesene Eiserne Dom Israels arbeitete seine besten
Geschosse an iranischem Militärschrott ab. Mit jeder der
insgesamt 19 iranischen Angriffswellen wurden die Geschosse
besser, moderner, zielgenauer. Dabei wurden nicht mehr nur
symbolisch irgendwelche Geschosse in israelisches Gebiet
geknallt, wie man es bislang von den Huthis oder der Hamas
gewohnt war. Nein. Stattdessen trafen die iranischen
Marschflugkörper die Zentren israelischer Militärmacht
substanziell.
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